Obwohl die Polizei noch keinen Tatverdächtigen präsentierte, verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Mörder um einen Laboranten handeln könnte, der derzeit von der Polizei verhört wird. Am Dienstag wurde seine Wohnung gestürmt. Er wird nach Angaben eines Polizisten als "Person von Interesse" geführt, nicht aber als Verdächtiger. Seine DNA-Spuren sollen dennoch mit denen am Tatort verglichen werden.
In Handschellen abgeführt
Unter Beifallrufen der Nachbarn wurde der 24 Jahre alte Raymond C. in Handschellen aus seinem Appartement geführt. Dort lebte er seit sechs Monaten gemeinsam mit seiner Freundin, die er laut seiner Hochzeitshomepage im Dezember 2011 heiraten wolle.
Der Polizeichef von New Haven, James Lewis, sagte vor Medien, dass gegen den Laboranten keine Anklage vorliege. Er werde wieder entlassen, sobald alle "notwendigen Beweise von ihm und aus seiner Wohnung" gesammelt wurden, so Lewis.
Keine Zufallstat
Die Polizei zeigt sich in dem Fall bisher äußerst schweigsam. Nur so viel ist sicher: Die Ermordung von Annie Le war keine Zufallstat, sondern dürfte von langer Hand geplant gewesen sein. Und es war kein Kommilitone der 24-jährigen Pharmazie-Doktorandin, wie die Polizei von New Haven am Dienstag bestätigte.
Mord trotz hoher Sicherheitsstandards
Das Gebäude, in dem die Leiche der jungen Frau entdeckt wurde, gehört zur Medizinischen Fakultät und befindet sich rund eineinhalb Kilometer vom Hauptcampus der Yale-Universität entfernt. Betreten können das Gebäude nur Yale-Mitarbeiter mit Identifikationskarten. Zudem überwachen rund 75 Videokameras alle Gänge und Türen.
"Das Gebäude war unglaublich sicher. Es ist wirklich unmöglich, dass es sich um einen zufälligen Täter gehandelt hat", sagte Rachael Sirianni, eine Medizinstudentin, gegenüber dem Online-Nachrichtenportal Bloomberg.
Verdächtigenkreis eingeschränkt
Yale-Präsident Richard Levin erklärte bei einem Meeting vor Studenten und Professoren, dass die Polizei den Kreis der Verdächtigen bereits stark eingeschränkt habe. Das Sicherheitssystem an den Türen habe genau registriert, wer wann das Gebäude betreten habe. "Die verdächtigen Personen werden gerade überprüft", so Levin gegenüber der "Yale Daily News".
Von offizeller Seite wurde bisher nur bestätigt, dass es sich bei Les Tod um einen Mord handle, nicht aber, wie sie getötet wurde. Derzeit sei noch eine "große Menge" an Beweismitteln zu sichten, so die Polizei, ohne ins Detail zu gehen.
Studenten "verwirrt und wütend"
Montagabend fand unterdessen eine Trauerfeier für das Opfer statt. Mehrere tausend Studenten versammelten sich auf dem Campus, um mit Kerzen an Les Tod zu erinnern. "Viele Studenten sind verwirrt und wütend und versuchen, den Mord zu verstehen", sagte Kaplan Peter Walsh gegenüber Bloomberg. Viele Studenten gingen mittlerweile davon aus, dass es sich bei dem Mörder um jemanden handle, der Le und ihren Stundenplan gut gekannt haben müsse, so Bloomberg.
An Hochzeitstag entdeckt
Nach wie vor wird in den Medien auch über die bevorstehende Hochzeit Les als möglichen Auslöser der Tat spekuliert. Die Leiche der seit Dienstag vergangener Woche vermissten Le wurde ausgerechnet an dem Tag entdeckt, an dem sie ihren langjährigen Freund Jonathan Widawsky hätte heiraten sollen. Dieser Umstand nährt Gerüchte, dass der Mord aus Eifersucht begangen worden sein könnte.
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