Mit dem Hinduismus haben die Sikhs mehr gemeinsam als mit dem Islam, sie glauben nämlich an die Wiedergeburt. Zugleich ist das Streben nach Wohlstand für die Gemeinschaft Teil ihrer Lehre - Sikhs gelten als geschäftstüchtig und als Menschen, die bereit sind, zu teilen.
So betreiben die Sikhs auch in Wien, Salzburg und Klagenfurt "Gurdwaras", eigene Häuser, die zu jeder Zeit allen Menschen zu Verköstigung und Aufenthalt offenstehen.
"Heute kämpfen sie gegeneinander"
Viele Sikhs beklagen, dass die einstige Solidarität der Glaubensgenossen mittlerweile dahin ist. "Vor 300 Jahren kämpften die Sikhs gegen die Moguln, vor 200 Jahren gegen die Briten, heute kämpfen sie gegeneinander", beklagte der Historiker Patwant Singh im Gespräch mit der dpa.
Als etwa in den 1980er Jahren militante Sikhs im indischen Bundesstaat Punjab für ein unabhängiges "Khalistan" kämpften, wurde der Aufstand vom dortigen Polizeichef, einem bekennenden Sikh, mit harter Hand niedergeschlagen.
Nur zwei Prozent von Indiens Bevölkerung
Die damalige Regierungschefin Indira Gandhi ließ damals auch das Heiligtum der Sikhs, den Goldenen Tempel von Amritsar, stürmen. Im Oktober 1984 wurde sie deswegen von einem ihrer Sikh-Leibwächter ermordet. Mittlerweile entspannte sich das Verhältnis zwischen der Regierung und der Glaubensgemeinschaft aber wieder merklich, stellt sie doch seit 2004 mit Manmohan Singh - einem Politiker von Gandhis Kongresspartei - den Regierungschef des Landes.
Dabei stellen die Sikhs mit 20 Millionen Menschen nur zwei Prozent der indischen Bevölkerung, dazu kommen rund fünf Millionen im Ausland lebende Sikhs.
Der Turban ist erst seit 300 Jahren ein unabdingliches Requisit für jeden männlichen Sikh. Weil die Anhänger der Religionsgemeinschaft damals von den Hindus verfolgt wurden, gründete Gobind, der letzte Guru, im Jahr 1699 die "Gemeinschaft der Reinen" (Khalsa).
Turban und Krummsäbel
Seitdem tragen alle Sikhs den Namen Singh ("Löwe"), und die Männer müssen die fünf "K"-Regeln befolgen. Als Zeichen der Heiligkeit lassen sie ihre Haare wachsen (Kesh) und stecken sie unter den Turban.
In der indischen Armee dürfen sie den Turban statt der Soldatenhaube tragen, und von der Helmpflicht auf dem Motorrad sind sie auch befreit. Für ihr Haar haben sie einen Kamm (Kangha) bei sich. Mit dem Säbel (Kirpan) sollen sie Schwache verteidigen. Um dabei beweglicher zu sein, müssen sie Hosen (Kuccha) tragen. Und ein Armband (Kara) aus Eisen soll ihre Entschlossenheit ausdrücken.
Neben dem Turban sorgt vor allem der Krummsäbel immer wieder für Aufsehen, etwa bei Sicherheitskontrollen auf Flughäfen. Deswegen tragen heutzutage viele Sikhs nur noch einen Kirpan in symbolischer Größe.
Kritik an "mangelnder Religionsfreiheit"
In Österreich leben laut der jüngsten Volkszählung 2.794 Sikhs, die Hälfte davon sind österreichische Staatsbürger. Erst im Vorjahr hatten die österreichischen Sikhs Kritik an der "mangelnden Religionsfreiheit" hierzulande geübt.
So werde ihnen von den Behörden das Tragen von typischen Eigennamen wie auch das Tragen ihrer religiösen Symbole verweigert. Es gab auch Berichte über Sikhs, die in Wien als Busfahrer arbeiten wollten, dafür aber zugunsten einer Amtskappe auf das Tragen ihres Turbans hätten verzichten müssen.
Link:
- Sikhismus (Wikipedia)