Wie die Kunden getäuscht werden

Falsches Spiel mit Lebensmitteln.
Verbraucher müssen neben "Analogkäse" und Schinkenimitaten auch bei anderen Lebensmitteln mit billigen Ersatzstoffen rechnen.

Die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg bemängelt in einer am Freitag veröffentlichten Plagiatsliste unter anderem Schokokekse ohne Schokolade und aus Fischmuskeleiweiß geformte Pseudogarnelen. Hersteller sparten an den Zutaten, ohne dass die Kunden das merken sollten, kritisierten die Verbraucherschützer.

"Ausmaß immer größer"
Das Ausmaß der Täuschung werde immer größer, sagte VZ-Ernährungsexpertin Silke Schwartau der Nachrichtenagentur AFP. Nicht nur bei Billigprodukten, sondern auch bei Markenartikeln würden Kunden durch irreführende Abbildungen an der Nase herumgeführt.

Nach Hinweisen aufmerksamer Verbraucher werde sich die derzeit elf Punkte umfassende Liste schon kommende Woche um mehrere Dutzend Produkte erweitern. Die Debatte über Käse- und Schinkenimitate habe erfreulicherweise ein "besonderes Interesse an Lebensmittelqualität" geweckt.

Schokokekse ohne Schokolade
Konkret kritisiert die VZ Hamburg unter anderem die "Mini Keksbolde Schoko" von Delacre, die statt einer Schokofüllung eine "Kakaocremefüllung mit billigem Schokoladenimitat" enthielten.

Hackschnitzel statt Schnitzel
Ähnlich verhält es sich mit einem als "Hähnchenschnitten Wiener Art" ausgeschilderten Pseudoschnitzel. Nach der Verpackung zu schließen würden sich die Verbraucherschützer ein "Hähnchenschnitzel aus einem Stück gewachsenem Fleisch" erwarten.

Das Produkt bestehe aber aus einem Verschnitt von kleinen Stücken aus Hühner- und Putenfleisch.

Wasabi ohne Wasabi
In den "Wasabi Erdnüssen" von Lorenz Bahlsen vermissen die Verbraucherschützer den namensgebenden japanischen Meerrettich, stattdessen sorgen demnach "minderwertige Zutaten" wie Algenkonzentrat, Aroma und Geschmacksverstärker für den Wasabi-Geschmack.

Pesto ohne Olivenöl
Bei Buitonis "Pesto Basilico" fehlen der Verbraucherzentrale weitgehend die Originalzutaten für ein Pesto alla genovese wie Pinienkerne, Olivenöl sowie Parmesan oder Pecorino. Deren Anteil betrage jeweils maximal zwei Prozent, stattdessen seien als billiger Ersatz Sonnenblumenöl, Cashewkern-Pulver und kostengünstigerer Hartkäse enthalten.

Putensalat mit Hühnerabfall
Beim "Putensalat mit Joghurtdressing" von Du darfst bemängelte die VZ die teilweise Verwendung von Form-Putenfleisch, also zusammengefügten Fleischresten. Zudem finde sich "noch billigeres Form-Hähnchenfleisch" im Salat.

Schafskäse aus Kuhmilch
Auch dass es sich bei der Käsesorte "Fol Epi Scheiben Nuss" um eine Schmelzkäsezubereitung handelt, fällt für die VZ unter das Motto "Mehr Schein als Sein". Das Produkt bestehe "nur zu 65 Prozent aus Käse" und sei daneben mit Schmelzsalzen und Aromen versetzt.

Auf der Liste stehen daneben etwa vermeintlicher Schafskäse aus Pflanzenfett und Magerkuhmilch, in Garnelenform gepresstes Fischeiweiß und vorwiegend aus synthetischem Vanillin und Kokosfett bestehendes Vanilleeis.

Zutatenlisten oft schlecht lesbar
Die Kennzeichnungsregeln seien zu lasch, kritisierte VZ-Expertin Schwartau. Bisher seien die Zutatenlisten oft schlecht lesbar, und auf der Verpackung seien Dinge abgebildet, die "zu null Prozent drin" seien.

Reaktionen der Hersteller
Mehrere Hersteller verwiesen am Freitag auf AFP-Anfrage darauf, dass ihre Produkte korrekt gekennzeichnet und die Zutaten genau aufgeführt seien. Fol-Epi-Hersteller Bongrain erklärte, die "Scheiben Nuss" würden im Schmelzkäseverfahren hergestellt, "damit die Nüsse knackig und in den Käsescheiben haften bleiben".

Ein Nestle-Sprecher sagte mit Blick auf das Buitoni-Pesto, dieses enthalte hochwertige Zutaten und werde im Übrigen nicht als Pesto genovese, sondern als "ganz normales Pesto" verkauft. United Biscuits erklärte, das Unternehmen werde prüfen, wie bei den Delacre-Keksen "die Auslobung der Geschmacksrichtung 'Schoko' sinnvoll geändert werden kann".

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