BBC setzt auf Tele-Hippies

"Waybuloo" soll Kleinkinder und Eltern zum gemeinsamen Yoga bewegen.
"'Waybuloo' ist nicht nur eine Serie, es ist eine Philosophie für ein glückliches Leben und ähnelt nichts, was Kinder bisher gesehen haben": Was nach Esoterikwerbung klingt, ist in Wahrheit die Ankündigung für eine neue Kinderserie der altehrwürdigen britischen BBC.

Der öffentlich-rechtliche Medienkonzern will damit an die "Teletubbies" anschließen, die zwischen 1997 und 2001 für Kleinkinder produzierte Serie, die sich mit dadaistischen Sprachschöpfungen wie "Winke-Winke" im öffentlichen Bewusstsein verankerte, aber auch für erbitterte Diskussionen über ihren pädagogischen Wert sorgte.

Im Lande Nara
Auch "Waybuloo" ist für Kleinkinder gedacht, und die Figuren ähneln mit ihren riesigen Köpfen und ihren simplen Namen den Vorgängern.

In der Serie, die ein Mix aus Realfilm und Computeranimation ist, werden Kinder ins magische Land Nara transportiert, wo sie auf die Piplings treffen. "Piplings sind freudvolle und sanftmütige Wesen, die für positive Gefühle stehen und die natürliche Gabe besitzen, über der Erde zu schweben, wenn sie glücklich sind", so die BBC.

Die Lieblingsbeschäftigungen der Piplings sind Peeka, eine Art Versteckspiel, und Yogo, "eine einfache, sanfte Form des Yoga, bei der alle (auch Zuseher zu Hause) mitmachen können".

Zeitreise in die 60er
Manchen Kritikern ist das viel zu viel Friede, Freude, Eierkuchen: "Mütter und Väter dürfen sich nicht wundern, wenn sie beim Ansehen von 'Waybuloo' plötzlich glauben, sie wären in die 60er zurückgereist", ätzt die "Daily Mail".

"Im Prinzip ist das 'Teletubbies Reloaded'", schreibt der TV-Kritiker David Sexton im "Evening Standard", "nur ohne Skrupel umgebaut, um noch gefälliger zu sein."

Lau Lau, Yojojo, De Li und Nok Tok
Laut BBC gibt es vier Piplings: die hasenähnliche Lau Lau, die gerne malt und für Fantasie und Kreativität steht, den immer glücklichen Yojojo, der wie ein Affe aussieht, die katzenartige De Li, die die Liebe repräsentiert, und Nok Tok, eine Art Bär, der Weisheit symbolisiert.

Pro Folge besuchen sechs reale Kinder die Welt von Nara und interagieren mit den computeranimierten Charakteren.

Erhabenheit, Glück und Harmonie
"Die Kinder werden mit den Piplings spielen und gemeinsam mit ihren Eltern Yogo lernen können, und sie werden selbst Waybuloo-Momente erleben", heißt es in der Ankündigung.

Was genau sind diese "Waybuloo-Momente"? Auch darüber geben die BBC und die verantwortliche Produktionsgesellschaft The Foundation Auskunft: "Im Kern ist Waybuloo eine Philosophie für ein fröhliches Leben mit erhebenden Themen wie Glück und Harmonie."

Wer glücklich ist, schwebt
Die Sendung wende sich dezidiert an Vorschulkinder im Alter von zwei bis fünf Jahren. Es gehe um "natürliche und spontane Wege zum Glück - durch Wärme, Freundschaft, Zusammenarbeit und Bürgersinn".

"Wenn ein Pipling wahrhaft glücklich ist, etwas Gutes tut oder andere glücklich macht, erreicht er den Zustand des Buloo - ein warmes Gefühl emotioneller Harmonie, die als Schweben wahrgenommen wird. Schon eine einfache Umarmung führe zu einem "kurzen Moment des Buloo", intensivere Glücksmomente wirken sich als "euphorisches Tanzen und Wirbeln über Baumwipfeln und durch die Wolken" aus.

BBC begeistert
"Das gesamte Konzept von 'Waybuloo' wirkt sehr erfrischend und anders", sagte Michael Carrington, der Leiter des BBC-Kinderfernsehens CBeebies. Er möge "die demokratische und unabhängige Stimmung" der Serie, weil sich die Piplings und die mitwirkenden Kinder auf Augenhöhe befänden und gemeinsam lernten und erlebten.

"Auch visuell ist es etwas komplett anderes. Es gibt Anspielungen auf fernöstlichen Gestaltungsstil, und doch könnte es überall spielen."

Riesiges Set
Die erste "Waybuloo"-Folge wurde gerade ausgestrahlt. Die Serie wird in einer ehemaligen Turbinenhalle in Glasgow gedreht, in der die Landschaft von Nara in Originalgröße errichtet wurde - unter anderem mit einem funktionierenden Wasserfall und 14 Meter hohen Bäumen aus "nachhaltiger Forstwirtschaft". Das Set sei "größer als jenes von 'Star Wars'", teilt die BBC stolz mit.

Insgesamt hat die BBC hundert Episoden mit je 20 Minuten Länge in Auftrag gegeben, dazu gibt es eine umfangreiche Website und ein Printmagazin für Kleinkinder, das alle zwei Wochen erscheint. An die Marken Fisher-Price und Born to Play wurden ebenfalls "Waybuloo"-Lizenzen vergeben - in Kürze wird es die "Philosophie für ein glückliches Leben" also auch in Spielzeugform geben.

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