Der Durchschnittspreis für Diesel hat damit im August die Ein-Euro-Grenze überschritten und lag am Mittwoch nach Angaben des ÖAMTC bei 1,020 Euro, Super 95 kostete im Durchschnitt 1,123 Euro.
Rotterdam-Preise "nur Vorwand"
Aus Sicht der Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC gibt es für die Preiserhöhungen aber "keinerlei logische Begründungen". Die Entwicklungen der Treibstoffpreise hätten mit den Notierungen in Rotterdam nichts zu tun. Vielmehr würden diese "von der Mineralölwirtschaft nur als Vorwand in ihrer Preisgestaltung genutzt", kritisierte Lydia Ninz vom ARBÖ gegenüber ORF.at.
"Preise steigen über Nacht"
Auch ein weiterer Punkt treibt die Autofahrerclubs auf die Barrikaden. Mit der seit Anfang Juli geltenden neuen Spritpreisverordnung dürfen die Treibstoffpreise an jeder Tankstelle nur noch einmal pro Tag angehoben werden. ÖAMTC und ARBÖ kritisieren aber unisono, dass die Preise von vielen Tankstellenbetreibern "in der Früh vorsorglich zu hoch angesetzt werden".
"Über Nacht schnellen die Preise nach oben, bis zu 7,5 Cent pro Liter. Während des Tages sinken sie wieder, weil sich die morgendlichen Preise als zu hoch herausgestellt haben. Im Schnitt wird es aber nur um drei bis vier Cent billiger", sagte Ninz. "Die Verteuerungen finden nach wie vor statt, wie unsere neue Erhebung von vergangener Woche belegt."
Laut Mineralölindustrie sind die Preiserhöhungen am Anfang des Tages aufgrund der Verordnung geradezu erforderlich. "Die Firmen haben nichts herzuschenken", sagte Christoph Capek, Geschäftsführer im Fachverband der Mineralölindustrie, gegenüber ORF.at und verwies auf "die ohnehin sehr geringen Tankstellenmargen in Österreich".
Autofahrer tanken abends
Die Autofahrer haben nach zahlreichen Aufrufen von ÖAMTC und ARBÖ ihr Tankverhalten umgestellt und fahren vermehrt nachmittags und in den Abendstunden tanken, wenn die Preise wieder niedriger sind.
In der Früh ist damit das Geschäft an Tankstellen zurückgegangen. Das mache vor allem kleinen Tankstellenbetreibern Probleme, sagte Alexander Piekniczek vom Fachverband der Tankstellenbetreiber im Ö1-Mittagsjournal: Am Vormittag, wenn wenig los ist, müsse ein Mitarbeiter anwesend sein, und am Nachmittag, wenn besonders viel los ist, müsse man zusätzliches Personal beschäftigen.
Dazu komme noch, dass das zusätzliche Geschäft wie etwa das in Autowaschanlagen durch die hohe Kundenkonzentration am Nachmittag und Abend eingeschränkt sei, beklagen die Tankstellenbetreiber.
Widerstand gegen Verordnung wächst
Die Spritpreisverordnung stößt daher auf immer mehr Widerstand der heimischen Tankstellenbetreiber. Nach BP wollen zwei weitere Mineralölkonzerne die Verordnung vor dem Verfassungsgericht bekämpfen - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Für dieses Vorgehen haben die Autofahrerclubs aber nur wenig Verständnis. "Die Tankstellen haben die Preisgestaltung ja in ihrer Hand. Wenn die Betreiber in der Früh einen vernünftig kalkulierten Preis anbieten, könnten sie diesen auch den ganzen Tag lang unverändert lassen", sagte ÖAMTC-Verkehrsexpertin Brandau gegenüber ORF.at
In einem Punkt sind sich aber Autofahrerclubs und Vertreter der Mineralölindustrie einig: Ob die Treibstoffpreise künftig das August-Hoch übersteigen oder wieder nach unten gehen, "bleibt abzuwarten. Das kann man seriöserweise nicht vorhersagen."
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