Bauer verwies darauf, dass sich aus dem Arbeitsvertrag seines Mandanten eine noch höhere Abfindung ergeben hätte. Wiedeking wehrt sich gegen den Vorwurf der Gier. Sein Anwalt bestreitet energisch, eine Abfindung von 170 bis 260 Millionen Euro gefordert zu haben: "Herr Wiedeking und ich als sein Anwalt haben nie irgendeine Forderung gestellt."
260 Millionen Euro standen im Raum
IG-Metall-Chef Berthold Huber, der dem Aufsichtsrat der Porsche Holding angehört, hatte am Donnerstag behauptet, es sei die Arbeitnehmerseite gewesen, die eine Forderung von bis zu 260 Millionen Euro heruntergehandelt habe. Bauer sagte, er habe den Betrag von bis zu 260 Millionen Euro ins Spiel gebracht, weil die Gegenseite kein neues Angebot machen wollte.
"Das war aber keine Forderung. Ich habe lediglich gesagt, welche Summen aufgrund des Vertrages im Raum stehen, wenn wir uns vor Gericht streiten", so der Anwalt.
Hälfte für Sozialstiftung
Wiedekings Vertrag wäre noch bis 2012 gelaufen. Schließlich hätten die Vertreter der Familien 50 Millionen Euro angeboten. Wiedeking stimmte dem zu. Dennoch ist die Abfindung die höchste, die jemals in der deutschen Wirtschaftsgeschichte gezahlt wurde. Dank einer Gewinnbeteiligungsklausel hatte der ehemalige Porsche-Chef auch als Manager mit geschätzten 80 Millionen Euro pro Jahr zu den Spitzenverdienern in Deutschland gezählt.
Die Hälfte der 50-Millionen-Abfertigung fließt in eine Stiftung zugunsten der Porsche-Mitarbeiter.
Viele Feinde
In dem monatelangen Ränkespiel um die Zukunft von VW und Porsche hatte sich der 56-Jährige viele Feinde gemacht. Dem VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech war das Alphatier-Auftreten des Managers schon lange ein Dorn im Auge. Außerdem wurde Wiedeking dem Porsche-Miteigentümer zu mächtig, nachdem der Porsche-Chef immer unverblümter kundtat, bei VW Porsche-Sitten einführen zu wollen.
Keine "heiligen Kühe" bei VW
Auch viele andere in Wolfsburg waren irritiert. Wiedeking mische sich zu sehr ein, lautete der Vorwurf hinter vorgehaltener Hand. Schon früh hatte der Porsche-Boss seine Linie deutlich gemacht: Bei VW dürfe es keine "heiligen Kühe" geben. Für Wolfsburg bedeutete das einen Angriff auf die bei VW herrschende Konsenskultur mit einer starken Mitbestimmung und einer traditionell mächtigen IG Metall.
Lange parierte der als stur geltende Westfale alle Angriffe erfolgreich, vor allem auch dank der schützenden Hand von Wolfgang Porsche. Zuletzt entzog aber auch dieser Wiedeking das Vertrauen.
Porsche-Chef seit 1993
Zuvor hatte Wiedeking lange als Retter von Porsche gegolten. Als er 1992 erst Vorstandssprecher wurde und ein Jahr später als Vorsitzender das Ruder übernahm, lag das renommierte Unternehmen so am Boden, dass sogar eine Übernahme möglich erschien.
Der studierte Maschinenbauer schaffte es, Überkapazitäten in Produktion und im Personalbereich in Stuttgart-Zuffenhausen abzubauen und Porsche zum profitabelsten Autohersteller der Welt zu machen. Bei seinem Abgang hinterließ er Porsche wieder als Übernahmekandidaten.
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