Marvel-Aktie schießt steil nach oben

Disney musste im letzten Jahr vor allem in den Bereichen Vergnügungsparks und DVD-Verkäufe schwere Einbußen hinnehmen.
Der Unterhaltungsriese Disney hat am Montag den größten Mediendeal des Jahres abgeschlossen: Für kolportierte vier Milliarden Dollar (rund 2,8 Mrd. Euro) kauft Disney die traditionsreiche Comic-Schmiede Marvel Entertainment, wie die beiden Unternehmen mitteilten. Zu Marvel gehören neben Spider-Man auch die Comic-Figuren Iron Man, X-Men, Captain America und Die Fantastischen Vier.

Marvel-Chef Ike Perlmutter erklärte, Disney sei ein perfekter Partner für seinen Konzern. Das Unternehmen könne damit von der weltweiten Organisation und Infrastruktur von Disney profitieren. Marvel ist einer der größten Comic-Konzerne der Welt.

5.000 Comic-Figuren in 70 Jahren
In sieben Jahrzehnten erschuf das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 5.000 Comic-Charaktere. Heute gehören zu dem Unternehmen auch Filmstudios und Zeichentrickstudios.

Zentrales Geschäft von Marvel ist inzwischen die Vermarktung der bekanntesten Figuren auf Merchandising-Produkten. Vor allem dabei will Marvel künftig vom weltweiten Netzwerk von Walt Disney profitieren.

Marvel-Aktie im Hoch
Nach Bekanntwerden des Deals schoss die Marvel-Aktie im frühen Handel in New York um 27 Prozent in die Höhe, Disney dagegen gab 0,6 Prozent nach. Marvel-Aktionäre sollen 30 Dollar (20,9 Euro) in bar sowie etwa 0,745 Disney-Aktie pro Marvel-Papier erhalten.

Achter Quartalsgewinn in Folge
Die Filme "Iron Man" und "The Incredible Hulk" vom vergangenen Jahr sorgten dafür, dass Marvel im August den achten Quartalsgewinn über den Erwartungen in Folge verkünden konnte.

Die Auflage von Marvel-Comics nimmt nach Angaben des Verlags im amerikanischen Nicht-Jugend-Segment den dritten Platz hinter "Sports Illustrated" und "Playboy" ein. Im nächsten Jahr soll "Iron Man 2" mit Schauspielern wie Gwyneth Paltrow, Samuel Jackson, Mickey Rourke und Robert Downey Jr. in die Kinos kommen. Im Jahr darauf wird "Spider-Man 4" erwartet.

Schwächen bei Männern ausgleichen
Disney gleicht mit dem Zukauf Schwächen bei seinem Angebot für männliche Jugendliche aus. Finanzchef Tom Staggs sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Marvels Kundschaft sei erstaunlich vielfältig. "Sie sprengt Geschlechts- und Altersgrenzen und hat weltweit ein echtes Potenzial." Dabei sei das Angebot etwas mehr auf Buben ausgerichtet.

"Hannah Montana" punktet bei Mädchen
Der Analyst David Joyce von Miller Tabak wies darauf hin, dass Disney seinerseits bei Mädchen erfolgreich sei. "Wenn man sich die Art von TV-Sendungen wie 'Hannah Montana' ansieht, merkt man, dass sie stark sind, wenn es darum geht, die junge weibliche Zielgruppe anzusprechen."

Laut Disney stimmten die Vorstände beider Unternehmen dem Verkauf zu, doch eine kartellrechtliche Prüfung sei noch ausständig. Auch die Zustimmung der Marvel-Aktionäre sei noch nicht eingeholt worden.

Einbußen bei Vergnügungsparks
Walt Disney, zu dem die weltberühmten Comic-Figuren Mickey Mouse und Donald Duck gehören, ist einer der größten Unterhaltungskonzerne der Welt mit einem Umsatz von rund 38 Milliarden Dollar (26,52 Mrd. Euro). Doch die Wirtschaftskrise setzt auch Disney stark zu.

Einbußen in den wichtigsten Sparten ließen den Gewinn im dritten Geschäftsquartal im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel auf 954 Mio. Dollar (675 Mio. Euro) zusammenschmelzen, wie der Konzern im Juli mitteilte. Nur kräftige Kosteneinsparungen verhinderten einen noch stärkeren Einbruch des Ergebnisses.

Mit hohen Rabatten auf Hotel- und Eintrittspreise konnte der Konzern zwar wieder mehr Besucher in seine Hauptgewinnbringern, den Vergnügungsparks, bringen. Die Strategie brockte dem Geschäftsbereich jedoch einen Gewinn- und Umsatzrückgang ein.

Schwache DVD-Verkäufe
Entsprechend vorsichtig äußerte sich Konzernchef Bob Iger zu den Aussichten: Zwar gebe es Anzeichen für eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage. "Geschwindigkeit und Stärke der Erholung bleiben aber ungewiss", warnte er.

In die roten Zahlen rutschten indes die Disney Studios. Vor allem die schwachen DVD-Verkäufe und eine Reihe nur mäßig erfolgreicher Filme wie "Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin" und "Bolt" beschwerten dem Disney-Vorstand zuletzt Kopfzerbrechen. Mit dem Zukauf neuer Comic-Helden sollen die Kinokassen künftig wieder kräftig klingeln.

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