Wasser "mit dem Bauch berührt"

Suche nach Blackbox wird auch nach Verstummen der Signale fortgesetzt.
Entgegen früheren Spekulationen ist der vor einem Monat über dem Atlantik abgestürzte Airbus A330 der Air France nicht in der Luft auseinandergebrochen.

Vielmehr sei die Maschine "mit einer starken vertikalen Beschleunigung" auf die Wasseroberfläche aufgeschlagen, wie die französische Flugunfallbehörde BEA am Donnerstag in Le Bourget bekanntgab.

Missglückte Notwasserung?
Zunächst gingen die Ermittler davon aus, dass die von Rio de Janeiro Richtung Paris fliegende Maschine während eines Gewitters in der Luft auseinandergebrochen sei. Durch die neuen Erkenntnisse scheint nun auch ausgeschlossen, dass eine Bombe an Bord explodiert ist.

Gleichzeitig gab Alain Bouillard von der Flugunfallbehörde aber zu bedenken, dass nach dem ersten Zwischenbericht nach wie vor unklar ist, was genau auf dem Flug geschah und zu der Katastrophe führte, die 228 Menschen, darunter auch eine Tirolerin, das Leben kostete.

Offen ließen die Ermittler etwa, ob die Maschine bei einem missglückten Versuch einer Notwasserung im Atlantik zerborsten sein könnte. Verwiesen wurde lediglich darauf, dass unter den Trümmern keine einzige aufgeblasene Schwimmweste entdeckt wurde. Bei einer angekündigten Notwasserung hätte das anders sein müssen.

Trümmer "visuell untersucht"
Neben 51 Opfern seien bisher laut BEA 640 Teile der Maschine gefunden worden, darunter das Leitwerk am Heck des Flugzeugs. Die Trümmer stammten "aus allen Bereichen des Flugzeugs", sagten die Ermittler.

Laut dem Zwischenbericht habe die "visuelle Untersuchung der Flugzeugtrümmer" ergeben, "dass das Flugzeug nicht im Flug zerstört wurde". Mehrere Teile hätten vielmehr gezeigt, dass sie einer "starken vertikalen Beschleunigung" ausgesetzt gewesen seien. "Das könnte Folge des Aufschlags der Maschine auf das Wasser sein."

Auch dass das Leitwerk am Heck noch immer am Rest des Flugzeugs befestigt gewesen und dass es inmitten der anderen Trümmer gefunden worden sei, "bestätigt, dass es nicht in der Luft zerstört worden ist". Die Maschine habe demnach das Wasser "mit dem Bauch ähnlich wie ein Flugzeug im Flug berührt", also nicht mit der Spitze oder der Seite.

Kein Zusammenhang mit fehlerhaften Sonden?
Laut den Ermittlern deutet derzeit auch nichts darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen dem Unfall und "der momentanen Funktionsstörung" der Geschwindigkeitsmesser, der Pitot-Sonden, gab.

Schon zu Beginn ihrer Untersuchung hatte die Behörde auf unstimmige Geschwindigkeitsmessungen verwiesen, die durch automatisch abgesetzte Meldungen der Maschine belegt sind.

Pilotengewerkschaften hatten nach der Katastrophe die Funktionstüchtigkeit der Sonden infrage gestellt, mit denen es beispielsweise wegen Vereisung schon mehrfach Vorfälle gab. Air France hat die Sonden inzwischen ausgetauscht.

Fehlerhafte Informationen
Laut Bouillard konnte bisher nachgewiesen werden, dass das Flugzeug ohne technische Probleme abgeflogen sei. Allerdings sei die Kontrollstation in Dakar nicht ordnungsgemäß informiert worden.

"Dakar hat keinen Flugplan erhalten, man hat sie in der Adressatenliste vergessen", sagte Bouillard. Das habe dazu geführt, dass das Verschwinden des Flugzeugs erst Stunden später aufgefallen sei.

Um 1.35 Uhr hatte die Maschine zum letzten Mal Kontakt mit einer brasilianischen Kontrollstation. Um kurz nach 2.00 Uhr wurden 24 automatische Notsignale gesendet. Demnach war das Flugzeug nur noch manuell zu bedienen. Um 8.00 Uhr habe die Kontrollstation in Madrid erstmals Alarm ausgelöst, sagte Bouillard. Das erste Suchflugzeug hob gegen Mittag in Dakar ab.

Brasilien dementiert
Nach Angaben eines Sprechers des brasilianischen Luftfahramtes habe die Flugüberwachung seines Landes allerdings sehr wohl den Flugplan des am Pfingstmontag abgestürzten Airbus A330 an die Flugüberwachung in Dakar übermittelt.

Außerdem sei den Kollegen in Dakar um 01.35 Uhr telefonisch mitgeteilt worden, dass der Flug AF 447 um 02.20 Uhr in den von Dakar aus kontrollierten Luftraum einfliegen werde, fügte der Sprecher hinzu. Die Behörden in Dakar hätten den Erhalt dieser Informationen zudem bestätigt.

Weiter Suche nach Blackbox
Neuerlich verwiesen die BEA-Ermittler indes darauf, dass erst durch die Blackbox das Unglück vollständig aufgeklärt werden könne. Frankreich will die Suche nach Signalen der Flugschreiber am 10. Juli allerdings einstellen, da die Lebenszeit der Batterien der Peilsender der Blackboxes sich bereits ihrem Ende nähere.

Nach dem Verstummen der Sender werde eine zweite Suchphase eingeleitet. Dabei werde der Meeresboden "systematisch" mit Tauchfahrzeugen und Schleppsonaren abgesucht. Für diese auf einen weiteren Monat angelegte zweite Phase werde das französische Meeresforschungsschiff "Pourquoi pas" eingesetzt.

Suche nach Opfern eingestellt
Die brasilianische Marine stellte indes die Suche nach weiteren Unglücksopfern bereits am vergangenem Freitag ein. Da seit über einer Woche keine Leiche gefunden wurde, habe die Suche nach Angaben eines Luftwaffensprechers keinen Sinn mehr.

Die meisten der 228 Opfer des Absturzes vom 1. Juni bleiben damit für immer verschollen. Auch nach weiteren Trümmerteilen werde nicht mehr gesucht.

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