Zwei Milliarden warten seit Jahrzehnten

Offiziell ging es bei den Gesprächen "nicht um Geldfragen".
Die Witwe des einstigen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito, Jovanka, dürfte nun an den Besitz von zwei Milliarden Dollar kommen, die ihr Mann auf einem Bankkonto in der Schweiz deponiert hatte.

Die bosnische Tageszeitung "Dnevni avaz" interpretiert dahingehend auch ein Treffen des serbischen Innenministers Ivica Dacic mit der 84-jährigen Witwe Titos kürzlich in Belgrad.

Wurde Pass wegen Geldes nicht ausgestellt?
Titos Gelder stammten aus der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen, als der spätere jugoslawische Präsident angeblich auch mit 30 Prozent am Wiener Hotel Imperial beteiligt gewesen sein soll.

Unter diesem Hinweis berichtete das Blatt, dass gerade das Geld jener Grund sein dürfte, aus welchem Titos Witwe fast 30 Jahre lang keinen Pass besessen habe.

"Keine Geldfragen besprochen"
Dacic versprach letzte Woche eine schnelle Passausstellung für Jovanka Broz. Der Innenminister bestritt aber die Medienberichte.

Mit Jovanka Broz seien keine Geldfragen, lediglich die Personaldokumente und Ähnliches besprochen worden, versicherte der Minister der "Dnevni avaz".

Auch Milosevic bemühte sich um Witwe
Gemäß "Dnevni avaz" hatte sich der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic in den 90er Jahren vergeblich bemüht, mit Jovanka Broz eine Einigung über Titos Finanzen in der Schweiz zu erreichen.

Seit fast 30 Jahren unter Hausarrest
Jovanka Broz wurde wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes im Mai 1980 mitten in der Nacht aus der Präsidentenresidenz in eine nahe liegende Staatsvilla übersiedelt. Sie lebte jahrelang praktisch unter Hausarrest, wobei die Gründe dafür nie erläutert wurden.

Das geschah nicht einmal nach der politischen Wende im Jahr 2000, als die Lebensumstände der einstigen First Lady dennoch bedeutend verbessert wurden. Jovanka Broz erhielt erneut einen Personalausweis, ihr Haus wurde gründlich repariert.

Auf Sozialhilfe angewiesen
Seit drei Jahren bezieht sie auch eine Pension als Präsidentenwitwe. Zuvor war sie praktisch auf Sozialhilfe angewiesen, die ihr monatlich von einem Regierungsfahrer zugestellt wurde.

Tito trennte sich vor seinem Tod von ihr
Josip Broz hatte sich wenige Jahre vor seinem Tod von seiner Gattin getrennt. Es hieß damals, dass sich Jovanka zu sehr in politische Angelegenheiten eingemischt habe.

Ob das wirklich stimmte, ist bis dato unbekannt. Die aus Lika, dem kroatischen Adria-Hinterland stammende Serbin äußerte sich selbst nie zu den Vorwürfen.

Besuche am Grab
In der Öffentlichkeit wurde die ehemalige Krankenschwester alljährlich nur am 4. Mai gesehen, wenn sie zum Todestag Titos die Grabstätte ihres Mannes, das Blumenhaus im Garten der einstigen Präsidentenresidenz, besucht.

Die Residenz selbst, in welche in den 1990er Jahren Milosevic eingezogen war, wurde im Laufe der NATO-Luftangriffe zerstört.

Bildband ehrt Tito
In Belgrad erschien Ende April nach vielen Jahren erneut eine dem einstigen Präsidenten und seiner Frau gewidmete Bildmonographie.

Die Fotografien wurden in den 1960er und 1970er Jahren vom Belgrader Fotografen Ivo Eterovic gemacht. In den letzten Jahren war auch an Titos Grab die Zahl der Besucher aus allen Teilen Ex-Jugoslawiens bedeutend gestiegen.

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