Geburtstag einer Legende

Die Bilder von Woodstock stehen heute als Symbol für die gesamte Hippie-Bewegung.
Es war ein heilloses Chaos: verstopfte Anfahrtswege, matschige Wiesen, kaum Toiletten. Und doch wurde die Woodstock Music & Art Fair vor 40 Jahren zum legendärsten Festival der Popgeschichte.

©Bild: Corbis/Henry Diltz
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Am 15. August 1969 trafen sich fast 500.000 Menschen auf einer Wiese im US-Bundesstaat New York, um mit Rockgrößen wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Joe Cocker, The Grateful Dead, Canned Heat und The Who "drei Tage mit Liebe und Musik" zu feiern - so wurde die Veranstaltung auf den Plakaten beworben - Video dazu in iptv.ORF.at.

©Bild: picturedesk/Harbutt Charles/Rapho/eyedea
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Bis heute gilt die Veranstaltung als Höhepunkt der Hippie-Bewegung und als Ausdruck für das Lebensgefühl einer ganzen Generation.

©Bild: ORF/Elliott Landy
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Wohl am besten verlieh Jimi Hendrix der Stimmung Ausdruck, als er zum Abschluss auf seiner weißen Stratocaster die US-Nationalhymne "Star-Spangled Banner" buchstäblich in der Luft zerriss: Die Jugend des Landes wollte dem Vietnam-Krieg und den Rassenunruhen das Bild einer friedlichen, freien, solidarischen Gesellschaft entgegensetzen.

©Bild: AP
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Dabei hatte der Organisator kein politisches Manifest im Sinn. Der damals 24 Jahre alte Musikproduzent Michael Lang wollte mit einem Freund schlicht Geld für sein Plattenstudio im US-Örtchen Woodstock auftreiben und fand zwei potente Mitstreiter für die Konzertidee - Woodstock Ventures wurde gegründet.

©Bild: ORF/Elliott Landy
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Doch dann kam alles anders als gedacht. Das Festival fand gar nicht in Woodstock statt, sondern in der etwa eine Autostunde entfernten 4.000-Seelen-Gemeinde Bethel nordwestlich von New York. Statt der anfangs erwarteten 50.000 Besucher kamen fast eine halbe Million Menschen.

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Noch einmal so viele blieben im Verkehrschaos stecken oder mussten umkehren, weil die Polizei die verstopften Zufahrtsstraßen sperrte. Und als es gleich am ersten Abend wie aus Kübeln goss, verwandelte sich die riesige gemietete Wiese des Bauern Max Yasgur in eine einzige Schlammwüste. "No rain, no rain", skandierten die Blumenkinder, aber es nützte nichts.

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Auf dem Gelände brach das Chaos aus. Schon nach einem Tag gab es an den Ständen nichts mehr zu essen, Trinkwasser wurde rationiert, nur Drogen aller Art waren reichlich zu haben.

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Eine jüdische Gemeinde in der Nachbarschaft schmierte 30.000 Brote, Nachschub musste mit dem Hubschrauber eingeflogen werden. Und weil die 600 Klohäuschen auch nicht annähernd ausreichten, waren die hygienischen Verhältnisse bald unbeschreibbar.

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"Es war einfacher zu vögeln als sich ein Frühstück zu organisieren", schrieb später das Musikmagazin "Rolling Stone".

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Drei Tage lang ließ sich das Publikum von den Flower-Power-Klängen mitreißen, von Joe Cocker und "With A Little Help From My Friends" ...

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... über Joan Baez' Freiheitshymne "We Shall Overcome" ...

©Bild: APA/Henry Diltz
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... bis zum spektakulären Auftritt von The Who.

©Bild: Corbis/ Elliott Landy
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Wie durch ein Wunder blieb alles friedlich. Und dass es auch bei den Musikern - hier: Janis Joplin - einen Haufen Pleiten, Pech und Pannen gab, ging im Rausch des Wir-Gefühls meist unter.

©Bild: APA/dpa/A0001
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Finanziell wurde das Konzert ein Desaster. "Wir haben an dem Wochenende rund eineinhalb Millionen Dollar versenkt", sagte Lang. Die nachträgliche Vermarktung durch den Medienkonzern Warner Brothers brachte dagegen ein Vielfaches in die Kassen.

©Bild: AP/Bill Sakes
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Heute stehen auf dem Festivalgelände ein Museum und ein gutbürgerliches Kulturzentrum, auf der eingezäunten Wiese sind Camping und laute Musik verboten.

Museumsdirektor Wade Lawrence, der das Woodstock-Museum in Bethel leitet, sieht das Konzert aus heutiger Sicht eher als Schlusspunkt der Hippie-Kultur, nicht als Ausgangspunkt einer neuen Bewegung. "Die Illusionen sind schnell geschwunden", so Lawrence. "All das Gerede von 'Love and Peace' klang schnell ziemlich naiv."

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Video dazu in iptv.ORF.at

Mehr dazu in oe1.ORF.at

TV-Hinweis
ORF2 sendet am Sonntag im Rahmen des Schwerpunkts "Summer of 69" um 22.50 Uhr die österreichische Dokumentation "Woodstock und wir" - mehr dazu in tv.ORF.at.

Um 23.35 Uhr wird erstmals der Director's Cut des offiziellen Dokumentarfilms "Woodstock" von Michael Wadleigh gezeigt - mehr dazu in tv.ORF.at.

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