Jahresgehalt nach 37 Jahren
Eigentlich hatte die vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) finalisierte Reform äußerst vielversprechend geklungen. Mit Renditen von bis zu sechs Prozent und einem relativ geringen Beitrag von 1,53 Prozent des Bruttogehalts sollte nach 37 Arbeitsjahren ein Bruttojahresgehalt ausbezahlt werden.
Kassen 2008 mit Minus
Doch davon sind die Kassen bisher meilenweit entfernt. Wurde 2005 noch eine Performance von 5,47 Prozent erzielt, sanken die Erträge in den folgenden Jahren trotz guter Wirtschaftsdaten rapide. 2007 wurden nur noch 1,94 Prozent erzielt, und 2008 rutschten sowohl die Betrieblichen Vorsorgekassen (BVK) als auch die Mitarbeitervorsorgekassen (MKV) ins Minus.
Wolfgang Mazal, Experte für Arbeitsrecht, kritisierte daher via "profil" die Abfertigung neu als "verordnetes Zwangssparen ohne Erträge" und "fast verfassungswidrig".
"Win-win-Situation" für alle
Dem widerspricht der VBV-Chef Heinz Behacker. Im Vergleich zu konservativen Sparformen wie zum Beispiel dem Sparbuch sei die Performance der Vorsorgekasse mit Ausnahme des Krisenjahres 2008 deutlich besser gewesen. Und auch wenn die von der Regierung versprochenen rund sechs Prozent seit 2006 nicht mehr erreicht wurden, verweist er auf die Kapitalgarantie.
"Die Abfertigung neu ist eine Win-win-Situation sowohl für Unternehmen als auch Arbeitnehmer", erklärte Behacker. Einerseits erhielten alle Arbeitnehmer eine Abfertigung, andererseits könnten Untenehmen mit einem Beitrag von 1,53 Prozent langfristig besser kalkulieren, so Behacker.
"Vorsorgegedanke kommt zu kurz"
Doch aus Sicht der Unternehmen hat sich die Abfertigung in Krisenzeiten nicht wirklich bewährt. Durch das neue System müssen sich Arbeitnehmer bei Kündigungen die Abfertigung zwar nicht auszahlen lassen, sondern können sie als "Rucksack" mitnehmen, doch viele nützen das Geld als Überbrückungshilfe. Zudem sind viele Arbeitnehmer noch im Abfertigungsmodell alt.
Bei Kündigungswellen und "Golden Handshakes" sorgen vor allem die Abfertigungen nach dem alten Modell für hohe Kosten. Der Vorsorgegedanke komme hier zu kurz, warnte das Beratungsunternehmen arithmetica bereits im März dieses Jahres.
Solange der ursprüngliche Charakter der Abfertigungen erhalten bleibe und vorzeitiger Zugriff aufs Kapital gegeben sei, dürfe man sich wegen der nicht vorhandenen Planbarkeit nicht über die mangelnde Performance wundern, so die Berater.
Nur kurzfristige Veranlagung möglich
Das bestätigte auch Fritz Janda, Generalsekretär der Vorsorgekassen, gegenüber "profil": "Die Kassen wissen nie, wie lange ihnen das Geld bleibt, und können daher nur kurzfristig veranlagen."
Auch Behacker sieht in einer langfristien Verlagung Vorteile, verweist aber gleichzeitig darauf, dass damit meist auch ein höheres Risiko einhergehe. "So haben wir zwar in den Boomjahren eine schwächere Performance geliefert, doch dafür gibt es in Krisenzeiten auch kaum Ausreißer nach unten."
Arbeitnehmern rät Behacker ihre Gelder, wenn sie nicht akut benötigt werden, in den Vorsorgekassen zu belassen. "Wir bieten höchste Transparenz und veranlagen nachhaltig", versichert Behacker.
Auszahlungen verdoppelt
Aufgrund der Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Kündigungswelle dürfte aber ein Ansturm auf die Vorsorgekassen zu erwarten sein, schätzen die Berater von arithmetica. Und tatsächlich hat sich die Zahl der Auszahlungen 2008 von 66 Mio. Euro auf 120 Mio. Euro beinahe verdoppelt.
Sollte der Trend zur schlechten Performance anhalten, könnte das die Kassen vor gravierende Probleme stellen. Denn laut Nationalbank (OeNB) haben die neun Vorsorgekassen zusammen nur eine Rückstellung von zwei Millionen Euro gebildet, auf die zurückgegriffen werden kann, sollte weniger Kapital vorhanden sein, als eingezahlt.
Weniger Zinsen als ein Sparbuch
Auf der anderen Seite sind die Beiträge durch Einbeziehung von Selbstständigen bei der BVK um 32 Prozent gegenüber 2007 gestiegen. Gleichzeitig ist aber die Performance der Veranlagungen gegenüber einem bisherigen Durchschnitt von plus 2,8 Prozent (seit 2004) auf minus zwei Prozent abgesackt.
Die OeNB erklärte das damit, dass die Strukturen 2008 aufgrund der Finanzkrise deutlich konservativer geworden seien. Doch auch 2007, als noch etwa 63 Prozent der Gelder in Fonds veranlagt waren, erzielte die schlechteste Abfertigungskasse laut "profil" nur 0,1 Prozent Zuwachs. Zum Vergleich: 2007 brachte ein täglich verfügbares Sparbuch bis zu vier Prozent Zinsen.
Kein Verzinsungsbonus
Ein Grund für die schlechte Performance ist auch der hohe Verwaltungsaufwand bei den Kassen. Denn die Krankenkassen verrechnen rund 0,3 Prozent und die Abfertigungskassen nocheinmal bis zu 3,5 Prozent für ihre Leistungen.
ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz fordert deshalb dringend eine Senkung der Gebühren. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat aber erst für das kommende Jahr eine Evaluierung der Abfertigung neu angekündigt.
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