Aussage gegen Aussage

Die Polizisten waren laut ihrem Anwalt einem "lebensbedrohlichen" Angriff ausgesetzt.
Nach dem Einbruch in einen Kremser Supermarkt am Mittwoch, bei dem ein 14-Jähriger von Polizisten getötet und ein zweiter Jugendlicher durch Oberschenkeldurchschüsse schwer verletzt wurde, geht die Polizei aufgrund von dessen Aussagen vorerst von drei Tätern aus.

Laut dem Jugendlichen, der am Sonntag 17 Jahre alt geworden ist, wurden die beiden Burschen von einem 28-jährigen Bekannten zum Supermarkt gefahren. Der am Freitagabend Festgenommene leugnet laut Polizei-Oberstleutnant Roland Scherscher jede Beteiligung an der Tat.

"Sie haben sich in Notwehr verteidigt"
Der 28-Jährige hat jedoch drei andere Einbruchsdiebstähle gestanden, bei denen auch der 17-Jährige dabei gewesen soll. Zu diesem Vorwurf habe man den Burschen noch nicht befragen können, sagte Scherscher gegenüber dem ORF Niederösterreich - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Ebenfalls Aussage gegen Aussage steht im Hinblick auf die tödlichen Schüsse auf den 14-Jährigen. "Sie haben sich in Notwehr verteidigt", sagte Hans-Rainer Rienmüller, der Rechtsanwalt der beiden Polizeibeamten, die in dem Supermarkt drei Schüsse abgegeben hatten.

Zwei verschiedene Versionen
Der Polizist und die Polizistin hätten angegeben, von mehreren vermummten Tätern angegriffen worden zu sein, so Rienmüller. Der angeschossene Jugendliche hatte dagegen ausgesagt, dass gefeuert worden sei, als er und der 14-Jährige hätten flüchten wollen.

Rienmüller sagte, die Verdächtigen hätten Kapuzen getragen. Die Beamten hätten nur Augen erkennen können. Sie seien mit einer Stich- und einer Schlagwaffe (laut Polizeiangaben ein Schraubenzieher und eine Gartenharke) attackiert worden.

"Sehr dynamischer Angriff"
Der "sehr dynamische Angriff" sei "lebensbedrohlich" gewesen, sagte der Wiener Anwalt. Der Angriff habe in einem Nebengang des Supermarkts stattgefunden, der mit Notbeleuchtung ausgestattet sei. Die Beamten seien mit Taschenlampen ausgerüstet gewesen.

Scherscher verteidigt seine Beamten
Auch Scherscher verteidigte seine Beamten. Die beiden jugendlichen Einbrecher seien größer gewesen als die Polizisten, die eingeschritten seien. Zudem rechtfertigte Scherscher die Annahme der beiden, dass sie im Supermarkt nicht auf die Täter stoßen würden.

Scherscher verwies auf "an die 5.000 Fehlalarme" pro Jahr in Niederösterreich. Allgemein gelte daher: Sei von außen kein Einbruch feststellbar, sei "das Vorgehen der Beamten üblich und sicherlich nicht vorwerfbar". Aufgrund der Gefahr von Befangenheit ermitteln wegen der tödlichen Schüsse Beamte aus Oberösterreich.

"Möglicherweise" weitere Mittäter
Zum Tathergang erklärte Scherscher, der Einbruch sei erst im zweiten Versuch erfolgt. Nach einem ersten Anlauf hätten die Täter abgewartet, ob Alarm ausgelöst worden sei. Weil das nicht der Fall gewesen sei, seien sie zurückgekehrt und in den Supermarkt eingedrungen.

Der Oberstleutnant unterstrich, dass "derzeit" von drei Tätern ausgegangen werde. Weitere Beteiligte seien dennoch nicht ausgeschlossen. "Möglicherweise gibt es noch mehr." Der erschossene Jugendliche wird voraussichtlich am Donnerstag beerdigt.

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