Inmitten alter, verstaubter Schriftstücke fand er den Brief eines russischen Kosaken namens Semjon Deschnjow, worin dieser die von ihm entdeckten Gebiete am Fluss Anadyr in Sibirien beanspruchte - der Beleg, dass die Beringstraße bereits ein Jahrhundert früher erschlossen worden war.
Auf der Suche nach neuen Jagdgründen
Zusammen mit dem Kaufmann und Jäger Fjodor Popow war Deschnjow im Frühjahr 1647 von der Kolyma-Mündung im nordöstlichen Sibirien aufgebrochen, um an der Küste des Nordpolarmeeres neue Jagdgründe zu erschließen und mit Walrosszähnen sowie kostbaren Edelpelzen Reichtum zu erwerben.
Die vier Schiffe ihrer Expedition waren Kotschen, einmastige, geräumige Boote mit abgerundetem Rumpf, hohem Bug und starker Beplankung, um gegen Treib- und Packeis bestehen zu können. Doch die Eismassen zwangen bereits nach wenigen Tagen zur Umkehr.
Das Ostkap umrundet
Deschnjow und Popow gaben nicht auf. Ein Jahr später unternahmen sie mit sechs Kotschen und 90 Begleitern einen zweiten Vorstoß. Nach einer mehr als 1.400 Kilometer langen stürmischen Fahrt umfuhren die beiden Russen am 1. September 1648 als erste Europäer den östlichsten Punkt des asiatischen Kontinents, das Ostkap. Als Kap Deschnjow ist es später in die Annalen der geografischen Entdeckungen eingegangen.
Dichter Nebel
Nachdem das Ostkap umrundet war, durchfuhren die russischen Seefahrer die Meerenge, die Asien und Amerika voneinander trennt und die heute den Namen ihres vermeintlichen Entdeckers Bering trägt.
Allerdings konnten sie die Küste Amerikas im dichten Nebel nicht sichten. Auf der Weiterfahrt wurden die Schiffe auseinandergetrieben. Die Kotsche mit Popow und seinen Gefährten blieb verschollen.
Reisebericht nicht weitergegeben
Deschnjow erreichte mit seiner 25-köpfigen Besatzung am 14. Oktober 1648 die russische Küste südlich der Anadyr-Mündung. In aller Eile wurde ein Winterlager errichtet. Nur zwölf Mann überlebten den strengen sibirischen Winter.
Nach vielen Jahren weiterer Reisen durch die sibirische Taiga traf Deschnjow 1662 in Jakutsk ein. Doch sein ausführlicher Bericht über die Route und die dabei gemachten Entdeckungen war vom Woiwoden von Jakutsk nicht nach Moskau weitergegeben worden, so dass die Nachwelt erst fast ein Jahrhundert später davon erfuhr.
Link:
- Semjon Deschnjow (Wikipedia)