Vor 75 Jahren bezogen die ersten Häftlinge das Alcatraz Federal Penitentiary, das auch Jahrzehnte nach der Schließung wohl noch berühmteste Gefängnis der Welt.
Nur für die ganz Bösen
Nach Alcatraz kam man nur mit "Einladung". Verurteilte Verbrecher konnten nicht direkt ins Inselgefängnis eingewiesen werden, sondern mussten sich ihren Aufenthalt dort zuvor in anderen Haftanstalten "verdienen". Gefängnisdirektoren quer durch die USA durften ihre notorischsten Insassen nach Alcatraz versetzen.
Die ersten Insassen
Diese Ehre wurde bei der Eröffnung der Gefängnisinsel rund 170 teilweise berühmten Häftlingen aus drei anderen Gefängnissen zuteil: Al Capone war als Gefangener Nr. 85 ebenso darunter wie "Machine Gun" Kelly (Nr. 117).
Spätere Insassen waren Robert Stroud, besser bekannt als "Vogelmann von Alcatraz", "Doc" Barker von der "Ma"-Barker-Gang und Alvin "Creepy" Karpis, der fast 26 Jahre auf "The Rock" verbrachte.
Selbst Al Capone hatte Respekt
Der Unterweltboss Capone wurde nach seiner Verurteilung 1931 aus einem Gefängnis in Atlanta nach San Francisco versetzt. Dort genoss er zahlreiche Privilegien - unter anderem, weil er die schlechtbezahlten Wärter durch kleine "Zuwendungen" bald auf seiner Seite hatte.
In Alcatraz herrschten strengere Regeln: Capones Kontakte zu seinen Vertrauenspersonen außerhalb des Gefängnisses waren komplett abgeschnitten. Nach seinen viereinhalb Jahren in dem Hochsicherheitsgefängnis musste er zugeben: "Es sieht so aus, als hätte mich Alcatraz fertiggemacht."
Hoovers Problem
Die US-Bundeshaftanstalt war als Hochsicherheitsgefängnis konzipiert und für Insassen vorgesehen, die als ungewöhnlich gefährlich oder unverbesserlich galten - vor allem aber als berühmt-berüchtigt.
J. Edgar Hoover, der junge Direktor des US-Ermittlungsbüros BOI, war Mitte der 30er dabei, seine Behörde zur Bundespolizei (FBI) umzuwandeln. Sein größtes Problem: Während der Prohibitionszeit und der Weltwirtschaftskrise der 30er wurden die Gangster zu Stars und die Polizei zu Buhmännern.
"Staatsfeinde" oder Wohltäter?
Capone, John Dillinger, "Machine Gun" Kelly und Co. galten in der Bevölkerung oft als moderne Robin Hoods, nicht als Schwerverbrecher. Hoover, als Öffentlichkeitsarbeiter mindestens ebenso geschickt wie als Polizist, reagierte nicht nur mit neuen Ermittlungstechniken, sondern auch mit der Einführung des Begriffs "Staatsfeind" - und mit dem Wunsch nach einem Gefängnis mit maximaler abschreckender Wirkung.
Bereits als Militärgefängnis genutzt
Alcatraz kam da gerade recht. Die strategisch günstig gelegene Insel, während des Goldrauschs ein Fort, während des Bürgerkriegs ein staatliches Golddepot, wurde bereits als Militärgefängnis genutzt, sollte aber wegen hoher Betriebskosten geschlossen werden.
Das Justizministerium schaltete sich ein, engagierte Robert Burge, einen der profiliertesten Sicherheitsexperten der USA, und baute das in die Jahre gekommene Militärgefängnis ab April 1934 in einen regelrechten Tresor um.
Hightech-Sicherheitsmaßnahmen
Es wurden hochmoderne Stahlgitter und -barren eingebaut, denen Werkzeuge nichts anhaben konnten. Vorhandene Versorgungstunnel wurden zubetoniert. In den Zellenblöcken wurden mit Eisenabdeckungen geschützte Emporen für die Wärter aufgebaut.
An der Decke des Speisesaals waren permanent Tränengaskanister angebracht, die man via Fernsteuerung aktivieren konnte. Ebenfalls im Speisesaal wurden damals hochmoderne Metalldetektoren aufgestellt.
Am 11. August, nur wenige Monate bzw. Wochen nach den Erschießungen von Bonnie und Clyde und von John Dillinger durch die Polizei, ging das Hochsicherheitsgefängnis als weiteres Symbol für die Schlagkraft der Behörden in Betrieb.
Erfolglose Fluchtversuche
Während der 29-jährigen Geschichte von Alcatraz als Bundeshaftanstalt wurden 14 Fluchtversuche unternommen, in die 34 Männer verwickelt waren. Nur drei von ihnen verschwanden spurlos - man nimmt an, dass sie im eiskalten Wasser der San Franciso Bay ertranken. Alle anderen konnten wieder gefangen genommen werden oder wurden auf der Flucht erschossen.
Kritik an Haftbedingungen und Kosten
Die Verwaltungskosten des extrem gesicherten Gefängnisses stiegen jedoch enorm. Diese Tatsache, Berichte über unmenschliche Haftbedingungen sowie zwei der Regierung peinliche Ausbruchsversuche ließen im Justizministerium Kritik an Alcatraz aufkommen. 1962 entließ der Generalstaatsanwalt Robert Kennedy die letzten Häftlinge und schloss das Bundesgefängnis Alcatraz.
Links:
- Alcatraz (Wikipedia)
- Nationalpark Alcatraz
- AlcatrazHistory.com