Laut einem Bericht der EU-Kommission werden die Pensionskosten im nächsten Jahr 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Österreich betragen. Höher liegen nur Italien mit 14,0 und Frankreich mit 13,5 Prozent des BIP. EU-weit liegt der Durchschnitt bei 9,1 Prozent des BIP.
Das demografische Problem
Die Ausgangslage ist für alle gleich: Die Lebenserwartung steigt, ohne Reformen müssen immer weniger Junge die Pensionen von immer mehr Älteren bezahlen. Im Jahr 2060 werden Männer laut demografischen Schätzungen durchschnittlich um 8,5 Jahre länger leben als heute, Frauen um 6,9 Jahre.
Für Österreich weist ein Bericht der EU-Kommission im Europavergleich sogar weit überdurchschnittliche Lebenserwartungen und Steigerungsraten aus: Bei Frauen soll sie von heute 82,9 Jahren auf 89,2 Jahre steigen, bei Männern von 77,4 Jahren auf 84,9 Jahre.
Pensionsantrittsalter entscheidend
Für die EU-Kommission ist aufgrund der Zahlen klar: Das Pensionsantrittsalter muss angehoben werden. Tatsächlich gilt trotz der Unterschiede in Bevölkerungsstruktur und Pensionssystemen für alle EU-Länder: Je niedriger das Pensionsalter, desto größer die Probleme.
Die Pensionssysteme von Schweden und Dänemark etwa kosten rund 9,5 Prozent des BIP, Tendenz sogar sinkend. In Schweden gehen Männer im Schnitt mit 65,7 Jahren in Pension, Frauen mit 62,9 Jahren. In Dänemark arbeitet man weniger lange, jedoch auch deutlich über den 60er hinaus.
Gesetzliche Grenzen sind nicht alles
Nur zum Teil kommt es darauf an, welches Pensionsantrittsalter im Gesetz steht: In Griechenland darf man beispielsweise schon mit 58 Jahren in Pension gehen. Die Ausgestaltung des Pensionssystems führt jedoch dazu, dass Männer bis 62,1 Jahre arbeiten und Frauen bis 60,9.
In den meisten EU-Ländern liegt das Pensionsantrittsalter für Männer bei 65 Jahren, bei Frauen zwischen 60 und 65 Jahren. Trotzdem gibt es unter allen Ländern mit 65er-Grenze in der Realität eine Spanne zwischen 66,6 Jahren (Portugal) und 58,9 Jahren (Österreich).
Negativer Rekord in Österreich
Damit ist das heimische Pensionsdilemma auch auf den Punkt gebracht: Nirgendwo sonst klaffen gesetzliche Vorgabe und Wirklichkeit so weit auseinander wie in Österreich. Im Durchschnitt gehen österreichische Männer um 6,1 Jahre "zu früh" in Pension.
Zwar geht aus den EU-Zahlen zu Österreich hervor, dass das teure Pensionssystem zu einem Gutteil eine Altlast ist. Deshalb prognostiziert Brüssel, dass die Kosten dafür bis zum Jahr 2060 auch "nur" um einen BIP-Prozentpunkt steigen werden.
Der entscheidende Schritt fehlt
Der entscheidende Schritt ist jedoch noch nicht getan: Im Durchschnitt der 30 OECD-Staaten stieg das Pensionsantrittsalter der Männer von 2002 bis 2007 schon um 0,3 Jahre, jenes der Frauen um 0,9 Jahre. In Österreich sank es im selben Zeitraum um 0,7 Jahre (Männer) bzw. ein Jahr (Frauen).
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