Suche nach Investoren ohne Erfolg

Quelle fand keinen Geldgeber mehr für neuen Frühjahrskatalog.
Das deutsche Traditionsversandhaus Quelle steht vor dem endgültigen Aus. Die Verkaufsanstrengungen für Quelle Deutschland seien erfolglos geblieben, teilte der Insolvenzverwalter der Quelle-Mutter Arcandor, Klaus Hubert Görg, am Montagabend mit. Damit bleibt nur noch die Abwicklung des vor 82 Jahren gegründeten Unternehmens.

"Keine Alternative"
"Nach intensiven Verhandlungen mit einer Vielzahl von Investoren sehen der Insolvenzverwalter wie Gläubigerausschuss jetzt keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr."

Was das für Mitarbeiter bedeutet, will Görg der Mitteilung zufolge am Dienstagnachmittag den Mitarbeitern in Nürnberg mitteilen. Görg ist Insolvenzverwalter des Konzerns Arcandor, der im Juni Insolvenz anmeldete.

Tödliche Fusion
Quelle war einst der zweitgrößte europäische Versandhändler und fusionierte 1999 mit Karstadt. Von da an ging es fast nur noch bergab.

Auslandsgeschäft "stabil"
Das gesunde Auslandsgeschäft von Quelle - darunter auch Quelle Österreich - soll laut Mitteilung schnell in einem eigenen Prozess verkauft werden.

"Die internationalen Gesellschaften verfügen nach wie vor über stabiles Geschäft und sind solide, stabile und zuverlässige Partner bei Kunden wie bei Lieferanten", hieß es in der Mitteilung. Gleiches gelte für den Einkaufssender HSE24. Die Spezialversender sollen ihr Geschäft selbstständig weiterführen.

Wie saniert werden sollte
Görgs Sanierungskonzept sah vor, den Quelle-Flächenvertrieb teilweise aufzugeben und die Quelle-Technikcenter zu schließen. Vorgesehen war auch ein Personalabbau von 10.500 auf knapp 7.000 Stellen bis Jänner 2010.

Bis Ende September 2009 hatten der Mitteilung zufolge 600 Beschäftigte selbst gekündigt, für 2.500 Mitarbeiter wurden ein Interessenausgleich und ein Sozialplan ausgehandelt.

Teile werden verkauft
Die übrigen Teile werden nun einzeln verkauft. Dazu gehören das Auslandsgeschäft von Quelle in der Schweiz, Österreich und Osteuropa, mehrere Spezialversender (Peter Hahn, Baby Walz) und der Einkaufssender HSE24.

Bank schoss kein Geld mehr vor
Görg machte die gescheiterten Verhandlungen über den Verkauf von Forderungen ratenzahlender Kunden für das Ende des Konzerns mitverantwortlich. "Der Versand- oder Distanzhandel funktioniert ohne solide finanzierte Ratenzahlungssysteme nicht", sagte Görgs Quelle-Beauftragter Jörg Nerlich.

Der Insolvenzverwalter hatte das Factoring - die Vorfinanzierung der Forderungen - durch die Quelle-Hausbank Valovis seit der Insolvenzanmeldung im Juni zweimal nur unter Mühen verlängern können. Die Vereinbarung läuft zum Jahresende aus, eine Verlängerung war gescheitert.

Zuversicht nur als Schein?
Noch vor dem Wochenende hatte Nerlich Zuversicht gezeigt, den Verkauf von Quelle bis Ende Oktober unter Dach und Fach zu bekommen, so dass der neue Eigentümer die Bestellungen für die Saison Frühjahr/Sommer 2010 rechtzeitig in die Wege leiten hätte können. Branchenexperten hatten Quelle allerdings von vornherein kaum Überlebenschancen gegeben.

Bieter wollten keine Shops
Alle potenziellen Bieter hätten die Aufgabe der rund 1.450 Quelle-Shops gefordert, die für das 1927 gegründete Unternehmen die Bestellungen sammelten und stets ein kleines Warensortiment vorrätig hatten, so Görg.

Sie wollten auf das Internet setzen. Das hätte ohnehin mehr als die geplanten 3.700 Stellen gekostet. Görg selbst hatte nur ein Drittel der Quelle-Shops und die 109 Quelle-Technikcenter schließen wollen.

Finanzinvestoren zeigten Interesse
Zu den aussichtsreichsten Interessenten für Quelle war laut Kreisen der US-Finanzinvestor TPG gezählt worden, der viel Erfahrung im Einzelhandel hat. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" bot der Finanzinvestor Golden Gate nur für HSE24.

Cerberus verhandle zwar weiter mit dem Insolvenzverwalter. Ein Sprecher habe aber nicht sagen wollen, worüber. Der Investor Sun Capital, dem der Quelle-Rivale Neckermann.de gehört, habe sich bereits zuvor aus dem Verkaufsprozess zurückgezogen. Der Quelle-Erzrivale Otto hatte bereits zu Beginn abgewunken.

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