Die Villa Müller

In der Wand des Wohnzimmers schwimmen Fische.
Der "Österreicher" Adolf Loos war keiner: Nach dem Zerfall der Monarchie entschied er sich für die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und behielt sie sein Leben lang. In Tschechien baute er auch einige seiner wichtigsten Häuser - darunter die berühmte Villa Müller in Prag.

Die 1930 fertiggestellte Villa ist Loos' großes Spätwerk, in dem er seine Ideen formvollendet umsetzen konnte. Bauherr Frantisek Müller verehrte den Architekten und hatte als Bau-Tycoon das nötige Geld, um sich dessen Ideen leisten zu können.

Fische in der Wand kosten extra
Die hohen Baukosten lagen nicht daran, dass Loos verschwenderisch gewesen wäre. Vielmehr konnte er bei dem Projekt nach Herzenslust in besten Materialien schwelgen - Marmor, Edelhölzer und unzählige selbst entworfene und einzeln angefertigte Details der Interieurs.

Allein die Wandverkleidung des großen Wohnzimmers in der Villa verschlang Unsummen, auch weil sich Loos in den Kopf gesetzt hatte, zwei Aquarien in die Wand einzubauen. Der dadurch erzielte Eindruck überzeugt allerdings bis heute.

Loos und sein "Raumplan"
Loos ging es dabei nie um Protzerei. Er verwendete überall jene Materialien, die am besten passten. Das konnten eben auch einfache weiße Fliesen wie im Badezimmer oder ein schlichter Linoleumboden und bunt lackierte, robuste Holzmöbel fürs Kinderzimmer sein.

Das entsprach Loos' Konzept vom "Raumplan": Dieser sah ein Haus als möglichst effiziente Anordnung von Räumen, die jeweils perfekt ihrem Zweck entsprechen mussten: Die Einrichtung einer Bibliothek musste die Konzentration fördern, ein Salon die Geselligkeit usw.

Erfolgreicher Kampf um die Villa
Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung unter den Kommunisten kämpfte die Stadt Prag nach 1989 verbissen um das Haus. Um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, musste etwa Investor Viktor Kozeny ausgebootet werden, der für das Haus zweistellige Millionenbeträge bot.

Nunmehr kann das Haus besichtigt werden. Voranmeldungen sind jedoch nötig. Die Zahl der Besucher soll limitiert bleiben, um ihnen einen authentischeren Eindruck vom Gebäude verschaffen und es so außerdem zu schonen und damit für die Nachwelt zu erhalten.

Lukas Zimmer, ORF.at

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