Comeback als Millionengrab

Die 50 geplanten Konzerte Michael Jacksons in London waren ausverkauft.
Der plötzliche Tod Michael Jacksons so kurz vor seinem mit Spannung erwarteten Comeback mit 50 Konzerten in London wirft viele Fragen auf - nicht nur nach der noch ungeklärten Todesursache.

Der "King of Pop" war am Donnerstag nach einem Herzstillstand gestorben. Wiederbelebungsversuche in seinem Haus in Los Angeles und später in einer Klinik blieben erfolglos.

Zuvor hatte Jackson noch für seine Londoner Konzertserie geprobt. Mit den "This Is It" betitelten Auftritten wollte der Sänger nach jahrelanger Bühnenabsenz nicht nur seinen Ruf als ernstzunehmender Popstar wiederherstellen, sondern sich auch wirtschaftlich konsolidieren.

500 Mio. Dollar Schulden?
Immer wieder machten in den letzten Jahren und vor allem nach dem Missbrauchsprozess 2005 Gerüchte über Jacksons desolate Finanzsituation die Runde. Glaubt man einem Bericht des "Wall Street Journal", könnte Jackson bis zu 500 Millionen Dollar Schulden gehabt haben.

Andererseits soll es rund 100 geheime, unveröffentlichte neue Jackson-Songs geben, die der Popstar als Nachlass und Sicherheit für seine Kinder aufgenommen hatte. Das behauptet der Biograf Ian Halperin in der Londoner "Times".

Fix ist jedoch, dass Jackson nicht nur ein musikalisches Vermächtnis, sondern seiner Familie, seinen drei Kindern Michael I (12), Paris (11) und Prince Michael II (7) - sie sollen vorerst bei ihrer Großmutter bleiben - und seinen Geschäftspartnern eine wirtschaftliche Bürde hinterlässt.

Kaum zu versichern
Der Konzertveranstalter AEG Live hatte "This Is It" als das technisch aufwendigste und auch teuerste Konzertspektakel aller Zeiten bezeichnet und nach eigenen Angaben über 20 Mio. Dollar in die Bühnenshow investiert. Das Unternehmen soll Medienberichten zufolge Schwierigkeiten gehabt haben, alle 50 Konzerte gegen Ausfall zu versichern.

Die 50 Termine in London waren komplett ausverkauft. Jetzt muss AEG rund 85 Mio. Dollar an die Ticketkäufer zurückzahlen. Der Veranstalter will möglicherweise noch am Freitag die Regeln für die Erstattung einer Million Tickets bekanntgeben.

Mitbesitz an Beatles-Rechten
Auf dem Höhepunkt von Jacksons Karriere wäre so ein Debakel undenkbar gewesen. Er verdiente damals nicht nur mit seinen Megasellern "Off the Wall," "Thriller" und "Bad" Millionen, sondern auch durch kluges Unternehmertum.

Er erwarb die Verlagsrechte an einem Großteil der Beatles-Songs und gründete später gemeinsam mit seiner Plattenfirma Sony den Musikverlag Sony/ATV Music Publishing, den heute drittgrößten Musikverlag der Welt. Beide Parteien hielten 50 Prozent an dem Unternehmen, dessen Wert auf bis zu eine Milliarde US-Dollar geschätzt wird.

Ob Jackson seinen Anteil vor seinem Tod noch hielt, ist nicht bekannt. Im Vorjahr machten jedenfalls Gerüchte die Runde, der Star habe bei Sony ein mehrere hundert Mio. Dollar schweres Darlehen aufgenommen - mit seinen Anteilen als Sicherheit.

"Neverland"-Ranch steht leer
Jacksons bizarre, zügellose Einkaufstouren, bei denen er in kürzester Zeit Millionen verschleuderte, machten schon in den 80ern und 90ern Schlagzeilen. Zuletzt waren aber auch seine geschäftlichen Entscheidungen - so sie bekanntwurden - mehr als undurchsichtig.

Da wäre etwa die "Neverland"-Ranch. Jacksons 1988 erworbene Riesenvilla in Kalifornien mit Privatzoo und Vergnügungspark steht seit mehreren Jahren leer. Nach seinem Freispruch im Missbrauchsprozess 2005 wollte der Musiker nicht mehr in das Anwesen zurückkehren.

Auktion abgesagt
2008 übertrug Jackson das Schloss für rund 35 Mio. Dollar einer Investmentfirma, an der er selbst Anteile hielt. Eine beteiligte Firma übernahm eine Millionenhypothek, um das Anwesen vor einer drohenden Zwangsversteigerung zu retten. Jackson hatte fast 25 Mio. Dollar Schulden über "Neverland" abgesichert.

Mysteriös waren auch die Vorgänge um eine geplante Versteigerung von Jacksons Besitztümern aus "Neverland". Die Auktion war bis ins Detail vorbereitet, mit einer akribischen Inventur der Ranch, aufwendig gedruckten Katalogen und der Ausstellung der Exponate in verschiedenen Städten. Kurz vor den geplanten Versteigerungsterminen entzog Jackson dem Auktionshaus Julien's in Beverly Hills seinen Segen.

Links: