Vielmehr wohnen die Gefangenen auf der Insel im Süden Norwegens in normalen, idyllisch gelegenen Häusern, gehen einer ganz normalen Arbeit nach, und abends entspannen sie sich am Strand oder spielen Fußball.
Bioerdbeeren und Viehzucht
Mehr als 100 Kriminelle leben auf Bastoey. Von 8.00 bis 15.00 Uhr nachmittags bauen sie Bioerdbeeren an, züchten Vieh, fischen mit dem Gefängnisboot Hummer oder machen eine Lehre als Zimmermann.
Die Gefangenen und der unbewaffnete Wärter, der sie beaufsichtigt, nennen einander beim Vornamen. "Fremde können nicht verstehen, wie wir hier Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder ohne Mauern und Stacheldraht haben können", sagt der Gefängnisdirektor Oeyvind Alnaes.
Weg zurück ins Leben
Auf Bastoey sollen die Täter wieder Selbstvertrauen bekommen und erleben, dass auch andere ihnen vertrauen. Das Ziel von Gefängnisdirektor Alnaes ist es, den Häftlingen den Weg zurück in ein Leben ohne Gewalt zu weisen.
Bastoey ist das einzige Gefängnis dieser Art in Norwegen - einem Land mit sehr niedriger Kriminalitätsrate. Von den 4,6 Millionen Norwegern sitzen nur 3.170 im Gefängnis. Für die Allgemeinheit ist Bastoey billiger als ein herkömmliches Gefängnis, da viel weniger Wachpersonal beschäftigt ist.
"Bester Ort der Welt"
"Wenn man schon ins Gefängnis muss, dann ist Bastoey der beste Ort der Welt", sagt Bjoern, der wegen Finanzbetrugs verurteilt ist. "Hier kannst du was aus dir machen. Du lernst, allein zurechtzukommen, zu waschen, selbst zu kochen, ein Haus in Ordnung zu halten."
Für die meisten Insassen ist Bastoey nicht die erste Station nach dem Urteil. Sie wissen, wie sich ein Leben hinter Schloss und Riegel anfühlt. Gefangene müssen sich für Bastoey bewerben, die Gefängnisleitung wählt die Glücklichen aus. "Bastoey - ein Ort für Sie?" heißt es auf der Website des Gefängnisses.
Entspannung nach der Arbeit
Nach der Arbeit können die Gefangenen tun, was sie wollen: Musik spielen, Spazierengehen oder Sport treiben. Die Fußballmannschaft des Gefängnisses tritt gegen die Teams aus der Umgebung an.
Mit einer Besonderheit. "Alle unsere Spiele sind Heimspiele", sagt der Gefängnisdirektor und lächelt.
Kein Pardon für Ausreißer
Einige der Insassen arbeiten auch auf der Fähre, die die Insel mit dem Festland verbindet. Trotzdem habe in den vergangenen sechs Jahren nur ein Einziger zu fliehen versucht, betont Alnaes.
Wer das Vertrauen auf Bastoey missbraucht, für den gibt es kein Pardon, der muss zurück in eine gewöhnliche Gefängniszelle. Das scheint Abschreckung genug für alle zu sein, die die relative Freiheit auf der Gefängnisinsel erleben durften.
"Es funktioniert"
Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele der ehemaligen Gefangenen von Bastoey nach ihrer Entlassung wieder kriminell wurden. "Aber man sieht einfach, dass es funktioniert", sagt Alnaes.
"Wenn die Gefangenen ankommen, benehmen sie sich wie harte Jungs. Nach zwei Monaten strahlen sie über das ganze Gesicht."
Pierre-Henry Deshayes, AFP
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