Katastrophenflug statt Mondlandung

Pechvogel James Lovell wurde als Kommandant der "Apollo 13" zum tragischen Helden.
"Houston, hier ist Basis Tranquillitatis. Der Adler ist gelandet." Am 20. Juli 1969 um 21.17 Uhr MEZ traf die Landefähre "Eagle" auf der Oberfläche des Mondes auf. An Bord waren zwei Männer, die durch ihren Mondspaziergang Weltruhm erlangten: Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin. Doch während sie durch die Mondlandung zu Helden wurden, kann sich heute kaum jemand mehr an Michael Collins erinnern.

Einsamer Mann in der Kommandokapsel
Als Armstrong mühsam die Metallleiter zum Mondboden hinabkletterte und dabei die historischen Worte "That's one small step for man, one giant leap for mankind" ("Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit") sagte, harrte Collins in der Kommandokapsel "Columbia" aus.

Und während seine Kollegen ihre Fußspuren im Mondstaub hinterließen und eine halbe Milliarde Menschen vor dem Fernseher jubelten, drehte Collins Warteschleifen in der Umlaufbahn des Erdtrabanten.

Selbst vom Präsidenten vergessen
Im Funkloch auf der Mondrückseite muss er damals der wohl "einsamste Mensch der Welt" gewesen sein, wie ein Kommentator sagte. Zu allem Überfluss vergaß US-Präsident Richard Nixon bei seiner Liveschaltung vom Weißen Haus zum Mond auch noch, Collins' Namen zu erwähnen - er sprach nur zu den anderen beiden.

Für "Apollo 11" nachnominiert
Dabei hätte nicht viel gefehlt, und Collins wäre gar nicht in die Nähe des Mondes gekommen. Nach einer Wirbelsäulenoperation war er erst nachträglich als Pilot der "Apollo 11"-Kommandokapsel nachnominiert worden. Aldrin, der diese Aufgabe eigentlich übernehmen sollte, wurde stattdessen Pilot der Mondfähre.

Vom Kampfflieger zum Astronauten
Geboren wurde Collins am 31. Oktober 1930 in Rom als Sohn eines Militärattaches. Seinem Highschool-Abschluss in den USA folgte die Aufnahme in die Militärakademie und Kaderschmiede West Point. Er ließ sich dort zum Kampfflieger und Testpiloten ausbilden.

1963 schaffte es Collins im zweiten Anlauf in die Astronautenauswahl. 1966 flog er während der Mission "Gemini 10" ins All und wagte zwei Außeneinsätze.

Mondmission abgelehnt
Nur ein Jahr nach seinem Flug zum Mond 1969 verließ Collins die NASA und wurde Ministerialdirektor. Das Angebot, bei "Apollo" 14 dabei zu sein und später vielleicht als Kommandant der "Apollo 17" selbst einmal den Mond zu betreten, lehnte er ab.

Über seine Reisen ins Weltall schrieb der heute 78-jährige Familienvater mehrere Bücher.

Traum vom ersten Schritt vorbei
©Bild: Reuters/NASA
©Bild: Reuters/NASA
Im November 1969, nur vier Monate nach der ersten Mondlandung, schickte die NASA mit "Apollo 12" erneut drei Astronauten zum Mond. Das Kommando hatte Charles Conrad. Eigentlich hätten Conrad und sein Team vor "Apollo 11" ins Weltall starten sollen, doch Verzögerungen zwangen die NASA, im Wettrennen mit Russland einen Gang zuzulegen.

Ihr Weltallflug wurde gestrichen, und Armstrong und sein Team rückten vor. Damit verpasste Conrad die einmalige Gelegenheit, der erste Mann auf dem Mond zu sein.

"Whoopie!"
Dementsprechend wenig staatstragend fiel auch Conrads erster Satz beim Betreten der Mondoberfläche aus: "Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me" ("Hopsa! Mensch, das war vielleicht ein kleiner für Neil, aber für mich ist das ein großer.""

Der größte Pechvogel
Noch schlimmer traf es James Lovell. Er gehörte ebenfalls seit 1967 zu den Weltraummannschaften und stand als direkter Ersatz für Armstrong bereit. Hätte sich dieser bei den Vorbereitungen verletzt, wäre Lovell die Ehre des "ersten Schritts" zugefallen.

Doch Armstrong flog, und so blieb Lovell immer noch die Hoffnung, bei seinem Flug als Kommandant der "Apollo 14" im Jahr 1970 auf dem Mond spazieren zu gehen. Doch auch daraus wurde nichts.

"Houston, we've had a problem"
Weil Alan Shepard, Kommandant der "Apollo 13", immer noch verletzt war, musste Lovell für ihn einspringen. Doch der Flug geriet zu einem Desaster.

Eine Explosion an Bord des Raumschiffes zwang Lovell und seine Mannschaft, bestehend aus Fred Haise und John Swigert, zu einer Kurskorrektur. Die Astronauten umrundeten den Mond zwar, konnten aber nicht landen. 21.869 Kilometer von der Erde entfernt funkte Lovell den berühmten Spruch zur NASA-Bodenstation: "Houston, wir haben ein Problem."

400.171 km von der Erde entfernt
Wie durch ein Wunder gelang die sichere Landung auf der Erde. Den Mond hat Lovell nie betreten, doch noch heute hält er mit Haise und Swigert den Rekord der größten Entfernung eines Menschen von der Erde: 400.171 km.

Golfspiel auf der Mondoberfläche
Die nächste Mission, "Apollo 14", verlief dann wieder erfolgreich. Der wiedergenesene Alan Shepard konnte sogar medienwirksam zwei Golfbälle auf der Mondoberfläche abschießen.

Doch das Interesse am teuren NASA-Mondfahrtprogramm nahm kontinuierlich ab. Der Sieg im Wettrennen mit Russland um die erste Mondlandung war längst entschieden, und die NASA konnte nur noch wenig Neues von den nachfolgenden Missionen berichten.

Mit "Apollo 17" endete das Mondprogramm
So sind die Missionen von "Apollo 15" unter Kommandant David Scott und "Apollo 16" mit Weltraumveteran John Young an Bord mittlerweile in der Öffentlichkeit fast vergessen. Am 19. Dezember 1972 beendete die NASA mit der Rückkehr von "Apollo 17" ihr Mondprogramm.

Nächste Mondlandung erst 2020
Zwischen 1969 und 1972 führte die NASA sechs erfolgreiche Mondlandungen durch, Raumfahrer aus anderen Ländern waren hingegen nie auf dem Erdtrabanten - auch nicht russische Kosmonauten. Nach Willen der NASA soll es um das Jahr 2020 wieder Landungen auf dem Mond geben. Dann aber, um dort eine Basis für Reisen zum Mars zu errichten.

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