Es zeigt viele Aspekte Picassos, angefangen vom Grab des spanischen Künstlers, der hier neben seiner letzten Frau Jacqueline Roques ruht. Auf dem runden, mit Gras bewachsenen Platz vor dem Eingang des Schlosses steht kein Kreuz und keine Inschrift, stattdessen die riesige Bronze "Femme au vase".
Spartanisch eingerichtet
Im Inneren sind die wichtigsten Räume zu besichtigen, in denen sich Picasso in den Jahren 1959 und 1961 aufhielt: Esszimmer, Schlafzimmer, Badezimmer und Atelier.
Die Einrichtung ist spartanisch. Als Picasso das Schloss mit den beiden Rundtürmen aus dem 14. Jahrhundert kaufte, war es völlig leer. "Ich werde es mit meinen Werken ausfüllen", soll er zu dem Immobilienhändler gesagt haben, als er das Gebäude im September 1958 kaufte.
Matisse im Esszimmer
So ließ er seine ganze Sammlung nach Vauvenargues bringen, hing die Matisse-Werke "Das Porträt von Marguerite" und "Stillleben mit Orangen" im Esszimmer auf, entwarf im Badezimmer eine herrliche Wandmalerei, auf der ein musizierender Faun abgebildet ist, und stellte im Eingangsbereich seine Bronzefiguren auf.
Die Matisse-Bilder hängen nicht mehr, dafür ist im Schlafzimmer noch Picassos selbst entworfenes Bettkopfteil zu sehen: grüne und gelbe Streifen, die auf die katalanische Flagge anspielen. Vor dem Bett liegt ein schwarz-roter Teppich - ebenfalls ein Entwurf des Künstlers.
Möbelstück in neun Gemälden abgebildet
Alles in und an dem Schloss ist nüchtern und schlicht. Doch es gibt eine Ausnahme: ein Buffet im Henri-II.-Stil, dunkel gebeizt, wuchtig und verschnörkelt.
Es hat den in Malaga geborenen Künstler offenbar besonders fasziniert, denn das wuchtige Möbel erscheint auf neun großformatigen Ölgemälden - zusammen mit dem Dalmatiner Perro. Drei dieser in den Jahren 1959 und 1961 entstandenen Werke sind derzeit in der Ausstellung "Picasso - Cezanne" im Museum Granet in Aix-en-Provence zu sehen. Zu diesem Anlass ist das Museum auch erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Bewunderer Cezannes
Picasso hat sein Leben lang Cezanne bewundert und ihn als wichtige Inspirationsquelle empfunden, wie die Ausstellung in Aix-en-Provence zeigt.
Als er das Schloss zusammen mit mehr als 1.000 Hektar Wald auf der anderen Seite des Bergmassivs Montagne Sainte-Victoire, einem der Lieblingsmotive Cezannes, erwarb, sagte Picasso zu seinem Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler: "Ich habe den Sainte-Victoire von Cezanne gekauft." "Welchen?", fragte Kahnweiler. "Das Original", sagte Picasso.
Opulenter Fotoband
Passend dazu ist gerade ein umfangreicher, großformatiger Fotoband mit dem Titel "Picassos Häuser" (Feymedia Verlag) auf den Markt gekommen. Darin geht es nicht nur um das Schloss Vauvenargues, sondern auch um vier weitere Anwesen, die Picasso nacheinander im Hinterland der Riviera kaufte: zwei unscheinbare Häuser in Vallauris, eine prachtvolle Villa in Cannes und ein abgeschottetes Herrenhaus im Stil einer Festung in den Hügeln von Mougins.
Die Bilder davon stammen von Fotografielegenden wie Robert Capa und Henri Cartier-Bresson.
Dorfbewohner gegen Massentourismus
Das Schloss ist heute im Besitz von Catherine Hutin, der Tochter Jacqueline Roques aus erster Ehe. Sie investierte fünf Millionen Euro in die Renovierung des Anwesens und wollte das Schloss über die Ausstellung hinaus öffnen.
Doch die Bewohner des winzigen Dorfes wehrten sich. Sie wollen keinen Massentourismus. Damit sind Schlossbesuche vorerst nur zwischen Juni und September möglich. Die Reservierungen dafür laufen auf Hochtouren.
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