Frankreichs Kinostars vereint
Mit der Verfilmung von Mesrines Lebensgeschichte ist dem französischen Regisseur Jean-Francois Richet ein Gangsterfilm gelungen, der weder mit Gewaltszenen überfrachtet ist noch in simple Gut-böse-Muster verfällt.
Die Besetzung vereint die Creme de la Creme der französischen Schauspieler: Für die Rolle des eiskalten, brutalen und charismatischen Mesrine wurde Vincent Cassel mit dem Cesar für den besten Schauspieler ausgezeichnet.
In zwei Teilen in den Kinos
Nicht weniger überzeugend ist Cecile de France als seine Komplizin Jeanne Schneider. Mesrine und Schneider galten in Frankreich über Jahre hinweg als veritable Bonnie- und Clyde-Nachfolger. Außerdem sind Gerard Depardieu, Ludivine Sagnier und Mathieu Amalric in den beiden Filmen zu sehen.
Denn wie das parallel startende Che-Guevara-Biopic kommt auch "Public Enemy No. 1" in zwei Teilen in die Kinos. Teil eins, "Mordinstinkt", läuft jetzt in Österreich an, Teil zwei, "Todestrieb", folgt in zwei Wochen.
Kaltblütige Karriere
Mesrine war kein Gentleman-Gauner. Nach seiner Rückkehr aus dem Algerien-Krieg 1959 betrieb er eine kaltblütige Karriere in Frankreichs Unterwelt, die ihn auch nach Südamerika, in die USA und nach Kanada führte.
Gefängnisausbrüche, Banküberfälle und Liebschaften mit schönen Frauen waren seine Spezialgebiete. Seine Beliebtheit verdankte er vollmundigen Auftritten in Medien und Gerichtssälen. Sein Hass und sein Kampf gegen Vater Staat und Polizei waren beinahe legendär.
Echte und erfundene Morde
In der 1977 im Gefängnis verfassten Autobiografie "L'instinct de Mort" gestand er zahlreiche tatsächliche, aber auch erfundene Morde - daraufhin wurde in Frankreich ein Gesetz erlassen, das es untersagt, Gewinn aus der Veröffentlichung seiner Verbrechen zu schöpfen.
Das Leben auf der Überholspur endete stilgerecht in einer faktischen Hinrichtung durch eine Polizeieinheit am 2. November 1979 mitten auf dem belebten Pariser Place de Clignancourt.
Facettenreiches Psychogramm
Produzent Thomas Langmann und Regisseur Richet ("Assault On Precinct 13") haben aus dieser filmreifen Lebensgeschichte ein solide inszeniertes vierstündiges Werk mit viel Action, Suspense und Sex gemacht.
Es bleibt auch Raum für die Entwicklung von Mesrines zwiespältigem Charakter zwischen selbst ernanntem Robin Hood und selbstsüchtigem Gauner, lebenshungrigem Connaisseur und einem das fatale Ende vorausahnenden Killer.
Raubzug durch Nordamerika
Seinem ersten Mord bei einem Verhör im Algerien-Krieg folgt der Aufstieg im Gefolge des Gaunerbosses Guido (Depardieu). In einer strahlend blauen Nacht schlachten die beiden einen arabischen Konkurrenten ab.
Mit der Prostituierten Jeanne begibt sich Mesrine schließlich auf Raubzug durch Nordamerika und wandert in Kanada ins Hochsicherheitsgefängnis. 1972 bricht er aus, kehrt aber schwer bewaffnet zurück, um seine Kompagnons zu befreien - er ist nun offiziell der Staatsfeind Nummer eins.
Im Gespräch mit "Paris Match"
Zurück in Frankreich entwickelt er sich mit der Entführung eines Richters aus dem Gerichtssaal zum Star.
Er beginnt, sich für die Medien in Szene zu setzen, gibt dem Magazin "Paris Match" Interviews, geht auf spektakuläre Raubzüge mit seinem gewieften Partner Francois (Amalric) und genießt nach der Entführung eines Millionärs den Reichtum mit seiner neuen Freundin Sylvia (Sagnier).
Kein Heldentod
In gedeckteren Farben, dafür unruhiger inszeniert als in Teil eins zeigt sich aber auch Mesrines zunehmende Paranoia, die ihn schließlich die Unterstützung der Bevölkerung kostet. Wenig später schlägt die Polizei zu.
Dieses Ende ist vom ersten Moment an absehbar: Beide Filme beginnen mit Sequenzen vom finalen Angriff der Polizei. Das ist Teil von Richets Konzept: Er zeigt Mesrine als faszinierende Persönlichkeit, aber ohne ihn als Helden sterben zu lassen.
Links: