Delegationen verlassen den Saal

Während zahlreiche Delegationen den Saal verließen, blieb Österreich sitzen.
In seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung in New York hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit seiner scharfen Kritik an Israel für einen Eklat gesorgt.

Er nannte das Vorgehen gegen die Palästinenser "Völkermord" und warf den Juden vor, die internationale Politik zu dominieren. Israel boykottierte die Sitzung am Mittwochabend (Ortszeit) in New York. Zahlreiche andere Teilnehmer verließen den Saal aus Protest während der Rede des iranischen Präsidenten.

Präsidentenwahl "voll demokratisch"
Auf den Streit über das Atomprogramm seines Landes ging Ahmadinedschad mit keinem Wort ein. Er versicherte nur allgemein, Teheran wolle sich "konstruktiv" daran beteiligen, internationale Probleme und Herausforderungen anzugehen. Die umstrittene iranische Präsidentschaftswahl nannte er "glorreich und voll demokratisch".

Demonstrationen vor UNO-Gebäude
Ahmadinedschad hatte schon im Vorfeld seines New-York-Besuchs für Protest gesorgt, als er bei einer Versammlung in Teheran erneut den Holocaust leugnete. Um das hermetisch abgesperrte UNO-Gebäude gab es den ganzen Tag über Protestdemonstrationen von Menschenrechtsgruppen.

Iran: Israel dominiert Weltpolitik
In seiner von langen religiösen Ausführungen durchsetzten Rede griff Ahmadinedschad auch die USA und die Vereinten Nationen scharf an. Ohne Israel ausdrücklich zu nennen, sagte er: "Es ist nicht länger akzeptabel, dass eine kleine Minderheit die Politik, Wirtschaft und Kultur großer Teile der Welt durch ihre komplizierten Netzwerke beherrscht und eine neue Form der Sklaverei betreibt."

Österreich blieb im Saal
Neben den USA verließen daraufhin auch einige europäische Länder den Saal. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen waren darunter Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Dänemark und Ungarn. Auch die Delegationen aus Argentinien, Costa Rica, Australien und Neuseeland zogen sich zurück. Die Vertreter Österreichs blieben hingegen sitzen, wie Ö1 aus New York berichtete.

"Es ist enttäuschend, dass Herr Ahmadinedschad einmal mehr hasserfüllte, beleidigende und antisemitische Rhetorik gewählt hat", sagte der Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen, Mark Kornblau. Die israelische Delegation hatte die Rede Ahmadinedschads von vornherein boykottiert.

Eklat um Gaddafi
Vor Ahmadinedschads Auftritt hatte schon der libysche Revolutionsführer Muammar el Gaddafi für Aufregung gesorgt, als er dem Sicherheitsrat "Terrorismus" vorwarf und vor aller Augen ein Exemplar der UNO-Charta einriss und später zu Boden warf.

Iran muss zu Atompolitik Stellung beziehen
Beim UNO-Sicherheitsrat am Donnerstag steht erneut der Iran im Mittelpunkt der Debatten. Die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland haben Teheran aufgefordert, innerhalb einer Woche im Streit über das Atomprogramm der Islamischen Republik klar Stellung zu beziehen.

"Wir erwarten eine ernsthafte Antwort des Iran", zitierte Großbritanniens Außenminister David Miliband aus einer gemeinsamen Erklärung der Sechsergruppe. Seine US-Kollegin Hillary Clinton betonte, die Gruppe, zu der auch China, Frankreich und Russland gehören, sei sich einig, dass ein Ausbleiben einer "substanziellen Antwort des Iran" Konsequenzen nach sich ziehen könne, wenn sich die Unterhändler Anfang Oktober in Genf treffen.

Russland droht mit Sanktionen
Der russische Präsident Dimitri Medwedew hatte zuvor gesagt, neue Sanktionen könnten unvermeidlich sein. Noch im Juli hatte Medwedew zusätzliche Sanktionen gegen den Iran als "kontraproduktiv" abgelehnt.

Links: