"Nicht unser präferiertes Modell"

Gewerkschaft will neue Matura in der Praxis "genau beobachten".
Abwartend, aber nicht strikt ablehnend haben die Lehrervertreter von AHS und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) am Freitag auf das neue Maturamodell mit zentral vorgegebener Klausur reagiert.

Die Gewerkschaft werde nun "sehr genau beobachten, ob es sich in der Praxis bewährt", sagte AHS-Gewerkschafterin Eva Scholik zur APA.

Es sei, so Scholik, jedenfalls "nicht unser präferiertes Modell"; BHS-Gewerkschafter Jürgen Rainer sprach von "politischem Willen". Laut einer IFES-Umfrage befürwortet die Mehrheit der Österreicher die neue Matura.

Gewerkschaft: Start zu früh
Scholik hätte sich gewünscht, dass nur ein gewisser Teil der Klausur zentral vorgeben wird. "Zufrieden" ist Scholik darüber, dass die standardisierte Reifeprüfung nicht nur an den AHS, sondern an allen maturaführenden Schulen umgesetzt wird.

Ein Einsatz an den AHS im Schuljahr 2013/14 scheint ihr jedoch zu früh: Mit den Probeläufen für Englisch sei man zwar schon relativ weit, die standardisierte Klausur für Deutsch (bzw. die Muttersprache bei gesetzlichen Minderheitensprachen) und Mathematik stehe jedoch noch am Anfang.

Ob schulautonome Schwerpunkte nun stark genug abgebildet seien, wollte Scholik nicht eindeutig beantworten. Schüler müssen verpflichten mindestens einen der drei Prüfungsteile (schriftliche bzw. mündliche Prüfung, vorwissenschaftliche Arbeit) zum Schulschwerpunkt wählen. "Das kann ich erst bewerten, wenn die Verordnung da ist."

"Herausforderung, aber auch Chance"
Rainer sieht die neue Reifeprüfung, die an den berufsbildenden Schulen ab 2014/2015 eingesetzt werden soll, als "Herausforderung, aber auch Chance". Da BHS-Schüler in Englisch nun ein höheres Niveau erreichen müssten, erwarte er eine Rücknahme der vor einigen Jahren erfolgten Stundenkürzungen, sagte er gegenüber der APA.

Wichtig sei jedenfalls, "dass wir (die Gewerkschaft, Anm.) in den Gesprächen sichergestellt haben, dass das Kernelement der BHS-Matura - die Berufsberechtigung - erhalten bleibt". Auf das Unterrichtsministerium sieht er viel Arbeit zukommen, schließlich müssten aufgrund der Standardisierung sämtliche BHS-Lehrpläne überarbeitete werden.

Umfrage: Österreicher für neue Matura
Die Mehrheit der Österreicher scheint die neue Matura zu befürworten: Laut einer aktuellen IFES-Umfrage (500 Befragte ab 18 Jahren), die das Unterrichtsministerium in Auftrag gegeben hat, sprechen sich 58 Prozent der Österreicher für eine bundesweite Vereinheitlichung des schriftlichen Teils der Matura an den AHS aus.

Bei jenen, die ein Schulkind im Haushalt haben, sind 69 Prozent dafür. Ein Viertel der Befragten ist gegen eine standardisierte Klausur, 16 Prozent stehen dem neutral gegenüber.

Links: