Erdrückende Indizien

Der Fall war auch für Ägyptens Regierung brisant: Verurteilter Mörder ist ein Freund des Präsidenten.
In Ägypten ist am Donnerstag ein Multimillionär und Freund der Präsidentenfamilie wegen des Mordes an dem libanesischen Popstar Suzan Tamim zum Tod verurteilt worden.

Ein Gericht in Kairo befand den Großunternehmer, Politiker und Vertrauten von Staatspräsident Hosni Mubarak, Hischam Talaat Mustafa, für schuldig, den Mord an der damals (nach offiziellen Angaben) 31-jährigen Sängerin im Vorjahr in Auftrag gegeben zu haben. Tamim war nach Medienberichten die Ex-Geliebte des Millionärs.

Grausamer Mord im Luxusappartement
Die Libanesin war Ende Juli 2008 durch mehrere Messerstiche verletzt und mit durchschnittener Kehle in ihrem Luxusappartement im Jachthafen von Dubai aufgefunden worden. Tamim galt in der gesamten arabischsprachigen Welt als beliebter Popstar.

Freund des Präsidenten festgenommen
Talaat Mustafa, der bisher auch Mitglied des Schura-Rates, des Oberhauses des ägyptischen Parlaments war, wurde im September festgenommen. Er bestritt die Vorwürfe gegen ihn vehement.

Strafe: Tod durch Erhängen
Wird das nunmehr gegen ihn verhängte Urteil rechtskräftig, soll er gehängt werden. Die Immunität des einflussreichen Politikers war während des Mordprozesses aufgehoben worden.

Killer bezahlt
Das Gericht erkannte im Prozess als erwiesen an, dass der Unternehmer einen seiner Bodyguards mit dem Mord beauftragt und ihm dafür umgerechnet etwa 1,4 Mio. Euro bezahlt zu haben. Auch dieser Mann, ein pensionierter Polizist, wurde zum Tode verurteilt.

Führender Industrieller
Talaat Mustafa ist Vorstandschef der gleichnamigen Talaat Mustafa Group (TMG), eines der größten Unternehmen Ägyptens und führenden Immobilienkonzerns, bestehend aus 23 Gesellschaften mit mehr als 10.000 Mitarbeitern.

Chaos im Gerichtssaal
Nach dem Urteil kam es zu Tumulten im Gerichtssaal. Die Ehefrau des 49-jährigen Talaat Mustaf, früher Abgeordneter der regierenden Nationaldemokratischen Partei, wurde ohnmächtig. Als die beiden Verurteilten abgeführt wurden, entstand ein Handgemenge. Einer der Anwälte des verurteilten Unternehmers kündigte Berufung an.

Die Entscheidung ist noch nicht endgültig, die Verurteilten können sie noch anfechten. Außerdem muss ein Mufti (islamischer Gelehrter, Anm.) dem Urteil zustimmen.

Überwachungsvideo und Tonmitschnitte
Während des Verfahrens waren unter anderem Überwachungsvideos aus dem Wohnhaus der Sängerin gesichtet worden, auf denen der Mörder, Mohsen el Sukkari, zu sehen war.

In der Wohnung des Opfers hinterließ er einen Schuhabdruck. Über die Kreditkartenzahlung der Schuhe, die er in Dubai gekauft hatte, konnte Sukkaris Identität ermittelt werden.

Auch abgehörte Gespräche zwischen dem Millionär und dem Killer galten dem Gericht als Beweis. Nach einem Bericht der staatlichen Zeitung "El Ahram" schlägt Talaat Mustafa seinem Bodyguard darin vor, seine Ex-Geliebte vom Balkon zu werfen oder mit dem Auto zu überfahren.

Zurückgewiesene Liebe als Motiv?
Medienberichten zufolge hatte Mustafa der Sängerin 50 Mio. Dollar geboten, damit sie ihn heirate. Die Sängerin habe sich aber stattdessen dem irakischen Kickboxer Rijad el Assawi zugewandt. Die heimliche Beziehung zwischen der Sängerin und dem Bautycoon soll kurz vor dem Mord nach drei Jahren zu Ende gegangen sein.

Die Berichterstattung über den Prozess war in den vergangenen Monaten in Ägypten verboten.

Tamim war 1996 Siegerin der libanesischen TV-Castingshow "Studio el Fan" und wurde anschließend in der arabischen Welt rasch zum Star. Nach zwei gescheiterten Ehen lebte sie zuletzt alleine im Golf-Emirat Dubai.

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