Kontrollen und Strafen geplant

Die ÖBB reagieren auf eine Diskussion aus Deutschland.
Die ÖBB planen als Pilotprojekt ein Alkoholverbot in heimischen Regionalzügen. Das kündigte Thomas Berger, Sprecher der ÖBB-Holding, am Dienstag gegenüber der APA an. Wann das Projekt starten soll, ist noch unklar. Man müsse noch die Details der Regeln ausarbeiten.

Gleichzeitig stellte Berger klar, dass etwaige neue Bestimmungen nicht den Reiseverkehr und ebenso wenig das Gastronomieangebot in den Zügen betreffen würden. Es gehe nur um den Alkoholkonsum im Regionalverkehr und die damit verbundene Belästigung anderer Passagiere.

Testlauf in Tirol und Vorarlberg
Kunden hätten sich "über Verschmutzung, Lärm und Belästigung durch Betrunkene beschwert", begründete Berger den Plan. Getestet werden soll das Projekt in Tirol und Vorarlberg. Laut Berger sind auch Kontrollen, Abmahnungen und "in weiterer Folge auch" Strafen geplant.

Auch Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) sagte zwar am Dienstag vor dem Ministerrat, die ÖBB-Fahrgäste sollten nicht von Alkoholisierten belästigt werden. Für eine gesetzliche Regelung eines Alkoholverbots in ÖBB-Zügen sieht sie jedoch keinen Grund.

Skepsis in Deutschland
Es gebe jetzt schon wie in der Gastronomie auch in der Bahn die Möglichkeit, an Betrunkene keinen Alkohol auszuschenken, sagte Bures. Nur die wenigsten Betrunkenen in Zügen besorgen sich allerdings nach allgemeiner Erfahrung den Alkohol in den Zügen selbst.

Auch deshalb sieht man entsprechende Pläne in Deutschland skeptisch, wo die Diskussion am Montag von der niedersächsischen Bahngesellschaft Metronom losgetreten worden war, die Alkohol ab 15. November in ihren Zügen verbieten will.

Verbot allein hilft wenig
Innerhalb nur eines Tages war die Debatte in Deutschland jedoch fast schon wieder erledigt: Vertreter von Bahn, Exekutive und Fahrgästen betonten, Belästigungen durch Alkoholisierte in Zügen seien zwar tatsächlich ein Problem - ein Verbot jedoch kein sinnvoller Ansatz.

Die deutsche Bahngesellschaft GDBA lobte zwar Bemühungen zur Steigerung der Sicherheit in den Zügen, verwies jedoch auf den Mangel an nötigem Personal zur Kontrolle des Verbots. "Verbote helfen wenig, wenn man sie nicht umsetzen kann", sagte GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel.

Polizei für Verkaufsverbot im Bahnhof
Die deutsche Polizeigewerkschaft GdP sähe etwa ein flexibles Verkaufsverbot von Alkohol in Bahnhöfen als sinnvollere Idee - "wenn zum Beispiel Fußballchaoten zu den Spielen unterwegs sind", wie GdP-Chef Konrad Freiberg in der "Bild"-Zeitung (Montag-Ausgabe) meinte.

Freiberg sagte zudem, dass im Fall des Falles auch kontrolliert werden müsse, dass Fahrgäste keinen Alkohol mit in die Bahnen nähmen. Auf die Notwendigkeit von Kontrollen verwiesen auch der deutsche Fahrgastverband Pro Bahn und die Interessengemeinschaft Allianz pro Schiene.

Gültige Verbote werden missachtet
Pro Bahn erinnerte daran, dass in den Zügen des Bahnverbunds Berlin-Brandenburg bereits ein Alkoholverbot gilt - es bleibe jedoch wirkungslos, weil es ungenügend kontrolliert werde. Obwohl man so auch Fahrgäste vergraule, sei man "vom Bauch her" für ein Verbot.

Rufe nach mehr Personal in Zügen
Allianz pro Schiene wandte sich gegen ein allgemeines Alkoholverbot. Es komme vielmehr darauf an, mehr Personal in die Züge zu bringen. Die Deutsche Bahn hielt sich in der Debatte bedeckt. Man stehe der Diskussion "offen gegenüber", sagte eine Sprecherin.

ÖBB-Sprecher Berger sagte jedoch, auch bei der Deutschen Bahn werde ein Alkoholverbot überlegt. Unklar ist, ob die ÖBB-Bediensteten bei der Kontrolle des Verbots auf sich allein gestellt sein werden. Bei Metronom wird dafür privates Sicherheitspersonal angeheuert.

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