Was bleibt von 100 Euro Lohn?

Wer 54.900 Euro pro Jahr verdient und Single ist, zahlt prozentuell die höchsten Abgaben von seinem Lohn.
Steuern und Sozialbeiträge belasten die Arbeitseinkommen in Österreich in zunehmendem Maß. Das sagt die neue OECD-Studie "Taxing Wages", die die Abgabenbelastung der Löhne in den OECD-Mitgliedern verglichen hat.

Das vierte Jahr in Folge seien die Belastungen der Arbeitseinkommen in Österreich gestiegen, so die OECD, die ihre jüngsten Aussagen auf die Abgabenquote des Jahres 2008 stützt. Im OECD-Mittel ist bei den Löhnen eine leichte Entlastung der Steuer- und Abgabenquote zu verzeichnen. Noch stärker belastet werden Löhne im Vergleich zu Österreich in Deutschland.

In allen untersuchten Haushaltstypen war in Österreich im vergangenen Jahr die Abgabenlast höher als im Jahr 2000. Besonders deutlich war die Steigerung bei Gering- und Durchschnittsverdienern sowie bei Familien mit Kindern.

Von 100 Euro bleiben 51,2 Euro über
2008 blieben bei einem zum Durchschnittslohn beschäftigten Single von 100 Euro, die dieser seinen Arbeitgeber kostet, nach Abzug von Steuern und Sozialbeiträgen (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) noch 51,2 Euro netto übrig (52,7 Euro im Jahr 2000). In der OECD sind nur in Belgien, Ungarn, Deutschland und Frankreich die Gesamtabzüge höher.

Im OECD-Mittel blieben der gleichen Personengruppe bei 100 Euro Arbeitskosten 62,6 Euro netto in der Tasche, das entspricht einer Gesamtabgabenquote auf die Arbeitskosten von 37,4 Prozent. In den EU-Staaten liegt die Abgabenquote hier bei 42,8 Prozent, in Österreich bei 48,8 Prozent.

Österreichische Besonderheit
Eine Besonderheit des österreichischen Systems ist für die OECD das relative Sinken der Abgabenquote ab einem bestimmten Einkommen (was, so werden heimische Steuerexperten einwenden, bei gedeckelten Sozialversicherungsabgaben kein Wunder sei).

In Österreich sinkt zumindest bei Alleinstehenden die Belastung der Arbeitseinkommen ab einem bestimmten Punkt wieder. Abgesehen von Deutschland und Spanien gibt es einen solchen Verlauf der Steuer- und Abgabenbelastung in keinem anderen OECD-Land.

So fallen in Österreich für Singles mit einem Jahresgehalt von rund 54.900 Euro mit 52,1 Prozent die höchsten Abzüge durch Steuern und Sozialbeiträge an. Bei 90.000 Euro Jahresgehalt müssen dagegen nur noch 49,1 Prozent der Arbeitskosten (Bruttoverdienst plus Sozialbeiträge Arbeitgeber) an Sozialkassen und Staat abgeführt werden. Die Steuer- und Sozialabgabenquote liegt damit wieder auf dem Niveau eines Arbeitnehmers mit 41.350 Euro Jahresgehalt.

Hintergrund für diesen Effekt ist die große Bedeutung der Sozialabgaben, die aufgrund der Beitragsbemessungsgrenzen ab einem gewissen Einkommen nicht mehr steigen.

So rechnet die OECD
Als Durchschnittslohn wird von der OECD der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst eines Vollzeitarbeitnehmers in der Privatwirtschaft herangezogen (Österreich 2008: 38.653 Euro). Ausgedrückt in US-Dollar zu Kaufkraftparitäten (US-Dollar PPP) entspricht das 43.891 US-Dollar PPP. Im OECD-Schnitt lag das durchschnittliche Jahresbrutto bei 35.394 US-Dollar PPP.

Links: