Der Holzpropeller ratterte. Um 4.41 Uhr hob das zerbrechlich wirkende, 7,05 Meter lange Fluggerät mit einer Spannweite von 7,80 Metern ab und stieg auf 50 Meter Höhe. 38 Minuten später, um 5.19 Uhr, war das Abenteuer gelungen. Bleriot setzte auf einem Acker bei Dover an der englischen Küste auf.
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"Werkstatt für Aeroplane"
Vom Konkurs, der Bleriot vor dem Flug gedroht hatte, war nun keine Rede mehr. Neue Flugzeugbestellungen prasselten förmlich herein. Schon 1899 hatte Bleriot ein Schlagflügelflugzeug konstruiert, dem allerdings kein Erfolg beschieden war. 1905 folgte ein Gleitflugzeug.
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Erster Pilot mit über 100 km/h
Zum Idol einer schon seit der Jahrhundertwende flugbegeisterten Nation aber wurde Bleriot durch seinen Flug über den Ärmelkanal. Ein Jahr später erreichte er als erster Pilot eine Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h.
Der Internationale Luftsportverband (FAI), dessen Präsident er wurde, wahrte sein Vermächtnis mit der Louis-Bleriot-Medaille, die seit 1936 alljährlich für außergewöhnliche Rekordleistungen mit Sportflugzeugen verliehen wird.
Vom Abenteurer zum Serienproduzenten
Im Ersten Weltkrieg baute er in dem von ihm gegründeten Flugzeugwerk Bleriot Aeronautique S.A. Jagdflugzeuge; nach Kriegsende wurden in seinen Hallen Sport- und Militärflugzeuge hergestellt. Bleriot starb am 1. August 1936 im Alter von 64 Jahren.
Sein Werk wurde von der Firmengruppe Ouest Aviation Societe Nationale de Constructions Aeronautiques übernommen, die später in der Sud-Aviation aufging; dieses Unternehmen wurde schließlich zur Basis des späteren Staatskonzerns Aerospatiale, der heutzutage eine Schlüsselrolle im europäischen Airbus-Konsortium spielt.
"Kein Hobby von Spinnern"
"Bleriot hat damals als Erster bewiesen, dass Flugzeuge kein Hobby von Spinnern sind", sagt Francois Mathias, Experte am Pariser Musee des Arts et Metiers. Wenn der Pionier nicht vor hundert Jahren die Realisierbarkeit des Fliegens demonstriert hätte, hätte Neil Armstrong nicht 60 Jahre später seinen Fuß auf den Mond gesetzt, ist er sicher.
Jungfernflug wiederholt
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©Bild: APA/EPA/Ali Haider |
Das Musee des Arts et Metiers zeigt in einer Sonderausstellung den Werdegang Bleriots vom Scheinwerferbauer zum Gründungsvater der modernen Flugzeugindustrie.
Lindbergh: "Das würde ich nicht machen"
"Er war nicht der erste Pionier", so Mathias. Der Deutsche Otto Lilienthal glitt schon in den 1890er Jahren durch die Lüfte, allerdings ohne Motor. Die amerikanischen Brüder Wright hoben 1903 mit Motorantrieb ab, kamen jedoch nur einige Meter weit.
Als Charles Lindbergh am 21. Mai 1927 als erster Mensch den Atlantik überquerte und in Le Bourget bei Paris landete, ließ er sich zuerst von Bleriot umarmen und beglückwünschen. Er würde gleich morgen in seinem eigenen Flugzeug zurück über den Atlantik fliegen, soll er gesagt haben. "Aber in ihrem Bleriot XI über den Kanal, das würde ich nicht machen."
Link:
- Louis Bleriot (Wikipedia)