Horch hört Audi

Audi sollte ursprünglich Horch heißen. Aber dann kam das kleine Latinum.
Die Geschichte der Automarke beginnt mit einem Streit. August Horch, der sich bereits im Jahr 1899 mit dem Autobau selbstständig gemacht hat, verlässt am 19. Juni 1909 nach einer Auseinandersetzung mit dem Aufsichtsrat wutentbrannt die von ihm gegründeten Horch-Werke.

©Bild: Audi AG
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Vier Wochen später, am 16. Juli, ruft der Konstrukteur im sächsischen Zwickau ein neues Werk ins Leben. Dessen Name: August Horch Automobilwerke. Weil der neue Name dem alten zu ähnlich ist und Rechtsstreitigkeiten die Folgen werden, hört Horch auf den Sohn eines Mitarbeiters: Er solle seinen Namen doch latinisieren. Und so wird aus Horch die lateinische Befehlsform Audi.

Vom Typ A zum "Alpensieger"

©Bild: Audi AG
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Der Typ A war der erste Audi, der aus der Werkstatt rollte: ein offener Wagen mit 2,6-Liter-Vierzylindermotor. Bekannt wurde man allerdings mit dem "Alpensieger", intern als Typ C geführt: Das Auto mit dem 3,6-Liter-Reihenvierzylinder konnte die Internationale Österreichische Alpenfahrt, das einst größte und bekannteste Automobilrennen, für sich entscheiden. Bis 1918 wurden vom Typ C 1.450 Exemplare gefertigt.

©Bild: Audi AG
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1921, mit dem Typ K, setzte man Maßstäbe für die Ausrichtung des Fahrersitzes: Das Lenkrad befand sich in diesem Modell erstmals auf der linken Seite.

Audi geht in Auto Union auf

©Bild: Audi AG
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Zwischenkriegszeit und Weltwirtschaftskrise sind für Audi keine leichten Jahre. 1932 geht Audi in der Auto Union auf. Später verschwindet sogar die Marke Audi von der Bildfläche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Auto Union 1949 in Ingolstadt zwar neu gegründet, Audi aber bleibt noch für Jahre in der Versenkung. Die vier Ringe, die noch heute das Logo von Audi bilden, stehen symbolisch für die vier in der Auto Union zusammengeschlossenen Autohersteller.

Die neue Auto Union wechselt mehrfach den Besitzer, gehört zwischenzeitlich sogar Daimler-Benz, bis sie 1962 vom Volkswagen-Konzern übernommen wird, zu dem Audi bis heute gehört. Erst 1965 taucht mit dem Modell Audi F102 der Markenname erneut auf (als Audi AG bezeichnet man sich erst seit dem Jahr 1985).

Der Audi 100 kommt zur Welt

©Bild: Audi AG
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Die Wolfsburger Autobauer interessieren an Audi vor allem die modernen Produktionsanlagen. Doch Audi kann VW mit eigenen Modellentwicklungen überzeugen. 1968 legt Audi-Chefingenieur Ludwig Kraus den Audi 100 vor - immerhin ein Klassiker, den Audi bis 1994 bauen wird, bevor er später in Audi A6 umbenannt wird.

©Bild: Audi AG
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Der Audi 100 wird beinahe zu so etwas wie dem Synonym eines deutschen Mittelklassewagens. Alleine bis 1976 baut man 860.000 Exemplare des soliden Wohlstandsautos.

Innovationsmotor im VW-Konzern
Innerhalb des VW-Konzerns sollte Audi fortan zum Innovationsmotor werden. Die dritte Generation des Audi 100 ab 1982 bietet mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,30 das strömungsgünstigste Serienfahrzeug der Welt.

Zwei Jahre davor hat man mit dem Allradantrieb und der Begründung der Quattro-Serie Geschichte geschrieben.

©Bild: Audi AG
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Und als erster deutscher Autobauer bietet Audi mit dem TDI einen Dieselmotor mit Turboaufladung und Direkteinspritzung an (Fiat hatte damals mit dem TDI für den Chroma vorgelegt).

A2: Kleiner als großer Wurf
Gewagt ist schließlich Audis zweiter Kleinwagen, der A2 (nachdem man in den Jahren 1974 bis 1978 mit dem Audi 50 Typ 86 dieses Segment bereits besetzt hatte), der erstmals 1999 vom Band läuft.

©Bild: Audi AG
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Mit der ersten selbsttragenden Aluminiumkarosserie schafft man auf dem deutschen Automarkt eines der ersten Dreiliterautos, das durch die relativ hohe Sitzposition zudem auch den Insassen einigen Komfort trotz kompakter Maße bietet.

©Bild: APA/DPA/Achim Scheidemann
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Dennoch wird das Experiment A2 2005 wieder eingestellt. Der Grund: Die Herstellungskosten der Aluminiumkarosserie sind zu hoch.

Über die Jahrzehnte sollte Audi vor allem einen ziemlichen Imagewandel durchlaufen. Galt Audi in den 70ern mit Modellen wie dem Audi A80 als Hersteller von Opa-Autos und Hutträgern, so konnte man sich in den letzten Jahren nicht nur an die Fersen von BMW und Mercedes heften, sondern in zahlreichen Umfragen die beiden Platzhirsche im deutschen Premiumsegment hinter sich lassen.

Audi kann in diesem Wettlauf auf etwas bauen, das der Konkurrenz aus München und Stuttgart so nicht zur Verfügung steht: Als Teil von VW profitieren die Ingolstädter bei Einkauf und Entwicklung von den Masseneffekten des größten europäischen Autokonzerns.

Inzwischen ist Audi ein nachhaltiger Aufstieg gelungen. Bei Image und Marktposition, aber auch den Preisen liegt man auf Augenhöhe. Bei Markenbewertungen wie dem AutoMarxX des ADAC landen die Ingolstädter oft genug vor den Erzrivalen.

In Westeuropa sei man inzwischen Marktführer im Premiumsegment, heißt es stolz aus der Ingolstädter Konzernzentrale, eine Position, die Audi nach eigenen Angaben auch in China, dem nach Deutschland zweitgrößten Absatzmarkt des Autobauers, einnimmt.

Bis 2015 will das Unternehmen weltweit die Position des erfolgreichsten Premiumherstellers übernehmen, ein Titel, mit dem sich derzeit BMW schmückt und den die Münchner nicht ohne weiteres abgeben werden.

Umbenannte Modelle
Festmachen kann man den Imageumschwung am ehesten an der Einführung des Allradantriebs "Quattro" in den 80er Jahren und am Modellwechsel in der ersten Hälfte der 90er Jahre. Damals änderten sich mit dem Image auch die alten Namen: Anstelle der wichtigsten Modelle Audi 80, 100 und 200 traten A4, A6 und das Flaggschiff A8.

In der Folge baute Audi sein Angebot weiter aus, fügte Sportwagen wie den TT und R8 hinzu und Geländewagen wie Q7 und Q5. Bis 2015 will das Unternehmen mehr als 40 Modelle anbieten. Dann will Audi 1,5 Millionen Autos verkaufen.

Zunächst werden aber auch die Ingolstädter einmal durch die Tiefen der momentanen Autokrise hindurchmüssen - und auch hier könnten noch unvorhergesehene Sonderprüfungen vor der Tür stehen.

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