Im toskanischen Dorf Bagnone, in dem am Samstag Europas Rekordjackpot geknackt wurde, wird seitdem wie in ganz Italien eifrig spekuliert. Fünf Personen werden "verdächtigt", mit den Zahlen 10, 11, 27, 45, 79 und 88 zu Multimillionären geworden zu sein.
Konkret stehen ein Barbesitzer, ein Mann aus dem Baugewerbe, der ehemalige Direktor der lokalen Post, ein Gärtner und ein Arbeiter, der im Dorf für seine Leidenschaft für Glücksspiele bekannt ist, "unter Verdacht", den Rekordjackpot geknackt zu haben.
Barbesitzer: "Ich weiß nichts"
Zu den möglichen Gewinnern zählt Giovannino Simonetti, Inhaber der Bar "Biffi" im 2.000-Seelen-Dorf, in dem der zwei Euro teure Schein abgegeben wurde.
Dieser bestreitet jedoch, den Superschein ausgefüllt zu haben. "Die richtigen Zahlen sind am Samstag um 12.17 Uhr getippt worden. Ich erinnere mich an eine Gruppe von drei oder vier Personen, die mir einige Scheine übergeben haben, ich weiß sonst nichts", versicherte Simonetti im Interview mit italienischen Medien.
Der Inhaber der Bar sagte, in der Nacht auf Sonntag den Anruf des Gewinners erhalten zu haben, der ihm aus Dankbarkeit 6,9 Millionen Euro versprochen habe. Am Sonntag habe er noch den Anruf einer jungen Frau erhalten. "Sie hat mir gedankt, weil sie angeblich gewonnen hat, sie war sehr aufgeregt", berichtete Simonetti.
"Sie bitten mich um Hilfe"
Auch der ehemalige Direktor der lokalen Post, ein Bauunternehmer, ein Gärtner und der Arbeiter dementierten vehement, den 148 Millionen Euro schweren Jackpot geknackt zu haben.
"Ich werde jetzt von Personen besucht, die mich früher nicht einmal grüßten. Sie klopfen mir auf die Schultern und bitten um Hilfe. Sobald sie begreifen werden, dass ich nichts gewonnen habe, werden sie mich wieder ignorieren", sagte der 49-jährige Ugo Verni, einer der angeblichen Gewinner.
Bürgermeister will Spende
Der Bürgermeister des Dorfes, Gianfranco Lazzeroni, lud die Medien zu einer Pressekonferenz ein, um den Rekordgewinn zu kommentieren. "Das Glück folgt Gesetzen, die wir nicht kennen. Diesmal hat sie einem kleinen, unbekannten Dorf im Herzen der Toskana die Arme geöffnet", sagte der Bürgermeister.
Er rief den Gewinner auf, eine Million Euro zur Restaurierung eines Sportzentrums in der Ortschaft und für Investitionen im Tourismusbereich zu spenden.
Staat als eigentlicher Gewinner
Die Gewinnchance beim Superenalotto liegt bei eins zu 623 Millionen. Der Jackpot in Italien war seit Ende Jänner in 86 Ziehungen kontinuierlich gewachsen. Seit Jahresbeginn wurden deshalb in Italien mehr als zwei Milliarden Euro für Lottoscheine ausgegeben.
Besonders freute das natürlich die Regierung in Rom: Das Glücksspielfieber spülte immerhin 840 Millionen Euro an Steuern in die Staatskasse.
Kirche fordert Gesetz
Aber der Riesenjackpot rief auch Kritiker auf den Plan. Allen voran wetterte die katholische Kirche gegen das Lottofieber und forderte neue Regeln. "Ein Gesetz oder zumindest ein Dekret muss her, um diese Lotterie zu stoppen", verlangte der ehemalige Erzbischof von Lecce in Süditalien, Cosmo Francesco Ruppi.
Ob am Ende der Name des Siegers öffentlich wird, bleibt abzuwarten. Über den Gewinner des vorherigen italienischen Rekordjackpots von 100,7 Millionen Euro im vergangenen Oktober war nur bekanntgeworden, dass er Sizilianer war oder zumindest dort das Ticket gekauft hatte.
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