Um dem Verbot zu entkommen, haben in den vergangenen Monaten viele einen Vorrat an Glühbirnen angelegt: Der Absatz stieg in den letzten sechs Monaten auf das Dreifache an.
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©Bild: ORF.at/Roland Winkler |
Verschwendung unbestritten
Dabei ist der große Nachteil der Glühbirne unbestritten: Sie kann nur einen Bruchteil des verbrauchten Stroms in Licht umsetzen, deutlich über 90 Prozent werden für Wärme verschwendet. Der hohe Preis der alternativen Leuchten könnte sich für die Kunden durch die Stromersparnis in weniger als einem Jahr rechnen - die richtigen Bedingungen vorausgesetzt.
"Sehr viel Marketing"
Der Experte Thomas Schuster würde etwa die offiziellen Angaben zur Lebensdauer der neuen Lampen nicht allzu genau nehmen. Er leitet das Lichtdesign bei Erco, einer führenden Lichttechnikfirma im Museums- und Architekturbereich, und kennt die Schwachstellen der unterschiedlichsten Beleuchtungsmethoden aus jahrelanger Praxis.
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"Da ist sehr viel Marketing drinnen. Wenn ich die Lampe in der Früh einschalte und am Abend aus, dann stimmen die angegebenen Parameter. Im Privatsektor kann ich mir das nicht vorstellen." Je kürzer die Einschaltzeit, umso schneller würde sich die Lebensdauer jener der klassischen Glühbirne nähern.
Die Relation
Bleibt der positive Effekt des geringeren Energieverbrauchs, aber auch dieser hält sich in Grenzen. 8,6 Prozent des Stroms werden laut Statistik Austria in österreichischen Haushalten zur Beleuchtung eingesetzt, etwa die Hälfte davon für klassische Glühlampen.
Quecksilber in der Leuchtstofflampe
Aus umweltpolitischer Sicht könnte zudem gerade die energiesparende Leuchtstofflampe noch Kopfzerbrechen bereiten, da sie in geringen Mengen giftiges Quecksilber enthält. Für die Gesundheit der Konsumenten besteht wenig Gefahr - das Quecksilber im Leuchtstoff ist bei Raumtemperatur gebunden.
Kein Pfandsystem vorgesehen
Spätestens bei der Entsorgung wird das Gift aber zum Problem. Leuchtstofflampen müssen daher auch zum Sondermüll und gehören keinesfalls in den normalen Mistkübel. Ein Pfandsystem ist dennoch nicht vorgesehen, man verlässt sich auf das Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten.
50 Prozent im Restmüll?
Laut der Koordinierungsstelle für Elektroaltgeräte betrug die Rücklaufquote bei vergleichbaren Gütern wie Leuchtstoffröhren und Batterien 2008 maximal 50 Prozent - mehr als die Hälfte landete also im Restmüll.
Knapp 40 Millionen Leuchtkörper wurden laut Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) 2008 in Österreich verkauft. Würden tatsächlich alle davon künftig auf Leuchtstofflampen entfallen, ergäbe das bei mindestens zwei Milligramm pro Lampe jährlich 30 Kilogramm Quecksilber, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden.
Farbe bekennen
Auch bei der Lichtqualität ist die Leuchtstofflampe am weitesten von der Glühlampe entfernt. Die Hersteller bewerben sie mit Farbwerten, die der Glühbirne gleichen und ein angenehm warmes Licht geben sollen. Bei einer Informationsveranstaltung des FEEI etwa war durch den orange Hintergrund die Farbtemperatur der Lampen kaum festzumachen.
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Ansichtssache
Zum Vergleich besser eignet sich ein Foto von der Sparlampenwerbung eines großen Herstellers im Baumarkt vor neutralem Hintergrund und mit geteilten Kammern.
Von links nach rechts eine matte Glühbirne, eine Leuchtstofflampe mit warmem Farbton und eine normale Leuchtstofflampe:
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"Der Tod jeder Romantik"
Viele Konsumenten lassen sich jedenfalls nicht überzeugen, sie empfinden das Licht immer noch als unangenehm.
Eine von ihnen ist Evita Stussek, Psychologin und Kreative aus Wien: "Das ist wie in der Geisterbahn. Jeder sieht im Licht einer Energiesparlampe zehn bis 15 Jahre älter aus. Das ist der Tod jeder Romantik und Kreativität." 120 bis 130 Glühbirnen hat sie bereits gehortet: "Wäre schön, wenn's bis ans Lebensende reicht."
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"Ein Fest für Psychotherapeuten"
Sie warnt davor, die Auswirkungen zu unterschätzen: "Kein Mensch ist sich bewusst, was das auf die Dauer bedeutet. Es kann durchaus sein, dass sie Leute breitflächig schlechtere Stimmung haben. Das wird ein Fest für Psychotherapeuten."
"Glühlampe unerreicht"
Die mangelhafte Lichtqualität bestätigt auch Schuster: "Bei der Farbwidergabe ist die Glühlampe unerreicht." Auch an Brillanz würde es mangeln - schwere Luster und andere Lampen, die mit Reflexionen arbeiten, würden mit Leuchtstofflampen fahl und stumpf wirken.
Sehr nahe an der Glühlampe sind Niedervolt-Halogenlampen. Ihr Licht ist relativ warm und sie lassen sich dimmen, wodurch der Rotanteil noch weiter steigt. Zum Vergleich wieder die Demonstration aus dem Baumarkt, mit einer matten Glühbirne, dann einer matten und einer klaren Halogenlampe:
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Auch das Problem der Halogenlampen wird sichtbar: Mit ihnen bleibt die Energieersparnis auf 30 Prozent begrenzt, einige Varianten werden in den kommenden Jahren aus diesem Grund ebenfalls unter das Verbot fallen.
Warten auf LEDs
Als letzte Alternative bleiben noch die Leuchtdioden (LEDs). Sie haben eine hohe Energieeffizienz, benötigen keine Leuchtstoffe und bieten bessere Farbwiedergabe als Energiesparlampen. Allerdings ist ihre Entwicklung erst am Anfang, was sich in enormen Preisen und geringer Leuchtkraft bemerkbar macht.
Für Schuster sind LEDs dennoch die Leuchtmittel der Zukunft, sie würden eben noch etwas Zeit brauchen - die man aus seiner Sicht ruhig mit Glühbirnen überbrücken kann.
Möglicher Ausweg
Gelegenheiten zum Einkauf sollte es noch geben: Viele Leuchtstärken werden erst in den nächsten Jahren verboten. Vor allem dürfen die Lagerbestände der Händler noch ohne Einschränkungen verkauft werden, lediglich die Erzeugung und Einfuhr bestimmter Glühbirnen ist verboten.
Schuster ist zuversichtlich: "Mein Rat ist, sich jetzt noch mit Restbeständen einzudecken, und in einem Jahr kommt das dann schon hin."
Roland Winkler, ORF.at
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