Die Rauchschwaden erreichten mittlerweile Nordafrika, wie Satellitenbilder zeigten. Die Feuerwehr ist gegen das Feuer immer noch machtlos. Winde der Stärke sieben fachten am Abend die Flammen an. Bisher sind 20.000 Hektar Fläche verbrannt.
Keine Opfer ein "Wunder"
"Wir kämpfen gegen die Flammen in zum Teil bewohnten Gebieten", teilte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntag mit. Mehrere Menschen wurden mit Atemwegsbeschwerden und leichten Verbrennungen in Krankenhäuser gebracht.
"Nur durch ein Wunder haben wir bisher keine Opfer gehabt", sagte ein Feuerwehrmann. Brände tobten auch auf den Inseln Euböa und Skyros. Insgesamt waren seit Samstagfrüh mehr als 140 Waldbrände in Griechenland ausgebrochen.
Vorort evakuiert
Zahlreiche Gebäude wurden bereits durch Brände zerstört. Über der Akropolis hingen dichte Rauchwolken. Mit Lautsprechern riefen die Behörden die rund 10.000 Bewohner des Vororts Agios Stefanos zum Verlassen ihrer Häuser auf.
Einige Anwohner weigerten sich. Sie versuchten verzweifelt, ihr Hab und Gut zu retten und das Feuer mit Wasser aus Gartenschläuchen zu löschen.
Auch ein Kinderkrankenhaus und Seniorenheime wurden evakuiert.
Der stellvertretende Bürgermeister Panayiotis Bitakos appellierte via den Fernsehsender Skai an die Bevölkerung: "Ich rufe alle Einwohner auf, den Anordnungen der Polizei, wohin sie gehen sollen, Folge zu leisten", sagte Bitakos. "Wir haben seit dem frühen Morgen die Behörden angebettelt, Verstärkung zu schicken. Jetzt ist es zu spät. Zu spät."
Keine Rückkehr nach Athen
Wegen der Großbrände im Norden Athens rief die griechische Polizei am Sonntag alle einheimischen Urlauber auf, möglichst nicht nach Athen zurückzukehren. Wenn sie es einrichten könnten, sollten sie an ihren Urlaubsorten bleiben.
Für Sonntagabend war eine Rückkehrerwelle aus dem Urlaub nach Athen erwartet worden. Die Zufahrtsstraßen Athens sollten für Löschfahrzeuge und die Fahrzeuge der Behörden frei bleiben. Das Innenministerium gewährte allen Beamten eine eintägige Verlängerung ihres Urlaubs, berichtete das Staatsfernsehen. Auch Fußballspiele fielen in Athen aus.
Dutzende Häuser zerstört
Mit dem ersten Tageslicht setzte die Feuerwehr erneut massiv Löschflugzeuge und Hubschrauber ein. Sie kamen jedoch bisher nicht gegen die Brände an, die durch starke Winde immer wieder angefacht wurden.
Bis zu 20 Meter hohe Flammen näherten sich abgelegenen Krankenhäusern in dem Waldgebiet von Penteli, 15 Kilometer nördlich von Athen. Die Kliniken mussten evakuiert werden. Dutzende Häuser wurden vollständig zerstört.
Einsatz der Österreicher verschoben
Auf Bitten Griechenlands schickten Italien und Frankreich vier Löschflugzeuge zur Verstärkung. Die zwei italienischen Maschinen kamen bereits Sonntagmittag zum Einsatz, teilte das Verteidigungsministerium in Athen mit. Zypern schickte 60 Feuerwehrleute und einen Löschhubschrauber.
Der Hilfseinsatz des österreichischen Bundesheeres und der Feuerwehr bei der Waldbrandbekämpfung in Griechenland wird unterdessen aufgrund eines neuen Ansuchens von Griechenland verschoben. Das teilte das Verteidigungsministerium am späten Sonntagabend mit. Das österreichische Kontingent sollte an sich bereits am Montag in das Einsatzgebiet verlegt werden.
In dem neuen Schreiben der griechische Zivilschutzbehörde erfolgte laut Ministerium die Mitteilung, dass aufgrund der derzeitigen Entwicklung vor Ort ein Einsatz ausschließlich von Löschflugzeugen mit einer Mindestkapazität von 5000 Litern aufwärts zweckmäßig erscheine.
40 Kilometer lange Feuerfront
"Eins der schönsten Waldgebiete des Landes ist zerstört", sagte der Präfekt von Athen, Giannis Sgouros, im Staatsfernsehen am Sonntag. Die Feuerfronten dehnen sich vom Osten bis zum Norden Athens aus und haben Schätzungen von Medien zufolge eine Länge von mehr als 40 Kilometern.
Hinter und vor der Feuerfront flammen immer wieder neue Brände auf. "Es ist ein verzweifelter Kampf gegen die Übermacht der Flammen", sagte ein Feuerwehrmann im Fernsehen. Ein ranghoher Polizist sprach von einer "gigantischen Mobilisierung" der Einsatzkräfte gegen die Dutzenden Brände.
Notstand ausgerufen
Den Verkehr auf dem Athener Flughafen Eleftherios Venizelos beeinträchtigten die Großbrände im Norden der Hauptstadt bisher nicht. Alle Flüge hätten normal stattgefunden, teilte eine Sprecherin mit. Der Flughafen liegt etwa 15 Kilometer südlich der von den Bränden betroffenen Region.
Wegen der dramatischen Lage war am Samstag für die gesamte Region nördlich der Hauptstadt der Notstand ausgerufen worden. Zu den Ursachen der Brände lagen keine Angaben vor. Es wird jedoch Brandstiftung vermutet. Zudem soll ein kleiner Waldbrand nahe der Ortschaft Grammatiko im Nordwesten Athens Samstagfrüh zunächst unterschätzt worden sein. "Als starke Winde kamen, war es zu spät", sagte ein Einwohner von Grammatiko.
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