Totalausfall der Elektronik

Die Passagiere wurden erst wenige Minuten vor dem Absturz über die Probleme informiert.
Noch immer sind vom Absturz des Air-France-Flugs 447 nur wenige Details bekannt. Doch anhand der letzten Signale, die über Satelliten empfangen wurden, zeichnete die britische Zeitung "The Telegraph" den 15-minütigen Kampf der Piloten gegen starke Winde und ausfallende Bordelektronik nach.

Als ziemlich gesichert galt bisher, dass die Maschine mit 228 Menschen an Bord auf ihrem Weg von Brasilien nach Paris in ein Gewitter geraten war. Nach rund 600 Kilometern Flug gab der Pilot um 4.00 Uhr (MESZ) ein manuelles Signal ab, wonach er durch schwarze Kumuluswolken steuerte - mit starkem Wind und Blitzen. Allerdings relativierte am Samstag der französische Wetterdienst Meteo France die Gewitterthese wieder etwas.

Autopilot ausgeschaltet
Minuten nach dem manuellen Signal, um 4.10 Uhr, wurde der Autopilot abgeschaltet - ob von den Piloten oder durch das Computersystem selbst, ist weiter nicht bekannt. Wie die französische Zeitung "Le Monde" berichtete, war die Maschine zu diesem Zeitpunkt mit falschem Tempo unterwegs.

Laut der Zeitung hatten die Piloten aufgrund des schweren Gewitters die Geschwindigkeit zurückgenommen. Andere Medien vermuten, dass die Piloten im letzten Moment versucht haben könnten, die gefährlichen Wolken zu umfliegen - ein Manöver, das in dieser großen Höhe äußerst schwierig ist. Belege dafür gibt es aber nicht.

Flut von Fehlermeldungen
Danach ging eine Flut von Fehlermeldungen ein: Das Navigationsgerät fiel aus, die Bordbildschirme wurden schwarz. Eine Meldung zeigte, dass das elektronische Flugsystem, das die Flügel steuert, zu "Alternative Law" wechselte - einem Sicherheitssystem, das nur in Notfällen aktiviert wird.

Alarm in der Passagierkabine
Das System ermöglicht, dass das Flugzeug auch auf minimalem Energielevel funktioniert - aber es macht den Flug unstabil. Zu diesem Zeitpunkt wurde durch ein Alarmsignal auch die Kabinencrew auf die Probleme aufmerksam gemacht.

Zwei Minuten später, gegen 4.12 Uhr, dürften die wichtigen Bordfunktionen, die Höhe, Geschwindigkeit und Richtung anzeigen, ausgefallen sein.

Letzte Information um 4.14 Uhr
Die letzte Information kam um 4.14 Uhr: Die Systeme zeigten an, dass der Kabinendruck abfällt. Das war die letzte Meldung, die vom Flugzeug automatisch über Satellit an die Unternehmenszentrale gefunkt wurde.

Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Maschine bereits in der Luft auseinanderbrach.

Geschwindigkeit "inkohärent"
Eine Bestätigung vonseiten der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) gibt es noch nicht. Bisher wurde nur erklärt, dass das Tempo des Flugzeugs mehrmals gemessen wurde, die übertragenen Messdaten aber nicht zusammengepasst hätten. Die Behörde sprach von einer "Inkohärenz", warnte aber zugleich vor weiteren Spekulationen.

Suche beginnt von neuem
Trümmerspuren, die von Suchflugzeugen entdeckt wurden und die ein Auseinanderbrechen in großer Höhe bestätigt hätten, stammen nach Angaben des Sprechers der brasilianischen Luftwaffe, Ramon Cardoso, nicht vom Airbus.

"Bisher ist kein einziger Teil des Flugzeugs geborgen worden", sagte Cardoso am Donnerstag. Schiffe hätten noch nicht alle gesichteten Trümmer erreicht.

Wilde Theorien
Die fehlenden Hinweise auf die tatsächliche Unfallursache nähren weiterhin wilde Spekulationen über die Hintergründe des Unglücks. So stellte das Wissenschaftsmagazin "Discover" die Theorie auf, der Airbus sei von einem Meteoriten getroffen worden. Als "Beweis" nannte das Magazin die Beobachtung eines spanischen Linienpiloten, der am Absturzort einen "hellen Strahl" gesehen haben will.

Anhand einer mathematischen Gleichung bezifferte der Autor die Wahrscheinlichkeit, dass ein Linienflugzeug in 20 Jahren von einem Himmelskörper getroffen wird, mit 0,051.

Aus AF 447 wird AF 445
Den Flug AF 447 wird es übrigens künftig nicht mehr geben: Nach dem Absturz der Air-France-Maschine soll die Verbindung von Rio de Janeiro nach Paris künftig AF 445 heißen, sagte ein Sprecher der französischen Fluggesellschaft am Freitag in Paris.

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