Symbolischer Akt Obamas

Verwandter Obamas war unter der Soldaten, die Buchenwald befreiten.
US-Präsident Barack Obama hat am Freitag in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zusammen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel legte er am Gedenkstein eine weiße Rose nieder.

Obama wollte mit seinem Besuch in dem ehemaligen NS-Konzentrationslager ein Zeichen für Demokratie und Freiheit und gegen Diktatur und Rassismus setzen. "Dieser Ort ist voller Schrecken", sagte der US-Präsident: "Ich werde das, was ich hier heute gesehen habe, nicht vergessen können."

Aufruf zu Wachsamkeit
Obama rief zu dauerhafter Wachsamkeit gegenüber Rassenhass und Intoleranz auf. "Diese Stätte lehrt uns, ständig wachsam zu sein in unserer eigenen Zeit", sagte der sichtlich erschütterte Politiker. Der Ort sei der Beweis dafür, dass die Leugnung des Holocaust nicht richtig sei. "Diese Stätte hat ihr Grauen nicht verloren", sagte Obama.

"Ort des Todes"
Merkel hatte zuvor in Dresden von einem für sie sehr bewegenden Moment gesprochen, dass ein amerikanischer Präsident Buchenwald besucht. "Das ist bewegend und beispielhaft für das, was Geschichte möglich macht, wenn genügend Menschen an die Freiheit glauben."

Buchenwald sei ein Ort des Todes ohne Leben gewesen, sagte Merkel danach in der Gedenkstätte. Dort hätten "Terror, Gewalt und Willkür" geherrscht, und das nicht weit entfernt von Weimar, "wo Deutsche wunderbare Beiträge zur Kultur geleistet" hätten.

Begegnung mit Familiengeschichte
Für Obama war der einstündige Besuch auch eine Begegnung mit seiner Familiengeschichte. Der heute 84 Jahre alte Bruder seiner Großmutter gehörte im April 1945 zu den US-Soldaten, die einen Teil des Terrorlagers in Thüringen befreiten, hatte Obama zuvor berichtet. "Diese Erinnerung hat fortgebrannt in seiner Seele." Es sei dem jungen Mann sehr schwer gefallen, sich danach wieder an das zivile Leben zu gewöhnen.

Chance auf Versöhnung
Obama hob auch die Bedeutung der Befreiung des Lagers für die Gegenwart hervor. Er selbst habe zuvor noch nie ein KZ besucht, sagte der US-Präsident. Er betrachte das Lager als Mahnung vor den Gefahren, wenn Völker in einem Konflikt ihr gemeinsames Menschsein nicht mehr beachteten. Zugleich zeige die spätere Aussöhnung mit Israel aber auch, dass es eine Chance auf Versöhnung und Hoffnung gebe.

In dem Lager starben von 1937 bis 1945 mehr als 56.000 Menschen an Hunger, Krankheiten und dem Terror der SS. Insgesamt wurden etwa 250.000 Menschen aus 36 Ländern auf den Ettersberg verschleppt.

Begleitet von Elie Wiesel
Obama wurde bei dem Gedenken von dem 80 Jahre alten Friedensnobelpreisträger und ehemaligen Buchenwald-Häftling Elie Wiesel begleitet. Gemeinsam gingen sie durch das eiserne Tor mit der zynischen Inschrift "Jedem das Seine" in das Lager.

Wiesel überlebte die Todesmaschinerie der SS als Zwangsarbeiter im Buna-Werk und wurde am 11. April 1945 in Buchenwald befreit. Nach dem Krieg entwickelte sich der Zeitzeuge Wiesel vom Journalisten zum gefeierten Literaten, zum Professor und Kämpfer für die Menschenrechte.

Signal an Israel
An dem schlichten Denkmal für alle Häftlinge auf dem einstigen Appellplatz legten der US-Präsident und die Kanzlerin die Rose nieder. Wenige Tage nach der Befreiung hatten dort die Überlebenden ihrer toten Kameraden gedacht und den "Schwur von Buchenwald" für eine friedliche und gerechte Welt geleistet.

Natürlich verfolgt Obama mit seinem Besuchsprogramm vor allem politische Absichten. Nach seiner Rede an die islamische Welt am Vortag in Kairo wollte er mit dem Aufenthalt in Buchenwald zeigen, dass seine Regierung fest zu Israel steht, auch wenn er das Land bei seiner Reise diesmal ausgelassen hat. Das hat er in Kairo zwar auch schon gesagt, der Gang über das KZ-Gelände soll das aber noch einmal unterstreichen.

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