Angst vor neuem Kult

Polizei will Vorfälle nicht bestätigen.
In den Grachten von Amsterdam, Wahrzeichen der niederländischen Metropole, hat sich im Laufe der Jahrzehnte viel Unrat angesammelt. Neben unzähligen Autoreifen ruhen auch Berge von Fahrrädern auf dem Grachtengrund.

Jetzt kämpft die Amsterdamer Polizei mit einer neuen Form der Verunreinigung, die den Behörden "ernsthafte Sorgen" bereitet, wie die niederländische Tageszeitung "De Telegraaf" berichtete.

Es handle sich um ein neues Phänomen, das in letzter Zeit stark zugenommen habe: Immer öfter würden geparkte Kleinwagen, vor allem jene der Marke Smart, in eine Gracht geworfen. Das "Smart smijten" ("Smart-Schmeißen") finde vornehmlich am Wochenende statt, wenn sich viele Jugendliche in der Stadt vergnügen.

Angst, dass Sache aus dem Ruder läuft
Wie der "Telegraaf" schreibt, vergeht kaum ein Wochenende, an dem sich junge Leute nicht im Grachtengürtel - von Hasch und Heineken berauscht - auf die Suche nach Smarts und anderen leichten Kleinwagen machen.

Diese Form des Vandalismus sei bekannt, heißt es beim Amsterdamer Smart-Zentrum, Zahlen wolle man aber nicht nennen. Die Amsterdamer Polizei hingegen winkt ab. Von einem "nieuwe rage", einem neuen Kult, könne gar keine Rede sein. "Wir hatten in den letzten sechs Monaten gerade mal zwei derartige Vorfälle", sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. "Das ist doch wirklich noch kein Trend."

Beim "Telegraaf" hingegen heißt es, die Polizei spiele das "Smart-Schmeißen" bewusst herunter: "Die wollen nicht, dass das noch populärer wird. Sie fürchten, dass die Sache aus dem Ruder läuft", wenn Nachahmungstäter auf den Geschmack kämen.

Ein Totalschaden
Dass das Parken an Kanalufern nicht immer sicher ist, musste nach Angaben des "Telegraaf" auch Kleinstwagenbesitzer Casper de Jong erfahren. Der hatte seinen Smart am Oudezijds Achterburgwal abgestellt.

Es dürfte nur einen Augenblick gedauert haben, das Auto ins Wasser zu befördern. "Ich hatte es nicht längs, sondern in einer Lücke mit der Rückseite zur Gracht geparkt", erzählte De Jong. "Das kann man mit einem Smart ja machen, weil er so schön klein ist."

Dabei hätte De Jong eigentlich gewarnt sein müssen: "Erst vor ein paar Wochen ist meinem Geschäftspartner genau dasselbe passiert, das waren in beiden Fällen Totalschäden."

Mehr Polizisten
Auch wenn die Polizei die Vorfälle nicht bestätigen will, patroullieren Medienberichten zufolge jetzt vor allem am Wochenende speziell dafür abgestellte Beamte die Grachten entlang.

Und ob Trend oder nicht, wirklich neu wäre daran nur, dass es jetzt auch Vehikel mit vier Rädern trifft. Fast als Volkssport gilt in Amsterdam nämlich schon seit langem das Fahrradversenken.

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