Boom für Armenhaus Westeuropas

EU-Mitgliedschaft sorgte für einen beispiellosen Aufschwung.
Bevor Irland 1973 der EU beitrat, galt das Land als ein Armenhaus Europas. Die Arbeitslosigkeit war hoch, das Einkommen der Menschen gering, und viele Iren wanderten aus.

Die Mitgliedschaft sorgte für einen beispiellosen Wirtschaftsboom und machte die grüne Insel zum Land mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen der EU. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf hat sich seit 1973 verdreifacht. Zudem wurde der Export beflügelt.

Unternehmen wie IBM, Intel, Hewlett Packard, Pfizer, Dell und Microsoft siedelten sich dank niedriger Steuern und gut ausgebildeter Arbeitskräfte in Irland an.

55 Milliarden Euro erhalten
Mit Hilfe von EU-Geldern wurde in Straßen, Telekommunikation, Hochschulen und das Sozialsystem investiert. Die Differenz von dem, was Irland seit dem Beitritt in die EU einzahlte, und dem, was die EU an das Land zahlte, beträgt nach Angaben der EU-Kommission 55 Milliarden Euro.

"Keltischer Tiger" ist lahm geworden
Die weltweite Wirtschaftskrise stoppte die Erfolgsgeschichte des "Keltischen Tigers". Der Immobilienmarkt brach ein, der Konsum sank, die Arbeitslosigkeit stieg, Investoren zogen sich zurück.

Als erstes EU-Mitglied rutschte Irland im September 2008 in die Rezession, der ersten seit 25 Jahren. Außerdem weitete sich die Schere zwischen Arm und Reich.

Rüge aus Brüssel
Für das laufende Jahr kündigte die Regierung von Ministerpräsident Brian Cowen mit einem Staatsdefizit von rund 9,5 Prozent den höchsten Fehlbetrag aller Mitgliedsstaaten an.

Aus Brüssel kam die Vorgabe, den Haushalt wieder EU-konform zu machen und bis 2013 die Neuverschuldung unter die Maastrichter Marke von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken.

Krise als Argument
Die Befürworter des EU-Reformvertrags von Lissabon wollen die zweite Abstimmung am Freitag deshalb zu einem Votum um Jobs machen.

Ein Ja sei entscheidend für eine wirtschaftliche Erholung, argumentieren Industrievertreter und Ministerpräsident Brian Cowen einhellig. Ein Nein würde dagegen Investoren abschrecken, die Krise verschärfen und verlängern.

Auch irische Prominente riefen zu einem Ja auf. Filmemacher und Oscar-Gewinner Neil Jordan sagte, die EU habe Irland viel Nutzen gebracht. Der Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O'Leary, erklärte, ein Nein wäre ein Desaster für die irische Wirtschaft. Die Wähler sollten ihren Ärger über die irische Regierung nicht bei dem Referendum Luft machen, sondern bei Parlamentswahlen.

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