Das Schlaftagebuch im Netz

Kann mit Online-Behandlungen zur Schlaflosigkeit eine ähnlich positive Wirkung erzielt werden wie im persönlichen Therapiegespräch? Ja, sagen US-Forscher.
Bekanntlich gibt es nur wenige Themen, die man nicht im Internet findet. Doch wie sehr kann einem das Netz helfen, wenn man tatsächlich Reales zu bewältigen hat - etwa massive Probleme mit dem Schlaf?

Web-Plattformen, die Hilfe gegen Schlaflosigkeit anbieten, gibt es bereits viele. Sehr häufig findet man Foren, in denen Betroffene ihre Leidenserfahrungen austauschen und sich gegenseitig Tipps geben. Auch finden sich kostenfreie und bezahlpflichtige Angebote, in denen Mediziner den Betroffenen Ratschläge erteilen.

Doch auch Therapiemethoden der modernen Schlafforschung, die tendenziell eher zur "Schlafhygiene" statt einer Medikation zur Behebung von Schlaflosigkeit rät, sind mittlerweile reif für den Einsatz im Internet, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Methoden verfeinert
Die Universität von Virginia untersuchte bereits im Jahr 2004 die Frage, ob die Online-Behandlung von Schlaflosigkeit denselben Nutzen aufweisen könnte wie eine direkte Behandlung in einer Ordination. Damals wiesen die Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede auf, weshalb man das Studienprogramm mit verfeinerten Methoden fortsetzte.

In der zuletzt durchgeführten Studie (deren Ergebnisse u. a. in der Juli-Ausgabe der "Archives for General Psychiatry" veröffentlicht wurden) hatten Patienten die Wahl, entweder ein neunwöchiges Online-Schlaftraining mitzumachen oder sich auf eine Warteliste für eine spätere persönliche Therapie setzen zu lassen. Auch jene, die auf der Warteliste standen, sollten Veränderungen ihres Schlafverhaltens dokumentieren.

Online geführtes Schlaftagebuch
Laut Lee Ritterband, Psychologe an der Universität von Virgina, wandte man auch für die Online-Behandlung die Methode der persönlichen Therapie an. Die Patienten sollten im Zuge des neunwöchigen Schlaftrainings ein Schlaftagebuch führen (ein Programm, das man auch bei einem Gros der deutschsprachigen Schlaftrainingsprogramme in Buchform findet).

In den neun Wochen würden die Patienten, so die Annahme, ihre Schlafhygiene verbessern: Sie sollten abends keine koffeinhaltigen Getränke konsumieren, keinen Fernseher im Schlafzimmer aufstellen, nicht im Bett lesen und das Bett verlassen, sollten sie länger als eine Viertelstunde in der Nacht wach im Bett liegen.

Das Bett, so lautet der Ansatz, sollte ausschließlich zum Schlafen genutzt und nur aufgesucht werden, wenn man wirklich müde ist. Teil des Trainings ist, die Ermüdung der Patienten zu erhöhen und die Durchschlafphasen schrittweise zu verlängern. Entsprechende Ansätze verfolgt die Schlafhygiene auch in unseren Breitengraden.

Keine Angst vor Web-Anwendungen
"Vor 15 Jahren hätte man gesagt, es wäre verrückt, Therapien auf Distanz durchzuführen", zitierte die "New York Times" den US-Psychologen Brusen Wampol von der Universität von Wisconsin. In Zeiten, wo man mehr und mehr Dinge elektronisch abwickle und Soziale Netzwerke größere Verbreitung fänden, könne es aber durchaus effektiv sein, auch auf elektronischem Weg Therapien anzubieten.

Online-Teilnehmer steigerten Schlafdauer
Die Studie der Unversität von Virginia zeigte, dass die Teilnehmer des Online-Programms eine Verbesserung ihrer Schlafeffizienz erreichen konnten gegenüber denen, die auf der Warteliste für ein persönliches Training standen.

Viele Online-Teilnehmer berichteten am Ende, dass sich die Wachphasen in der Nacht deutlich verkürzt hätten. Die Schlafzeit der Online-Probanden wurde gegenüber dem Zustand davor im Schnitt um 16 Prozent erhöht, die Wachphasen im Bett gingen um 55 Prozent zurück.

34 Prozent der Teilnehmer am Online-Programm bewerteten ihr Schlafverhalten danach als "verbessert" oder "stark verbessert". Bei der anderen Gruppen gaben das nur vier Prozent an.

Erleichterung für Patienten
Laut den beteiligten Forschern sind die Ergebnisse der Studie ermutigend, weil man weiß, dass Patienten mit Schlafproblemen häufig keinen leichten Zugang zu Therapeuten haben, die ein Schlafverhaltenstraining anbieten.

Sehr oft ist es auch schwierig, die Anzahl der Termine einzuhalten, die für ein effektives Schlaftraining nötig sind.

Freilich: Viele der beteiligten Institutionen denken bereits über erweiterte Angebote im Internet nach - die auch alle ihre Kosten haben werden. Schon jetzt werden für Schlafhygieneprogramme über das Netz in den USA Tarife zwischen 20 und 30 Dollar fällig.

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