Kämpferin gegen Militärdiktatur und Armut

Auf ihrem letzten Album sang Sosa gemeinsam mit Shakira und Charly Garcia.
In Argentinien war Mercedes Sosa wie eine Nationalheldin verehrt worden: Am Sonntag ist die Sängerin in Buenos Aires im Alter von 74 Jahren verstorben.

Seit dem Ende der 1960er Jahre füllte die Argentinierin Konzertsäle in Lateinamerika und in Europa. Bis in die 1980er Jahre galt die Sängerin mit der dunklen, starken Stimme als Kämpferin für das Lateinamerika, das sich gegen die Militärdiktaturen zur Wehr setzte.

Abschied im Parlament
In Argentinien trauert das ganze Land um "La Negra", wie Sosa von ihren Fans bezeichnet wurde. Die TV-Sender änderten ihr Programm und zeigten Konzertausschnitte der Sängerin. Sie soll im Parlament in Buenos Aires aufgebahrt werden.

Die 1935 in San Miguel de Tucuman bei den Anden geborene Künstlerin stammte aus einfachen Verhältnissen. Bereits mit 15 Jahren begann sie zu singen. Unter einem anderen Namen nahm sie 1950 bei einem Radiowettbewerb teil und gewann einen zweimonatigen Vertrag.

"Ich habe mir nicht ausgesucht, für Menschen zu singen", sagte die Sängerin vor kurzem gegenüber einem argentinischen Fernsehsender. "Das Leben hat mich dazu auserkoren."

Sozialkritische Stimme
Sie machte die Volkslieder Lateinamerikas in der ganzen Welt bekannt. Internationale Berühmtheit erlangte sie vor allem mit Liedern wie "Gracias a la vida" und "Alfonsina y el mar".

Ihren unverwechselbaren Stil fand sie erst in den 1960er Jahren. Damals galt sie als Stimme in Lateinamerika, die sich gegen Militärdiktaturen erhob.

Von Buenos Aires bis Rom
Sie war Teil der Bewegung Nuevo Cancionero (Neues Liederbuch), einer erneuernden Stilrichtung der Folklore, mit der sie auch international den Durchbruch schaffte. In den Liedern wurden kritische Texte gegen die Militärjunta und Menschenrechtsverletzungen verpackt.

Bald gab sie - seit Mitte der 1960er Jahre - Konzerte in Miami, Rom, Warschau und Lissabon.

Aufgrund ihrer sozialkritischen Lieder war sie eine zentrale Symbolfigur für den zivilen Widerstand gegen die früheren Militärdiktaturen Südamerikas und die Armut auf dem Subkontinent. Sie sympathisierte mit der kommunistischen Bewegung. Unter der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 hatte sie Auftrittsverbot und zog nach Paris, später nach Madrid. Erst 1982 kehrte sie wieder nach Argentinien zurück.

Neue Experimente
Die Mode der südamerikanischen Volkskultur ist seit längerem vorbei. Auch Sosa hatte sich seit einiger Zeit neueren Stilrichtungen zugewandt und damit experimentiert. Sie interpretierte brasilianische Lieder der Bossa Nova, musizierte mit Luciano Pavarotti und kooperierte mit anderen lateinamerikanischen Künstlern - bis zuletzt. Nach einer längeren Pause kehrte sie 2005 auf die Bühne zurück und gab Konzerte in Lateinamerika, den USA, Kanada und Europa.

Erst Anfang dieses Jahres war sie in ihrem neuen Album "Cantora" mit anderen Musikern Lateinamerikas wie Shakira, Charly Garcia und Caetano Velozo zu hören. Insgesamt nahm sie in ihrer Karriere mehr als 70 Alben auf. In den vergangenen Jahren wurde sie dreimal mit dem Latin Grammy ausgezeichnet.

Künstliches Koma
Krank und geschwächt war sie bereits seit längerem. Sie wurde wegen eines Leberleidens behandelt. Zuletzt musste sie sogar künstlich beatmet werden und lag in einem künstlichen Koma.

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