Zweiter Sprengsatz rechtzeitig entschärft

Spanische Regierung macht ETA für Attentat verantwortlich: "Haufen verrückter Mörder". Grenzen vorübergehend geschlossen.
Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca hat ein Bombenanschlag am Donnerstag zu massiven Beeinträchtigungen im Reiseverkehr geführt.

Grund war eine vorübergehende Sperre sämtlicher Flug- und Seeverbindungen nach dem Attentat, das sich am Nachmittag in der Stadt Palmanova ereignet hatte. Dort kamen vor einer Polizeikaserne zwei Angehörige der Guardia Civil ums Leben, als ein ferngezündeter Sprengsatz unter ihrem Fahrzeug detonierte.

Kurze Zeit später wurde ein weiterer Sprengsatz noch rechtzeitig entdeckt und von einem Entschärfungskommando kontrolliert gesprengt. Er war wie der erste unter einem Polizeifahrzeug befestigt.

"Operation Käfig"
Die Sperre der Grenzen ("Operation Käfig") erfolgte, wie die Behörden mitteilten, um "die Terroristen" an einer Flucht von der Insel zu hindern. Die Polizei machte die baskische Untergrundorganisation ETA für den tödlichen Anschlag verantwortlich.

Stundenlange Verspätungen
Nach der Abriegelung der Flug- und Seehäfen kam es zu stundenlangen Verspätungen im europäischen Luftverkehr.

Viele Flugzeuge, die in Richtung Mallorca starten hätten sollen, blieben in den Heimatländern zunächst auf dem Boden. Andere Maschinen, die bereits in der Luft waren, wurden umgeleitet. Tausende Passagiere waren betroffen. Vereinzelt klagten Touristen über eine schlechte Informationspolitik.

Probleme bereitete die Schließung u. a. über 25 Flügen der deutschen Air Berlin, die in Palma de Mallorca ihr Drehkreuz mit zahlreichen Umsteigeverbindungen hat. Betroffen waren aber auch Flüge der österreichischen Fly Niki und des deutschen Ferienfliegers Condor.

Hochbetrieb in der Urlaubszeit
Mallorcas Flughafen Son Sant Joan ist während der Feriensaison einer der Airports mit dem höchsten Passagieraufkommen in Europa. Für Donnerstag war ursprünglich die Abfertigung von über 650 Flugzeugen mit insgesamt über 85.000 Passagieren vorgesehen. Gegen 18.00 Uhr wurde die Sperre wieder aufgehoben.

Urlauber mussten in Hotels bleiben
In Palmanova durften zunächst zahlreiche Urlauber in unmittelbarer Nähe des Anschlagsorts ihre Hotels vorübergehend nicht verlassen. Die Polizei hatte eine Sicherheitszone eingerichtet und das Betreten und Verlassen des Gebiets zeitweise untersagt.

Entgegen ersten Medienberichten gab es bei dem Anschlag keine weiteren Verletzten, wie die Zeitung "El Pais" (Online-Ausgabe) berichtete.

Unweit von Palma
Das Attentat ereignete sich in einer beliebten Touristengegend unweit des Strandes. In der Nähe gibt es mehrere Hotels.

Palmanova liegt rund 15 Kilometer vom Inselhauptort Palma de Mallorca entfernt. Auch der Marivent-Palast, die Urlaubsresidenz der spanischen Königsfamilie, liegt in der Nähe. An diesem Wochenende wurden König Juan Carlos und Königin Sofia auf der Balearen-Insel erwartet.

"Ein Haufen verrückter Mörder"
Mallorca war bereits in der Vergangenheit Schauplatz von ETA-Anschlägen. Allerdings war dabei bis zum Attentat auf die beiden Polizisten noch nie ein Mensch ums Leben gekommen. Die Balearen-Insel galt als relativ sicher, weil sie allein aufgrund ihrer Lage nur wenige Fluchtwege bietet.

Spaniens Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero machte am Abend die Untergrundorganisation für das Attentat verantwortlich. Die Mörder der beiden Polizisten würden nicht entkommen, versicherte er. "Sie werden festgenommen, verurteilt und werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen."

Der Vertreter der spanischen Regierung auf Mallorca, Ramon Socias, nannte die Gruppe einen "Haufen verrückter Mörder", die immer gefährlicher würden.

Weiterer Anschlag in Nordspanien
Erst am Mittwoch hatte ein Anschlag im nordspanischen Burgos, der ebenfalls der ETA zugeschrieben wurde, rund 60 Verletzte gefordert.

Am Freitag ist der 50. Gründungstag der terroristischen Gruppierung, die mit vollem Namen Euskadi ta Askatasuna (Baskenland und Freiheit) heißt. Sie kämpft seit Jahrzehnten gewaltsam für eine Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien und Frankreich. Dabei wurden bisher mehr als 800 Menschen getötet.

Durch Festnahmen geschwächt
Experten zufolge versucht die ETA zu beweisen, dass sie auch nach der Festnahme zahlreicher Führungskader noch schlagkräftig ist. Im April war der Militärchef der Separatisten, Jurdan Martitegi, festgenommen worden.

Im Juni und Juli wurden in einem Zeitraum von drei Wochen 18 weitere mutmaßliche Mitglieder gefasst. Die Regierung von Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte die Verhandlungen mit der ETA 2006 nach einem Anschlag auf den Flughafen von Madrid abgebrochen. Die Europäische Union stuft die ETA als terroristische Organisation ein.

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