"Wir machen immer den abgeschmackten Witz von der linken und der rechten Hand des Teufels", scherzt Richter über sein Verhältnis zu Rauch. Am Donnerstag zeigte er sich bei der Präsentation seiner jüngsten Arbeiten im Essl Museum mehr als launig und wortreich.
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©Bild: ORF.at/Gerald Heidegger |
Richter und der Weg in die Kunst
Richter hat einen langen Weg in die etablierte Malerei hinter sich. "Ich habe ja nichts Richtiges gelernt und hatte keine reichen Eltern, also blieb nichts anderes als der Weg in die Kunst", so Richter kokett.
So richtig heimisch scheint sich das Ex-Mitglied der Hamburger Szene, Weggefährte von Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) und geistiger Lehrmeister von Rocko Schamoni, in der etablierten Kunst nicht zu fühlen. Ihm sei es ja egal, wer seine Bilder besitze, sagt Richter. Für ihn seien Bilder ein öffentliches Gut, wichtig sei, dass sie zugänglich und diskutiertbar seien.
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Die Kraft der Bilder
Den Hintergrund seiner thematisch, farblich und maltechnisch immer wieder ausufernden Bilder erklärt Richter mit der Verarbeitungssucht von Bildern, die einen ständig "triggerten": Die Frage sei, "wie man die Wahrheit und auch Lüge dieser Bilder", die auf einen einströmten, in die Malerei bringe.
Richter hat sich der "Faszination des Malprozesses" verschrieben. Manchmal probiere er nur aus, wie viel Farbe auf einem Bildträger halte. "Jede Malerei ist ein Abstraktionsprozess, jedes Bild ein Weltbild, kein Abbild von etwas."
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Den Rest der Avantgarde erkämpfen
Die Malerei, so Richter, stehe wie die anderen Künste in der Gegenwart vor der Aufgabe, einen Rest von Avantgarde zu erhalten. In diesem Prozess bediene man sich letztlich aber wieder eines Formenkanons, und das sei eigentlich meist der, der zur Moderne hingeführt habe.
Seinen Anspruch an die Kunst formuliert er als ein "radikales Für-sich-selbst-Arbeiten". "Die Wahrheit", so Richter, "ist immer etwas Schönes. Eine Erkenntnis, auch wenn sie schmerzhaft ist, ist etwas Schönes." Die Malerei stelle am Ende immer etwas Schönes, etwas sinnlich und nicht intellektuell Erfahrbares dar. Das, so Richter, habe für ihn aber nichts mit Harmonie zu tun. Ihn interessiere die "Transformation der Beobachtung in der Malerei - und daraus resultiert am Ende immer wieder etwas, das als schön" erfahrbar sei.
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Richter vs. Richter
Sein Verhältnis zu seinem Namenskollegen Gerhard Richter umschreibt Daniel Richter so: Gerhard Richter sei zweifellos ein großer Maler. "Aber Richter ist ein Maler für Leute, die nichts von Malerei verstehen oder sich nicht für den Prozess des Malerischen interessieren. Richter ist letztlich in diesem Feld so etwas wie der Lieblingsintellektuelle".
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"Die Mauer fiel, ich musste schauen, wie ich klarkomme"
Sein Weg in die Malerei sei erst sehr spät gekommen. "Die Mauer fiel, und ich musste schauen, wie ich klarkomme", sagt Richter im Duktus des Sven Regner'schen "Herrn Lehmann".
Kunst sei immer das Einzige gewesen, das ihn interessiert habe. Die "Störung", alles zu bekritzeln, habe er schon als Kind gehabt.
Im Essl Museum gibt es sehr große Formate zu sehen, in denen Richter die Bildräume thematisch sehr frei verdichtet. Auch viele Kleinformate legt der sonst zum großen Malgestus und zu starken Komplementärfarben Neigende vor. "Kleinformate sind praktisch", sagt Richter. "Wenn sie einem nicht gefallen, kann man sie rasch in die Mülltonne werfen. Bei den Großformaten ist das deutlich schwieriger, da bräuchte man dann immer Riesencontainer."
Gerald Heidegger, ORF.at
Die Ausstellung
Daniel Richter, 23. Oktober bis 10. Jänner, Essl Museum in Klosterneuburg. Zum Museum verkehrt von Dienstag bis Sonntag ein Shuttlebus vom Albertinaplatz 2, 1010 Wien.
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