Mysteriöses Geschenk
"Männer, die Frauen hassen" lautet die Übersetzung des Originaltitels ("Män som hatar kvinnor") von Larssons erstem Buchband zur "Millennium"-Trilogie. Und in dem abgründigen Serienmord-Thriller bekommen die Frauen diesen Hass auch ordentlich zu spüren.
An seinem 82. Geburtstag erhält der einflussreiche Industrielle Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) per Post anonym ein Geschenk. Das Paket enthält eine gepresste Blüte hinter Glas, genau wie in den 43 Jahren zuvor.
Journalist und Hackerin ermitteln
Vangers Lieblingsnichte Harriet hatte ihm 1958 noch dieses Geschenk gemacht, bevor sie spurlos verschwand. Ihr Leichnam wurde nie gefunden. In einer letzten Anstrengung beschließt der alte Vanger herauszufinden, was dem Mädchen tatsächlich zustieß.
Er engagiert den Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), der, getarnt als Biograf, bald auf erste Spuren stößt. Unterstützt wird er von Lisbeth Salander (Noomi Rapace), einem virtuosen Computergenie mit messerscharfem Verstand.
Je tiefer sie in der Vanger'schen Familiengeschichte graben, desto grauenvoller sind ihre Enthüllungen. Und erspart wird dem Zuseher fast nichts, auch nicht die Leiden von Salander, die mit ihrem auffälligen Äußeren die Tatsache kaschiert, dass in ihrem Inneren ein ebenso brillanter wie gequälter Geist wirkt.
Larsson starb 2004
Der Autor der Vorlage erlebte den erstaunlichen Erfolg der nicht vollendeten Romanreihe, die von ihm auf zehn Bücher angelegt war, nicht mehr: Noch vor der Veröffentlichung des ersten Bandes starb Larsson 2004 im Alter von 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes.
Psychogramm einer Getriebenen
Reizvoll an den Büchern ist auch, dass sie nicht nur als Thriller gelesen werden können, sondern als Psychogramm von Larssons weiblicher Hauptfigur. "Sie ist ein sozialer Sonderling mit psychopathischen Zügen und funktioniert nicht wie normale Menschen", beschrieb der Autor Lisbeth Salander einmal seiner Verlagslektorin.
Im Film geht die schwedische Newcomerin Rapace vollkommen in der Rolle der eigenbrötlerischen, hyperintelligenten, bisexuellen Meisterhackerin mit ihren Punk-Outfits, Piercings und Tätowierungen auf.
Deutlich gekürzt
Der dänische Regisseur Niels Arden Oplev bringt die 704 Seiten dicke Buchvorlage, in der angesichts des Geflechts an fast durchgängig verdächtigen Familienangehörigen sogar ein Stammbaum abgedruckt war, gekürzt und verdichtet auf die Leinwand.
Die Rahmenhandlung über einen korrupten Firmenchef schrumpft in der Filmversion auf wenige Minuten, einige Figuren werden gestrichen, zwei, drei überraschende Wendungen herausgenommen oder vereinfacht dargestellt.
"Thriller der Extraklasse"
Eingefleischte Larsson-Fans werden sich an den Änderungen vielleicht stören, doch dem erzählerischen Sog der Geschichte tun sie keinen Abbruch.
Die "Zeit" sprach von einem "Thriller der Extraklasse". Oplevs Verfilmung sei so etwas wie die filmische Quadratur des Kreises: Einerseits orientiere sich das Werk detailgetreu an der Vorlage, andererseits "frönt es aber konsequent seiner eigenen Arithmetik, einem Erzählen, das seine Bilder wie Schockwellen in das Bewusstsein des Zuschauers sendet".
Filmtrilogie bereits abgedreht
Die Romane der "Millennium"-Trilogie wurden mit weltweit bisher 15 Millionen verkauften Exemplaren zu einem internationalen Erfolg. Ob die Filme - alle drei Teile der europäischen Koproduktion sind bereits abgedreht - ein ähnlicher Erfolg werden, wird sich herausstellen.
"Verblendung" bietet auf jeden Fall über 152 Minuten Spannung pur abseits üblicher Hollywood-Muster. Die nächsten Teile, "Verdammnis" und "Vergebung", sollen 2010 ins Kino kommen.
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