Die Reagan-Regierung wollte nicht nur amerikanische Wirtschaftsinvestitionen in Nicaragua bewahrt wissen, sondern vor allem "ein zweites Kuba" vor der amerikanischen Haustür verhindern.
Fragwürdige Unterstützung
Die US-Regierung unterstützte daher sowohl offen als auch in Geheimoperationen die rechten Konterrevolutionäre, die "Contras" oder Anti-Sandinisten. Ziel war es, die sandinistische Regierung unter Ortega in Managua zu stürzen. Nach der "Reagan-Doktrin" mussten weltweit Kommunisten zurückgedrängt und Anti-Kommunisten besonders in Mittelamerika und Afghanistan unterstützt werden.
Die Doktrin stieß zunehmend auf Kritik, weil in Staaten wie Nicaragua (und wie in Afghanistan) Rebellen gefördert wurden, denen Menschenrechte und westliche Werte gleichgültig waren. Zentralamerika galt in den 80er Jahren als eine der größten Konfliktregionen der Welt.
Negroponte als zentrale Figur
Eine entscheidende Figur in der amerikanischen Intervention in Nicaragua war der Botschafter im nördlichen Nachbarland Honduras, John Negroponte, später Statthalter im Irak.
Negroponte soll als Botschafter in Tegucigalpa geheime Regierungsaufträge umgesetzt, die illegale Finanzierung der Contra-Milizen über Honduras miteingefädelt und den Ausbau von militärischen Installationen zu operativen CIA-Geheimdienstbasen, die der logistischen Unterstützung der "Contras" dienten, veranlasst haben.
Todesschwadronen ausgebildet
Im Grenzgebiet wurden Contra-Einheiten durch Mitglieder der US-Streitkräfte und der CIA ausgebildet - die sich als Todesschwadronen erwiesen.
Die "Los Angeles Times" (Ausgabe 20. April 2004) schrieb über Negroponte, er müsse sich nach wie vor von "der dunklen Wolke des Verdachts", die seit seiner Zeit als Botschafter in den Jahren 1981 - 1985 über ihm hänge, lösen. Seit zwanzig Jahren habe Negroponte die Anschuldigungen gegen sich nicht zerstreuen können, dass er die Menschenrechtsverletzungen der Todesschwadronen kleingeredet habe, damit das Land (Honduras) als Basis für den von den USA unterstützten Kampf der Contras diene.
Millionen Dollar Militärhilfe
Das Volumen der Militärhilfe, die Präsident Reagan für den Kampf gegen die sandinistischen Rebellen anvisierte, betrug 100 Millionen US-Dollar, und er erklärte sie "zur Sache der nationalen Sicherheit von überragender Bedeutung".
Nachdem bekanntwurde, dass die CIA Häfen Nicaraguas vermint habe, entschied der amerikanische Kongress 1985, keine Waffenlieferungen mehr, sondern nur humanitäre Hilfe an die Contras zu genehmigen.
Die Iran-Nicaragua-Machenschaften
Die amerikanische Einmischung in Nicaragua gipfelte in der "Iran-Contra-Affäre" in den Jahren 1986 - 1987. Trotz ausdrücklichen Verbots seitens des Kongresses kam es zu geheimen Waffenlieferungen an den Iran und die illegale Umleitung eines Teils dieser Erlöse an die Contras.
Reagan wie auch sein damaliger Vizepräsident George Bush wussten angeblich nichts von alledem und kamen in den Kongress-Anhörungen ungeschoren davon. Der amerikanische Konteradmiral John Poindexter, nationaler Sicherheitsberater unter Präsident Reagan, hatte gemeinsam mit Oberstleutnant Oliver North - Offizier im Präsidialamt - die heimlichen Waffenverkäufe an den Iran eingefädelt.
Milde Strafen
1990 wurde Poindexter zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt, weil er den Kongress belog, wichtige Dokumente zu der Affäre vernichtete und die Ermittlungen behinderte. Das Urteil wurde 1991 wegen der Zusicherung von Immunität im Vorfeld der Kongressanhörung wieder aufgehoben.
North, der im Vietnam-Krieg dekoriert wurde, wurde in drei Anklagepunkten schuldig gesprochen. Seine dreijährige Gefängnisstrafe wurde auf Bewährung ausgesetzt: Er leistete 1.200 Stunden gemeinnützige Arbeit und zahlte 150.000 US-Dollar Strafe, wie die BBC berichtete.
In Washington zeigte sich so mancher Kongress-Abgeordneter überrascht, wie gut North davongekommen war: Ihm hatten bis zu zehn Jahren Haft und 740.000 Dollar Strafzahlung gedroht, weil er Dokumente fälschte und vernichtete, die Ermittlung des Kongresses behinderte und illegalerweise einen Sicherheitszaun für sein Haus als Geschenk annahm.