Twiggy sorgte bereits im Alter von 16 Jahren international für Furore. Sie sei "das erste Supermodel" gewesen, schreibt die National Portrait Gallery in der Ausstellungsankündigung.
Mit ihrer dünnen, fast dürren Figur, die ihr ihren Künstlernamen - übersetzt etwa Zweiglein - und den Spitznamen des "höchstbezahlten Kleiderbügels der Couture" einbrachte, löste sie Marilyn Monroe mit ihren runden Formen als Schönheitsikone ab.
"Viele großartige Fotografen"
Lawson, die im September ihren 60. Geburtstag feiert, präsentierte das Ausstellungsprojekt und ein dazugehöriges Fotobuch jetzt in London.
Sie lenkte den Fokus dabei vor allem auf die Künstler in der ab 19. September geöffneten Schau: "Ich hatte im Verlauf meiner Karriere das Privileg, mit vielen großartigen Fotografen arbeiten zu dürfen. Zu sehen, wie sich Mode- und Porträtfotografie in dieser Zeit entwickelt haben, ist wirklich interessant."
Das Gesicht des Jahres 1966
Berühmt machten Twiggy vor allem die Bilder des südafrikanisch-britischen Fotografen Barry Lategan. Von ihm stammt etwa die ikonische Schwarz-Weiß-Aufnahme, auf der die noch unbekannte Twiggy mit großen Augen und Pokerface direkt in die Kamera blickt. Dieses Foto gab den Ausschlag, dass die junge Frau einige Tage später von der Zeitung "Daily Express" zum "Gesicht von '66" gewählt wurde.
Aus dieser Zeit stammen auch Aufnahmen anderer "Swinging London"-Chronisten wie Cecil Beaton, Terry O'Neill und Bert Stern.
Fröhliches Lächeln
Lawson ließ sich aber auch nach ihrer Modelkarriere immer wieder porträtieren, unter anderen von Linda McCartney und vom auch als Fotograf erfolgreichen Musiker Bryan Adams.
Die jüngsten Aufnahmen aus dem Jahr 2008 stammen vom norwegischen Modefotografen Solve Sundsbo, der Lawson mit durcheinandergewirbelter Haarmähne und fröhlich lächelnd zeigt - ein krasser Gegensatz zu den frühen Twiggy-Bildern.
Das größte Model Großbritanniens
"Ich bin froh, dass ich jetzt eine langweilige, verheiratete Frau mittleren Alters bin", bekannte Lawson jüngst in einem Interview. Twiggy ist dennoch auch heute noch einer der bekanntesten Namen der Mode- und Modelszene.
In einer Umfrage vor zwei Jahren wählten die Britinnen sie zum größten Topmodel, das das Königreich je hervorgebracht hatte, gefolgt von Kate Moss und Naomi Campbell.
Extreme waren gefragt
Das Mädchen mit dem zerbrechlich wirkenden Knabenkörper wurde mit Pop-Art-Make-up und Miniröcken zur Ikone einer Generation. In Zeiten von Rock 'n' Roll und LSD waren die Chancen für einen Teenager mit schnoddrigem Cockney-Slang und trotzigem Blick, ein Star zu werden, nicht schlecht.
Das als Lesley Hornby geborene Mädchen verkörperte mit einer Körpergröße von 1,70 Meter und einem Gewicht von 42 Kilogramm ein Extrem, und Extreme waren gefragt.
Twiggy war omnipräsent
Nach ihrer Entdeckung in einem Friseursalon verdiente Twiggy zeitweise mehr als der damalige britische Premierminister Harold Wilson. "Vogue", "Harpers Bazar" - wer ein Zeitschriftengeschäft betrat, der musste Twiggy sehen, ob er wollte oder nicht.
Viereinhalb Jahre arbeitete Lawson als Model, danach begann sie eine bis Mitte der 90er recht aktive Karriere als Schauspielerin - doch Superstarstatus wie zuvor erreichte sie in diesem Metier nicht. Immerhin: Sie trat am Broadway auf, und für ihren Debütfilm "The Boyfriend" erhielt sie 1971 sogar zwei Golden Globes.
Links:
- National Portrait Gallery
- Twiggy Lawson
- Biografie (Wikipedia)