Verbraucherschützer laufen Sturm

Schinkenimitat günstiger als echter Schinken.
Nach dem Skandal um "Analogkäse" vor wenigen Wochen sorgt nun falscher Schinken für Aufregung, der häufig auf Pizzas, in Nudelgerichten und Salaten landet.

Verbraucherschützer laufen bereits gegen den "Schummelschinken" Sturm. Immer häufiger sei festzustellen, "dass in den Gaststätten ein minderwertiges Produkt als angeblicher Kochschinken serviert wird", warnte der deutsche Verbraucherschutzstaatssekretär Mark Weinmeister.

In Deutschland handle es sich sogar bei 68 Prozent aller in der Gastronomie entnommenen Proben nicht um richtigen Kochschinken, sondern um ein künstlich hergestelltes Imitat. In Österreich sind "Schinken mit erhöhtem Wassergehalt bereits seit 1995 auf dem Markt", teilte die heimische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gegenüber ORF.at mit.

Deutlich weniger Fleisch enthalten
Die Schinkenimitate unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung deutlich von echtem Schinken. Während Letzterer hauptsächlich aus gewachsener Muskulatur besteht und einen Fleischanteil von über 90 Prozent aufweist, liegt der Fleischanteil bei den Imitaten bei durchschnittlich 60 Prozent.

Der fehlende Fleischgehalt wird zum einen mit Wasser ausgeglichen, zum anderen werden Bindemittel wie Stärke sowie Gelier- und Verdickungsmittel zugegeben, damit eine schnittfeste Masse entsteht. In Weinmeisters Worten bestehen diese zum großen Teil "aus schnittfestem Stärkegel, in das kleine Fleischstücke eingebettet sind".

Daneben gibt es "Formfleischerzeugnisse" wie Toast- und Pressschinken, der sich aus gepressten Fleischfasern zusammensetzt. Letztlich kommt es "auf das Wasser-Eiweiß-Verhältnis des Produkts an", wie die AGES mitteilte.

Imitate sind billiger
Als Grund für die Verwendung der Imitate werde häufig angegeben, dass sich die Scheiben auf der Pizza beim Backen nicht nach oben wölben und somit keine verbrannten Spitzen entstehen, die von den Konsumenten abgelehnt würden.

Zudem führen die Pizzabäcker auch häufig ins Feld, dass dieser "Schinken auf der Pizza saftiger bleibt", berichtet die AGES. "Schinken mit erhöhtem Wassergehalt sind aber vor allem preisgünstig", so die AGES.

"Dies dürfte der Hauptgrund für die häufige Verwendung in der Gastronomie sein", ist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit überzeugt.

Keine Gesundheitsgefährdung
Ähnlich wie der "Analogkäse" birgt der "Schummelschinken" nach Auskunft der AGES keine Gefahr für die Gesundheit.

Allergiker sollten sich allerdings über die Inhaltsstoffe informieren. Doch das sei nicht immer einfach, wie Verbraucherschützer kritisieren.

Genauere Kennzeichnung gefordert
NGOs im Lebensmittelbereich wie Foodwatch fordern schon seit geraumer Zeit eine genauere Kennzeichnung, durch die die Verbraucher über die tatsächlichen Mengen der enthaltenen Inhaltsstoffen informiert werden sollen.

"Das Problem besteht vor allem in der Gastronomie und im offenen Verkauf", erläuterte AK-Konsumentenschützer Heinz Schöffl im Gespräch mit ORF.at, da die Konsumenten "hier nicht erfahren, was in den Produkten enthalten ist. Denn die beiden Bereiche sind in Österreich von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen."

Es gehe auch darum, die Konsumenten nicht zu täuschen, so Schöffl. "Die Verbraucher müssen merken, wenn es sich bei den Produkten nicht um jene handelt, für die sie gehalten werden."

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