Schwacher Dollar beunruhigt China

China hat Interesse an starker EU.
Der Aufschwung in China hat an Tempo gewonnen. Die Industrie steigerte im August ihre Produktion so stark wie seit einem Jahr nicht mehr, und auch die die Investitionen zogen wieder an.

Doch mit dem Wirtschaftsaufschwung werden wieder Milliarden Dollar in Chinas Kassen geschwemmt. Bereits jetzt hat das Land mit zwei Billionen Dollar die höchste Devisenreserve der Welt angehäuft, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Doch der Dollar verliert zusehends seine Rolle als Leitwährung. Kein Wunder, dass China zusehends auf den Euro blickt.

Sorge um Milliardeninvestitionen
"Ich glaube nicht, dass wir die Dollar-Reserven in nächster Zeit verändern werden, aber wir wollen nicht alles auf eine Karte setzen", sagte der chinesische Außenamtssprecher Qin Gang gegenüber dem Nachrichtenportal EUobserver.

Mit wachsender Besorgnis habe Chinas Führung beobachtet, wie das US-Finanzministerium im letzten Jahr Milliarden Dollar in die marode US-Wirtschaft gepumpt habe, um sie vor dem Zusammenbruch zu bewahren. China befürchtet nun, dass die angewachsenen Dollar-Reserven langfristig massiv an Wert verlieren.

Dollar gerät zunehmend unter Druck
Dass die Sorge nicht unberechtigt ist, zeigt ein Blick auf die Kursentwicklung des Dollar im vergangenen Jahr. Während der Euro überraschend stabil blieb, kam die US-Währung aufgrund des ausufernden Budget- und Handelsdefizits massiv unter Druck. Anfang des Monats erreichte der Yen gegenüber dem Dollar ein Siebenmonatshoch. Ein Wechsel zum Euro sei trotzdem keine ausgemachte Sache, so Qin.

"Wollen, dass unsere Reserven anwachsen"
"Wenn die Bedingungen gut sind, werden wir mehr Euro halten, aber es muss unseren Interessen entgegenkommen", so Qin. "Es muss sich rentieren. Schließlich wollen wir, dass unsere Reserven anwachsen oder zumindest nicht weniger werden." Der derzeit hohe Stand des Euro würde somit bedeuten, dass die chinesische Regierung so bald keine Dollar in Euro umtauschen wird.

Interesse an starker EU
Doch gerade in Hinblick auf eine stabile europäische Einheitswährung sei für China eine starke EU wichtig, so Qin. Deshalb unterstütze seine Regierung die EU in ihrer wichtigen Rolle als globaler Wirtschaftsplayer.

"Ein dreibeiniger Tisch" sei schließlich stabiler als einer mit nur zwei Beinen, so der Außenamtssprecher in Hinblick auf die engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA. "Und vier wären noch besser."

EU mit internen Problemen
Aber Qin sieht durchaus auch Nachteile in einer Zusammenarbeit mit der EU. "Ich glaube, die EU hat gerade einige interne Probleme", sagte Qin hinsichtlich der kommenden Abstimmung über den Lisabon-Vertrag und der anstehenden Reformfragen. Auf die Frage, ob China von der zersplitterten Struktur und der fehlenden Vernetzung innerhalb der EU nicht manchmal frustiert sei, antwortete Qin diplomatisch: "Es gibt sind 27 Mitgliedsländer und 500 Millionen Menschen, das braucht Zeit."

Link: