So kritisiert die Arbeiterkammer (AK), dass Bankkunden für ihre Sparguthaben immer weniger Zinsen bekämen, während die Institute bei Überziehungskrediten weiter hohe Prozentsätze nähmen.
Sparbuchzinsen fallen, Kreditzinsen nicht
"Während die Sparbuchzinsen deutlich gefallen sind, stehen die Banken bei den Zinsen für Privatkredite und Kontoüberziehungen auf der Bremse", erklärte AK-Verbraucherschützer Harald Glatz. Während die Kreditzinsen über alle Banken seit einem Jahr fast unverändert hoch blieben, fiel der Leitzins der EZB um 3,25 Prozentpunkte.
"Das ist unverständlich, denn sogar der Dreimonats-EURIBOR sank im März 2008 von 4,6 auf 0,809 Prozent per 3. September 2009", kritisierte Glatz. Der EURIBOR bildet die Basis, wenn Banken einander Geld leihen, was ständig vorkommt.
Kredite so teuer wie vor einem Jahr
Die AK-Analyse zeigt: Die Kreditzinsen für Privatkredite machten im vorigen April durchschnittlich 6,5 Prozent aus, im April 2009 sogar 6,625 Prozent. Erst im August 2009 gingen sie auf 5,25 Prozent zurück. Der Sechsmonats-EURIBOR hingegen fiel in einem Jahr von 4,59 Prozent (März 2008) auf 1,21 Prozent im Juli und hat mittlerweile 1,076 erreicht (September 2009).
Auch die Zinsen für Kontoüberziehungen (im Kontorahmen) sind so hoch wie vor einem Jahr - durchschnittlich 9,5 Prozent (April 2008, April 2009, September 2009).
Bis zu 13 Prozent bei Kontoüberziehung
Wer also einen Kredit über 20.000 Euro bei einer Laufzeit von fünf Jahren aufnehmen will, zahlt bei der Hypo Alpe Adria Bank 4,5 Prozent, beim Wiener Spar- und Kreditinstitut 6,7 Prozent Zinsen. Kurzfristige Geldbeschaffung im Rahmen einer Kontoüberziehung kommt noch teurer: hier fallen zwischen 9,5 und 13 Prozent Zinsen an.
Sparzinsen rasselten in den Keller
Dafür sind die Sparzinsen stärker gesunken als der Leitzins. Im Oktober 2008 bekam der Konsument für ein auf ein Jahr gebundenes Kapitalsparbuch im Schnitt 4,93 Prozent, im September 2009 nur noch durchschnittlich 1,25 Prozent.
Die Weitergabe der Leitzinssenkungen "erfolgte bei den derzeit zum überwiegenden Teil kurzfristig vergebenen Unternehmenskrediten fast vollständig, bei Krediten an private Haushalte nur zum Teil", bestätigt auch die Nationalbank (OeNB).
"Bankenpaket" für Konsumenten
Die AK forderte deshalb ein "Bankenpaket" für Konsumenten: "Die Banken haben Milliarden an Steuergeld bekommen, aber die Konsumenten haben davon nichts", kritisiert AK-Direktor Werner Muhm. "Es darf nicht sein, dass sie doppelt zahlen: einmal als Steuerzahler für die Bankenrettung und einmal als Konsumenten für die überhöhten Kreditzinsen."
Die AK verlangt ein "Zehnpunktepaket" für Bankkunden und fordert unter anderem die Senkung der Zinsen für Konsumkredite, mehr Schutz bei bestehenden Fremdwährungskrediten, insbesondere keine Überwälzung der höheren Geldbeschaffungskosten auf die Kreditnehmer sowie eine verstärkte Verbraucherberatung für Finanzdienstleistungen und Beratung bei Problemsituationen.
"Mit Bank über Zinsen verhandeln"
Konsumentenschützer Glatz empfiehlt auf jeden Fall, "mit der Hausbank über die Zinsen zu verhandeln". Können Raten nicht pünktlich oder in der vereinbarten Höhe gezahlt werden, sofort der Bank Bescheid geben, sonst drohen hohe Kosten.
Können Raten gar nicht mehr gezahlt werden, sollte mit der Bank ein Mahnstopp vereinbart werden, so können unnötige Mahnspesen verhindert werden.
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