Die Abwicklung von Meinl International Power

Ende April läuteten die Totenglocken für Meinl International Power.
Nicht einmal zwei Jahre nach dem Börsengang ist Ende April dieses Jahres das Aus der früheren Meinl-Firma Power International beschlossen worden.

Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung in Wien wurde der Zerschlagungsplan des seit November 2008 agierenden Meinl-unabhängigen Boards angenommen.

Mit klarer Mehrheit stimmten die Aktionäre für die Ausschüttung der liquiden Mittel an die Zertifikateinhaber und den Verkauf der Beteiligungen.

Retourkutsche von Grasser
Kritik kam von der Meinl Bank und von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Chairman der externen Managementgesellschaft MPM. Sie warfen dem Board vor, mit der Zerschlagung im Interesse des aggressiv agierenden Hedgefonds Elliott Associates zu agieren.

Die Zertifikateinhaber erhielten 4,20 Euro pro Zertifikat als Ausschüttung aus dem Cash-Vermögen der Gesellschaft. Der Ausgabepreis des Papiers bei der Emission im Sommer 2007 betrug zehn Euro.

Beteiligungen der Power an Energieunternehmen wurden veräußert und der Erlös sowie der verbleibende Barmittelbestand ebenfalls an die Aktionäre ausgeschüttet.

Außerdem stimmten die Zertifikateinhaber für die Änderung des Firmennamens von Meinl International Power in PI Power International Limited. Damit war der Namenswechsel formell vollzogen. Auch personelle Änderungen wurden beschlossen: Das bisherige Board wurde abgewählt und ein neues Board bestimmt. Jim Shinehouse übt die neu geschaffene Funktion eines geschäftsführenden Direktors aus.

Enorme Aufwendungen 2008
2008 hatte die Power International (PI), früher Meinl International Power (MIP), 35,5 Mio. Euro Verlust erwirtschaftet nach einem Überschuss von 2,8 Mio. Euro im Jahr davor. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 33,6 Mio. Euro im Minus (2007: plus 2,8 Mio. Euro). Das Finanzergebnis stieg von rund 9,8 Mio. Euro 2007 auf 17,1 Mio. Euro 2008. Die Bilanzsumme erhöhte sich von 565,9 auf 646,5 Mio. Euro.

Die betrieblichen Aufwendungen verfünffachten sich von 7,0 auf 36,3 Mio. Euro. Größte Kostenpositionen waren die an den externen Manager Meinl Power Management Limited (MPM) abgeführten Honorare von 8,0 Mio. Euro (2007: 3,3 Mio. Euro) sowie Beratungsleistungen von 7,7 Mio. Euro gewesen.

3,5 Mio. Gebühren an Meinl Bank
Die Organisation der Hauptversammlungen 2008 kostete 4,9 Mio. Euro. Die direkt an die Meinl Bank AG abgeführten diversen Gebühren betrugen im Geschäftsjahr 2008 3,5 Mio. Euro und beinhalteten die "Market Maker Fee" und die "Lizenzgebühr" für die Verwendung des Namens und des Logos von Meinl.

Im Juni dieses Jahres ging der Streit über die Ausschüttungen an die Aktionäre weiter. Die Meinl Bank warf dem neuen Board von Airports International und Power International einen einseitigen Gesprächsabbruch vor und wollte nun weitere Ausschüttungen an die Zertifikateinhaber stoppen lassen.

Hinter den jüngsten Turbulenzen rund um alle drei Ex-Meinl-Firmen sieht die Bank den Hedgefonds Elliott, der "Partikularinteressen" verfolge. Das Board von Power International warf der Meinl Bank daraufhin falsche Darstellung des Zahlenmaterials vor.

Die Geschichte der MIP
Am 1. August 2007 war die damalige Meinl International Power (MIP) als dritte Meinl-Gesellschaft - nach Meinl European Land (MEL) und Meinl Airports International (MAI) - an der Wiener Börse gestartet.

Alle drei Gesellschaften haben ihren Sitz auf der Kanalinsel Jersey, an der Börse wurden nicht Aktien, sondern Zertifikate gehandelt. Für die stark bei Anlegern beworbene Gesellschaft waren Zertifikate um zehn Euro ausgegeben worden, insgesamt wurden 600 Mio. Euro Bruttoerlös beim IPO erzielt.

Geleitet wurde die Power bis zum November 2008 von Ex-Verbund-Chef Hans Haider, die externe Managementgesellschaft MPM stand zu zwei Dritteln im Eigentum der Meinl Bank, zu einem Drittel im Eigentum von MPM-Chairman Grasser.

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