Suche nach "innovativen" Modellen

Außenministerium spricht bereits mit französischen Lotterien über "Bingo oder Lotto" für "die gute Sache".
Mit der Wirtschaftskrise fließt weniger Geld in Richtung "Dritte Welt". Nicht nur Investitionen haben deutlich abgenommen, auch die Budgets für Entwicklungszusammenarbeit schmolzen dahin.

Die französische Regierung will ihre Töpfe nun mit einer auf den ersten Blick etwas ungewöhnlichen Idee wieder auffüllen: einer Art "Bingo oder Lotto für Afrika", wie Alain Joyandet, Staatssekretär im französischen Außenministerium, am Donnerstag gegenüber der Tageszeitung "Le Monde" präzisierte.

"Die gute Sache"
Die Idee, glaubt Joyandet, könnte bis 2010 in Frankreich Realität werden. Pro Jahr könnte das "Entwicklungshilfe-Bingo" seiner Einschätzung nach bis zu zehn Mio. Euro zusätzlich in die zum großteil staatlich dotierten Fonds spülen.

"Ein Teil des Einsatzes würde in die gute Sache fließen", erklärte der Staatssekretär und frühere Journalist nach seiner Rückkehr von einer Afrika-Reise (Guinea, Mali und Mauretanien). Außerdem ließe sich derart die Bevölkerung für die Armutsproblematik sensibilisieren, glaubt Joyandet. Er habe bereits mit der französischen Lotteriegesellschaft Francaise des Jeux gesprochen. Andere europäische Staaten könnten nachziehen.

Beispiel Flugticketsteuer
Immerhin: Nachdem Frankreich als erstes Land eine Sondersteuer auf Flugtickets in Höhe von einem Euro für die Entwicklungshilfe eingeführt hatte, zogen über zehn andere Länder nach. Das Geld daraus fließt in den Kampf gegen die Armut und in die Bekämpfung von Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria.

Suche nach "innovativen Finanzierungen"
Die Idee zum "Bingo für Afrika" ist nicht die erste, die Joyandet als Möglichkeit einer "innovativen Finanzierung" der Entwicklungszusammenarbeit ins Gespräch bringt.

"Tobin Tax" wieder auf dem Tisch
Im Frühjahr sprachen sich er und Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner für die Einführung einer Steuer auf internationale Finanztransaktionen zugunsten ärmerer Länder nach dem Modell der seit Jahren debattierten "Tobin Tax" aus.

"Ein moralischer Imperativ"
Die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit sei "ein moralischer Imperativ", zitierte der "Figaro" damals Kouchner. "Wir können ein einfaches System auf freiwilliger Basis andenken, etwa einen Steuersatz von 0,005 Prozent auf jede Finanztransaktion", fügte Joyandet hinzu. Seiner Rechnung nach könnte ein derartiges (globales) Modell zwischen 30 und 60 Mrd. Dollar (knapp 42 Mrd. Euro) einbringen.

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