Impfaktion startet nächste Woche

Deutsche Kinderärzte äußerten Bedenken zur Verwendung von "Celvapan" bei Schwangeren und Kindern.
Während in Deutschland ein heftiger Streit über unterschiedliche Impfstoffe gegen Schweinegrippe entbrannt ist, bereitet sich Österreich auf die nächste Woche startende Impfaktion vor. Die deutsche Regierung wird kritisiert, weil für die Bevölkerung ein anderer Impfstoff bestellt wurde als für Regierungsmitglieder und Militärpersonal.

Impfung für die Massen
Mit dem von Baxter hergestellten Impfstoff
"Celvapan" sollen in Deutschland Sicherheitskräfte und Staatsdiener immunisiert werden. Die Bevölkerung soll mit dem Impfstoff "Pandemrix" von GlaxoSmithKline geimpft werden.

Dieses Mittel soll zwar aufgrund der enthaltenen Wirkstoffverstärker (Adjuvanzien) breiter und stärker wirken. Diese Hilfsstoffe werden aber von einigen Ärzten wegen stärkerer Nebenwirkungen kritisch gesehen.

"Eliteimpfung" für Österreicher
In Österreich wird diese "Eliteimpfung" mit "Celvapan" für die gesamte Bevölkerung verwendet. Die erste Lieferung von 520.000 Dosen wird seit Montag an die Bundesländer verteilt. Diese Menge reicht für 260.000 Menschen, da zwei Teilimpfungen in einem Abstand von drei Wochen vorgesehen sind.

Nach dieser ersten Lieferung erhält Österreich einen wöchentlichen Nachschub von bis zu 30 Prozent der Wochenproduktion von Baxter - rund 600.000 Dosen. Insgesamt wurde eine Liefermenge von 16 Millionen Dosen vereinbart. Wie viel tatsächlich bestellt werde, hängt laut Gesundheitsministerium aber vom Bedarf und der Impfbereitschaft der Österreicher ab.

Gesundheitspersonal beginnt
Am 27. Oktober machen die Beschäftigten im Gesundheitsbereich den Anfang. Die erste Gruppe umfasst laut Gesundheitsministerium 290.000 bis 300.000 Personen.

Ab 9. November kann die restliche Bevölkerung auf eigenen Wunsch gegen die A(H1N1)-Influenza immunisiert werden. Die Kosten übernehmen - mit Ausnahme der Rezeptgebühr - die Krankenversicherungen. Hier sollen Schwangere und chronisch Kranke vorgereiht werden.

Keine völlige Immunität
Wie bei der Impfung gegen die "normale" Grippe kann es auch bei der Immunisierung gegen die Schweinegrippe keinen völligen Schutz geben. Experten empfehlen dennoch, sich gegen beide Grippearten zu impfen. Trotz des bisher milden Verlaufs der Schweinegrippe warnen Experten vor einer zweiten, stärkeren Erkrankungswelle im Herbst und Winter.

Bedenken gegen Baxter-Impfstoff
Am Dienstag gab es aus Deutschland auch kritische Stimmen gegen den Einsatz von "Celvapan". Kinderärzte warnten vor einer Verwendung des Baxter-Impfstoffes bei Kindern und Schwangeren. Für diesen Impfstoff lägen keine Daten zu Kindern und Schwangeren vor. Auch für den Einsatz bei Erwachsenen lägen im Gegensatz zu den Impfstoffen mit Verstärker nur begrenzt Daten vor.

Der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte berief sich dabei auf Angaben von Baxter, wonach Daten von nur etwa 600 Erwachsenen vorlägen. Diese seien aber nur mit einer ähnlichen Substanz, dem Vogelgrippevirus, geimpft worden.

Noch im Test
"Celvapan" wird derzeit noch in klinischen Studien an Erwachsenen und Kindern getestet. Vor allem die AGES PharmMed in Österreich betrieb die Tests für eine Zulassung. Laut Marcus Müllner, Chef der AGES PharmMed, gab es bisher keine Hinweise auf gröbere Nebenwirkungen.

Wie die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA) bekanntgab, wurden bisher bei mindestens 70 Prozent der Menschen, bei denen er untersucht wurde, schützende Konzentrationen von Antikörpern gebildet. Eine etwa gleich hohe Schutzrate weist das GlaxoSmithKline-Präparat auf.

Vogelgrippe-Impfung als Basis
Das schnelle Zulassungsverfahren von "Celvapan" trotz noch laufender Tests war möglich, da die Vakzine auf Basis eines bereits zugelassenen Impfstoffes gegen Vogelgrippe hergestellt wurde. Für die neue Impfung wurde nur eine Antigenkomponente ausgetauscht.

Niemand Impfstoff "wegnehmen"
Während die deutsche Regierung einen anderen Impfstoff erhält als die Bevölkerung, halten österreichische Politiker offenbar wenig davon, sich impfen zu lassen, wie eine Umfrage von ORF und "Österreich" zeigt. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) etwa sagte, er habe eine Gesundenuntersuchung gemacht. Eine Immunisierung sei daher nicht notwendig.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) glaubt, durch Vitamine gegen Viren immun zu sein. Eva Glawischnig (Grüne) verzichtet auf den Schutz, weil sie noch ihr Baby stillt. Auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zählt sich nicht zur Risikogruppe. Zudem will er niemandem den Impfstoff "wegnehmen". Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) will es noch "in Erwägung ziehen".

Links: