Taylor gibt sich empört

Taylor fordert: Man solle an der Taylor-Regel nicht "herumdoktern".
In die Debatte über negative Leitzinsen bringt sich nun auch jener Ökonom ein, auf dessen Berechnungen sich Notenbanker und Experten in ihren Überlegungen berufen: John Taylor, ein hochrangiger Beamter des US-Finanzministeriums unter Präsident George W. Bush und davor schon Berater von Präsident Gerald Ford.

Er stellte die "Taylor-Regel" auf, nach der zahlreiche Notenbanken weltweit die "idealen" Leitzinsen berechnen. Wie seine Regel nun interpretiert wird, geht Taylor aber entschieden zu weit.

Negative Zinsen?
Denn in einem internen Papier der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) heißt es nun, dass die idealen Leitzinsen laut Taylors Berechnungsmethode im negativen Bereich lägen.

Laurence Meyer, einer der wichtigsten Berater der Fed, hatte im März erklärt, mit Taylors Regel lasse sich für Ende 2009 ein idealer Zinssatz von minus 7,5 Prozent berechnen.

Der renommierte US-Ökonom Gregory Mankiw gab der Fed dabei in einem "New York Times"-Artikel grundsätzlich recht.

Taylor wehrt sich
Taylor, derzeit Wirtschaftsprofessor an der Universität Stanford, widersprach jedoch dieser Auslegung seiner Theorie am Dienstag auf einer Konferenz in Georgia vehement, wie der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg am Mittwoch berichtete.

Regel völlig falsch angewendet?
Nach seiner eigenen Berechnung müsste der Leitzins derzeit bei 0,5 Prozent liegen, so Taylor, wenn man die langfristige Konjunkturentwicklung korrekt einrechne. Außerdem sei seine Regel grundsätzlich für Zeiten von Inflation und Wirtschaftswachstum ersonnen worden.

Die Fed hat die Leitzinsen auf derzeit null bis 0,25 Prozent gesenkt und debattiert auch noch negative Zinsen. Taylor legt deshalb den Schluss nahe, dass seine Regel völlig falsch angewendet werde. Man hätte bei einer konservativen Auslegung bleiben sollen und nicht an der Regel "herumdoktern", weil man in Jahren des Wachstums noch bessere Bedingungen für die Wirtschaft schaffen wollte.

Fed für Taylor mitschuldig an Krise
Laut Taylor setzt die Fed die Zinsen seit 2003 viel zu niedrig an. Damit habe sie die derzeitige Finanzkrise mitzuverantworten. Denn durch die niedrigen Kreditzinsen habe die Immobilienkrise erst entstehen können.

Jeder habe dadurch ungeachtet seines finanziellen Backgrounds Kredite aufnehmen können, die später "faul" wurden, weil sie nicht zurückgezahlt werden konnten.

"Systemisches Risiko"
"Der Immobilienboom hat zu Enteignungen, Insolvenzen und den Paketen mit faulen Krediten geführt - und zwar nicht nur in den USA, auch in anderen Ländern", sagte Taylor.

Die Zinspolitik der Fed sei ein "systemisches Risiko", weil es schwierig sein werde, den Pfad der Niedrigzinspolitik rechtzeitig zu verlassen und gleichzeitig eine hohe Inflation zu vermeiden.

Zu oft "Too big to fail"
Kritik übte Taylor auch an der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Barack Obama. Das Motto "Too big to fail" (zu groß, um in Konkurs zu gehen) werde mittlerweile zu oft angewendet.

Taylor spricht in diesem Zusammenhang von einer "Bail-out"-Mentalität, in der Unternehmen sich stets darauf verlassen könnten, "gerettet" zu werden. Das Defizit der USA steigt aufgrund der Konjunkturprogramme und "Bail-outs" Obamas in schwindelnde Höhen.

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